Marc Heußinger geht Aldi-Nord-Chef wirft überraschend hin

Quelle: dpa

Aldi-Nord-Chef Marc Heußinger verlässt überraschend den Discounter – der Trennung ging offenbar ein Streit um das milliardenschwere Modernisierungsprogramm des Billiganbieters voraus.

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Der Chef von Aldi Nord, Marc Heußinger, gibt seinen Posten auf. Dies teilte das Unternehmen am Freitag in Essen mit. Der 52-Jährige „hat darum gebeten, ihn von seiner Funktion und seinen Aufgaben zu entbinden.“ Bis auf weiteres übernehme sein bisheriger Stellvertreter Torsten Hufnagel, 45, die Gesamtverantwortung im Verwaltungsrat. „Damit ist die Unternehmensgruppe voll handlungsfähig“, betonte der Discounter.

Heußingers Vertrag war erst Ende 2017 um 5 Jahre verlängert worden. Er führte das Unternehmen seit 2011. Es war eine schwierige Zeit für den Discounter. Denn der Billiganbieter drohte damals den Anschluss an das Schwesterunternehmen Aldi Süd und den Konkurrenten Lidl zu verlieren. So kam es in seiner Amtszeit zu einer grundsätzlichen Neuausrichtung. Mehr frische Produkte, mehr Markenartikel und hübschere Läden sollten dem Unternehmen neuen Schwung geben.

Wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr, wurde Heußinger innerhalb des Unternehmens und von den Eigentümerfamilien aber vorgeworfen, er setze das vor einem Jahr beschlossene Modernisierungsprogramm nicht schnell genug um. Außerdem seien die Wachstumsraten des Discounter-Konzerns hinter den Erwartungen geblieben.

So sieht Aldi Nord bald aus
Aldi Nord Männer an der Fassade Quelle: Marcus Simaitis für WirtschaftsWoche
Aldi Nord Männer mit Paletten Quelle: Marcus Simaitis für WirtschaftsWoche
Aldi Nord Mann in der Backabteilung Quelle: Marcus Simaitis für WirtschaftsWoche
Aldi Nord Obst- und Gemüseabteilung Quelle: Marcus Simaitis für WirtschaftsWoche
Aldi Nord Quelle: Marcus Simaitis für WirtschaftsWoche
Aldi Nord Kühltheke Quelle: Marcus Simaitis für WirtschaftsWoche
Aldi Nord Einkaufswagen Quelle: Marcus Simaitis für WirtschaftsWoche

Heußinger habe seinerseits beklagt, dass seine Entscheidungen immer wieder angezweifelt worden seien und er an der Umsetzung behindert worden sei, hieß es weiter. Aus seinem Umfeld heißt es, er habe den Eindruck gehabt, dass die Jakobus-Stiftung, die ein Drittel von Aldi Nord besitzt, ihm kein Vertrauen mehr entgegen gebracht habe. Aus seinem Umfeld heißt es, er habe den Eindruck gehabt, dass die Jakobus-Stiftung, die ein Drittel von Aldi Nord besitzt, ihm kein Vertrauen mehr entgegen gebracht habe. Ein Sprecher wollte die Informationen nicht kommentieren. Mitarbeiter berichten, dass Heußinger in den vergangenen Wochen wie gelähmt gewirkt habe. Er hat das Unternehmen nach dpa-Informationen bereits verlassen.

Unter dem Projektnamen „Aniko“ läuft seit Sommer 2017 eine Modernisierung der Aldi-Nord-Filialen. In Deutschland sollen alle rund 2300 Märkte ein helleres und freundlicheres Aussehen bekommen. Der Discounter will fünf Milliarden Euro für das gesamte Programm ausgeben. Vor allem das Angebot an frischer Ware wie Obst und Gemüse sowie an Fleisch und Fisch wird im Vergleich zu den alten Filialen ausgebaut.

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Das Unternehmen ist im Besitz von drei Stiftungen: der Markus- und der Lukas-Stiftung, die von der Gründerwitwe Cäcilie Albrecht und ihrem Sohn Theo Albrecht Junior kontrolliert werden, sowie der Jakobus-Stiftung, bei der Nachkommen von Theos 2012 gestorbenem Bruder Berthold das Sagen haben. Große Investitionen und wichtige Entscheidungen können von den Stiftungen nur einstimmig freigegeben werden.

Bei Aldi Nord hat nun erst einmal Heußingers Stellvertreter Hufnagel das Ruder übernommen. Es gilt auch als aussichtsreichster Kandidat bei der endgültigen Besetzung des Chefpostens. Denn Hufnagel wurde bei Aldi Nord seit Jahren aufgebaut, genau mit dem Ziel, einmal an die Spitze des Discounters zu rücken. Er gilt als Architekt des milliardenschweren Modernisierungsprogramms. Im Unternehmen erwartet man, dass dieses nun deutlich schneller umgesetzt wird und die angestaubten Filialen bald alle umgebaut sind.

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