Embraer-Deal geplatzt Boeing gibt geplante Milliardenübernahme auf

Das brasilianische Unternehmen wollte seine Jetsparte veräußern. Quelle: Reuters

Boeing hätte 80 Prozent der Jetsparte des brasilianischen Unternehmens Embraer übernommen. Embraer hatte den Deal zuvor als lebenswichtig bezeichnet – und will nun Schadenersatz fordern.

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Nach jahrelangen Vorbereitungen hat der US-Flugzeugbauer Boeing eine geplante Großübernahme in Brasilien abgesagt. Die Verhandlungen mit Embraer seien gescheitert, man habe sich nicht über die Bedingungen einigen können, teilten die Amerikaner am Samstag mit. Dies sei „zutiefst enttäuschend“, erklärte der zuständige Boeing-Manager Marc Allen.

Boeing hatte in einer 4,2 Milliarden Dollar schweren Transaktion 80 Prozent der Jet-Sparte von Embraer übernehmen wollen, um den deutsch-französischen Konkurrenten Airbus auch bei mittelgroßen Flugzeugen bis zu 150 Sitzen anzugreifen. Embraer habe bestimmte vertragliche Bedingungen nicht innerhalb der vereinbarten Frist erfüllt, begründete Boeing den Rückzug. Man beende die Transaktion daher.

Der brasilianische Luftfahrtkonzern Embraer, der den Deal zuvor als lebenswichtig bezeichnet hatte, behielt sich rechtliche Schritte gegen Boeing vor und kündigte inzwischen an, Schadenersatz zu fordern. Boeing wolle wegen hausgemachter Probleme aus der Kaufvereinbarung herauskommen und nutze angebliche Unstimmigkeiten als Vorwand, teilte Embraer auf die Erklärung Boeings hin mit. Die Firma sprach von einer unrechtmäßigen Beendigung der Kaufvereinbarung.

von Rüdiger Kiani-Kreß

Embraer wollte neben den 20 Prozent an dem Joint Venture die Kontrolle über seine Rüstungssparte und die Sparte mit Geschäftsflugzeugen behalten. Die Wettbewerbsbehörden hatten den Deal nach und nach durchgewunken, mit Ausnahme der Europäischen Kommission, die ihn zuletzt noch geprüft hatte.

Boeing erwähnte die Coronakrise in der Meldung nicht, doch klar ist, dass dem Konzern die aktuelle Situation stark zusetzt. Mehrere hundert Bestellungen wurden bereits storniert. Die langfristigen Folgen sind noch nicht abzusehen. Zwei Abstürze von Boeing-737-MAX-Maschinen in Indonesien und Äthiopien mit zusammen 346 Toten haben darüber hinaus den Ruf des Konzerns beschädigt. Das betroffene Modell ist noch immer weltweit mit Startverboten belegt. Mit Spannung erwartet werden die Quartalszahlen, die Boeing am 29. April offiziell vorstellen will.

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