KTG Agrar Dubiose Geschäfte des einstigen Börsenstars

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Die Finanzdrehscheibe KTK

Die KTK-Gruppe verdient Geld mit der Vermarktung und dem Transport von Getreide und besteht aus der KTK Getreidelager und Handels AG in Hamburg sowie deren Muttergesellschaft, der KTK Getreidehandels AG in Frankfurt.

Nach der Pleite häufen sich die Ungereimtheiten. Quelle: Werner Schuering für WirtschaftsWoche

An beide Gesellschaften vergab die KTG Darlehen über insgesamt rund 66 Millionen Euro. Doch wofür? Wer auf der Suche nach Antworten die Telefonnummern der KTK in Hamburg und Frankfurt wählt, landet in der Telefonzentrale der KTG Agrar. Noch erstaunlicher: Auch Manager der KTK können oder wollen wenig zu den Geschäften sagen.

Vorstand der KTK in Hamburg ist der 81-jährige Winfried B., der auch in zahlreichen anderen Unternehmen auftaucht, die mit Hofreiters KTG Agrar verbandelt sind. Der rüstige Getreideveteran erklärt der WirtschaftsWoche, er habe operativ „eher weniger“ getan und wolle sich zu Details nicht äußern.

von Mario Brück, Henryk Hielscher

Niemand will etwas wissen

Alleinvorstand der KTK Getreidehandels AG in Frankfurt ist wiederum der Rechtsanwalt Felix N., der hauptberuflich Firmenmäntel verkauft, in die Firmen Beteiligungen packen können, und – entgegen sonst üblichen Gepflogenheiten – auch Jahre nach dem Verkauf des Firmenmantels noch der KTK als Vorstand diente. Jedenfalls bis zum Samstag, dem 4. Juni 2016. An diesem Tag sei er als Vorstand ausgeschieden, behauptet Felix N. – ausgerechnet zwei Tage, bevor KTG Agrar erstmals öffentlich machte, fällige Zinsen für eine Anleihe nicht fristgerecht zahlen zu können, und so faktisch ihr Ende einläutete.

Ob der KTK-Alleinaktionär, ein Finanzdienstleister aus Süddeutschland, darüber informiert sei, wisse er nicht, sagte Felix N. Im Handelsregister sind angebliche Änderungen im Vorstand noch nicht eingetragen. Insider vermuten indes, dass sich die Rolle der KTK-Vorstände in Wahrheit ohnehin nur darauf beschränkte, ihre Unterschriften unter alle jene Dokumente zu setzen, die ihnen aus der KTG-Zentrale vorgesetzt wurden. Waren sie Strohmänner für Hofreiter, um mit den Kreditmanövern Löcher in der Bilanz zu stopfen? Denn die Darlehensforderungen wurden im KTG-Jahresabschluss als Vermögen bilanziert. Der Ackerpleitier schweigt auch dazu.

Ein Insider erklärt die millionenschweren Darlehen an KTK indes so: Da KTK das Getreide nicht sofort weiterverkaufen konnte und es zunächst lagern musste, könnte KTG Agrar den Ankauf des Getreides für KTK zwischenfinanziert haben. Diese Forderungen, so der Insider, seien aber besichert – und zwar mit der Ernte. Allerdings steht die Höhe der ausgereichten Darlehen in keinem Verhältnis zu den Ernteerträgen.

Was sich wirklich hinter den Millionenkrediten verbirgt, könnte sich in dieser Woche zeigen. Dann soll eine außerordentliche Hauptversammlung der KTK Getreidehandels AG stattfinden.

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