Studie Finanzinvestoren bleiben in Deutschland auf Einkaufstour

Deutsche Unternehmen stehen auf dem Einkaufszettel ausländischer Investoren Quelle: dpa

Deutsche Unternehmen sind einer Studie zufolge auch 2017 bei ausländischen Investoren beliebt gewesen. Im laufenden Kalenderjahr gab es fast so viele Übernahmen und Fusionen wie im vorangegangenen Rekordjahr.

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Finanzinvestoren haben in Deutschland in diesem Jahr einer Studie zufolge so viele Firmen gekauft wie nie zuvor. Die Unternehmensberatung EY zählte 2017 insgesamt 210 Übernahmen durch Private-Equity-Gesellschaften, 20 mehr als im bisherigen Rekordjahr 2016. Das Transaktionsvolumen blieb allerdings mit 19,1 Milliarden Euro um zehn Prozent hinter dem Vorjahreswert von 20,8 Milliarden zurück, wie EY (Ernst & Young) am Mittwoch in Stuttgart berichtete. EY-Fusionsexperte Alexander Kron glaubt, dass die Finanzinvestoren 2018 so weitermachen werden. Dann dürften sie unter anderem um Firmen wie den Zählerableser Techem und den Teleshopping-Sender HSE24 buhlen. "Für das kommende Jahr sind einige große Transaktionen in der Pipeline, zudem bleiben die konjunkturellen Aussichten gut - somit könnte 2018 erneut ein Rekordjahr werden."

Am meisten Geld legten Private-Equity-Fonds in Deutschland für Stada hin - 5,2 Milliarden Euro. Bain Capital und Cinven gewannen die Bieterschlacht um den Pharmakonzern aus Bad Vilbel bei Frankfurt. Dass sich Finanzinvestoren inzwischen auch an so große, börsennotierte Unternehmen heranwagten, zeige ihr Selbstvertrauen, sagt Kron. Es zeige aber auch den Druck, dem sie unterliegen, nachdem ihnen Investoren angesichts niedriger Zinsen Milliarden für neue Übernahme-Fonds anvertraut haben. Das treibt die Preise. "Sie sind dringend darauf angewiesen, ihr Kapital zu investieren. Da die Anzahl der Ziele im Markt jedoch begrenzt ist, werden Finanzinvestoren immer kreativer", sagt EY-Partner Wolfgang Taudte. So ließen sie sich zunehmend auch auf Minderheitsbeteiligungen oder Joint Ventures ein.

Die meisten Käufer kamen den Angaben zufolge bis Mitte November aus den USA mit 158 angekündigten Transaktionen. Auf dem zweiten Platz landete die Schweiz (80 Deals), gefolgt von den Briten (72). Auf Investoren aus Frankreich entfielen 55 und auf chinesische Interessenten (inklusive Hongkong) 47 Deals. Die meisten Übernahmen gab es wie schon 2016 im Bereich Industrielle Produktion (24 Prozent), gefolgt von Handel & Konsumgüter (18 Prozent) sowie Technologie (16 Prozent).

Nachholbedarf sieht Kron in der IT- und Technologie-Branche. Dort fehle europäischen Investoren im Vergleich zu den Rivalen aus den USA und China oft das nötige Wissen. "Letztlich geht es darum, Werte in den Unternehmen zu schaffen, die sie auch für strategische Investoren oder für einen Börsengang spannend machen", sagt der EY-Experte. Im zu Ende gehenden Jahr ging ein Großteil der Unternehmen an andere Finanzinvestoren. 52 von 108 Firmen, bei denen ein Private-Equity-Investor ausstieg, wurden auf diese Weise weitergereicht. Darunter war der schwäbische Industriekeramik-Hersteller Ceramtec. Er war mit 2,6 Milliarden Euro die zweitgrößte Private-Equity-Transaktion des Jahres in Deutschland und gehört nun einem Konsortium um BC Partners.

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