Alphabet Datenschutz-Sorgen können Gewinn der Google-Mutter noch nichts anhaben

Die Zahlen der Google-Muttergesellschaft Alphabet haben die Erwartungen übertroffen. Quelle: REUTERS

Google hat dank guter Werbeeinnahmen und dank Donald Trump deutlich mehr Geld verdient als erwartet. Die Datenschutz-Diskussionen machen sich bisher noch nicht bei den Zahlen bemerkbar.

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Die Tech-Rally an der Wall Street ist ins Stottern gekommen. Wer dafür noch eine Bestätigung sucht, hat sie am Montag von Google und der Muttergesellschaft Alphabet bekommen. Obwohl die Ergebnisse im ersten Quartal 2018 alle Erwartungen übertrafen, reagierte die Aktie nachbörslich nur mit einem kurzen Kurssprung, um danach wieder 0,14 Prozent unter das Schlussniveau des offiziellen Handels zurückzufallen.

Andere Tech-Aktien wie Apple und Amazon konnten sich nachbörslich nur wenig von den Tagesverlusten erholen. Facebook tendierte wie Google weiter abwärts. Lediglich Microsoft konnte im Handel und nachbörslich zulegen. Sie alle werden in den kommenden Wochen ihre Zahlen vorlegen.

Googles Quartalsergebnis je Aktie lag vor Berücksichtigung von Sonderposten unterdessen deutlich über den Schätzungen von Analysten. Alphabets Bruttoumsatz stieg um 26 Prozent auf 31,14 Milliarden Dollar und zeigt dank der kontinuierlich gut laufenden Werbung auf Googles Suchmaschine einen konstanten Aufwärtstrend.

Die Alphabet-Zahlen zeigen vor allem, dass die Debatte um Datenschutz rund um Facebook und die britische Datenfirma Cambridge Analytica, aber auch mit Blick auf Youtube und seine stärkere Regulierung, bislang noch keine Auswirkungen auf die Konzernergebnisse aus Mountain View hat. Investoren fürchten allerdings, dass die im Mai in Kraft tretende neue Datenschutz-Grundverordnung in der EU bewirken könnte, dass Nutzer die bisher besonders erfolgreiche personalisierte Werbung künftig zurückzuweisen. Bei einer Telefonkonferenz mit Investoren beeilte sich Alphabets Finanzchefin Ruth Porat die Datenschutz-Sorgen zu zerstreuen. Die Suchwerbung werde überwiegend durch Schlüsselworte in der Suchfrage generiert und es gebe kaum Berührungspunkte mit privaten Daten.

Auch Google-Chef Sundar Pichai versuchte bei der Konferenz, die Sorge der Analysten auszuräumen. „Wir haben vor Monaten damit angefangen, daran zu arbeiten“, sagt er über die Umsetzung der neuen Datenschutzgesetze. Das Thema sei nicht neu für seine Firma, man arbeite sehr eng mit den Werbekunden und den eigenen Policy-Experten zusammen. „Wir konzentrieren uns sehr darauf, das richtig hinzukriegen.“ Es werde eine „jahrelange Bemühung“, kündigte er an.

Mit Spannung verfolgten Analysten an der Wall Street vor allem auch die Äußerungen des Google-Chefs zum Thema Youtube. Das Video-Portal kämpft wegen rassistischen Inhalten und Propaganda erneut mit Problemen. Laut einem CNN-Bericht liefen die Spots von 300 Werbekunden, darunter von Amazon, Adidas, Cisco, Hilton, Linkedin, Mozilla, Netflix oder Nordstrom, vor Hass-Videos. Der US-Sporthersteller Under Armour hat seine Budgets vorerst eingefroren. Google droht damit neuer Ärger mit seinen Werbekunden.

„Wir konzentrieren uns weiter darauf, dass Youtube ein sicherer Ort bleibt“, versicherte Pichai. Seine Firma bekämpfe „aggressiv“ all Inhalte, die gegen die internen Richtlinien verstoßen mit Maschinenlernen und menschlichen Angestellten.

Erfreulicher war es für Pichai über den Gewinn des Unternehmens zu sprechen: Beim Nettogewinn beispielsweise konnte der Tech-Konzern einen überraschend starken Anstieg um 73 Prozent auf 9,4 Milliarden Dollar verzeichnen - der allerdings ist zu einem großen Teil auf eine Bilanzierungsänderung zurückzuführen. Der Marktwert von Beteiligungen an nicht an der Börse gelisteten Unternehmen müssen nun fortlaufend im Segment „andere Einnahmen & Ausgaben“ ausgewiesen werden müssen.

Einige Investitionen, zum Beispiel in den Fahrdienst Uber, sind in den letzten Jahren stark im Wert gestiegen, was sich jetzt erstmals im Zahlenwerk von Alphabet bemerkbar machte. Der Posten stieg zum Vorjahr von 251 Millionen Dollar auf 3,542 Milliarden Dollar. Der Löwenanteil davon ist auf die Uber-Beteiligung zurückzuführen.

Gewinnanstieg dank Trumps Steuerreform

Google war 2013 vergleichsweise früh bei Uber eingestiegen und hat in einem Gerichtsvergleich 2017 ein weiteres Aktienpaket bekommen. Ausgewiesen wird er jetzt bei der Mutter. Alphabets eigentlicher operativer Gewinn ohne den Uber-Effekt stieg um 22 Prozent, was ebenfalls über den Erwartungen der Analysten liegt.

Ein wesentlicher Grund für den enormen Gewinnanstieg war auch die Steuerreform von US-Präsident Donald Trump, durch die die Abgaben an den Fiskus noch weiter gedrückt werden konnten. Die effektive Steuerquote des Alphabet-Konzerns schrumpfte im Jahresvergleich von 20 auf lediglich 11 Prozent.

Die Trump-Regierung hatte die Unternehmenssteuern in den USA zu Jahresbeginn von 35 auf 21 Prozent gesenkt, dank etlicher Schlupflöcher und Sonderregeln zahlen einige Konzerne unterm Strich jedoch noch deutlich weniger.

von Matthias Hohensee, Georg Buschmann, Frank Doll

Bei den Kosten zeigte sich unterdessen eine kräftige Steigerung, nicht zuletzt, weil in New York ein neues Gebäude für 2,4 Milliarden Dollar gekauft worden war und 5000 neue Mitarbeiter hinzukamen. Rund 2000 davon kommen von der Übernahme der Smartphone-Aktivitäten von HTC. Google versucht im Hardwaremarkt weiter, an Apples Vorsprung und vor allem die Vormachtstellung Amazons bei intelligenten Lautsprechern heranzukommen. Nicht zuletzt deshalb wurde der Heim-Thermostat- und Kamerahersteller „Nest“ aus der Selbstständigkeit zurückgeholt und wieder bei Google eingegliedert. Amazons künstliche Intelligenz Alexa könnte einmal die schärfste Bedrohung für Googles Werbegeschäft werden. Dann nämlich, wenn die Interessenten Alexa direkt nach einem Produkt fragen, anstatt vorher auf Google zu suchen.

Für die Weiterleitung von Suchanfragen von dritten Seiten auf Google-Seiten fallen sogenannte „TAC“ an, „Traffic Aquisition Costs“. Die erreichten im Vorjahresquartal 22 Prozent des Werbeumsatzes, im abgelaufenen waren es bereits 24 Prozent. Damit stieg dieser Kostenblock prozentual so stark wie der gesamte Werbeumsatz auf 26,6 Milliarden Dollar. So stark war ein Werbeumsatz seit 2011 nicht mehr gestiegen. Das Geschäft lohnt sich aber weiterhin: Die Zahl der bezahltem Klick auf Werbeanzeigen stieg um 59 Prozent, die Preis pro Klick für den Werbetreibenden, also das, was Google bekommt, fiel dagegen um 19 Prozent. Solange die Zahl der Klicks weiter stark steigt ist das für das Unternehmen keine Bedrohung. Und günstigere Werbekosten können zudem überproportional neue Werbekunden anziehen.

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