Darktrace Ex-Spione machen mit der Cyberabwehr Geschäfte

Britische Ex-Geheimdienstler und IT-Experten haben den Cyberdefense-Anbieter Darktrace gegründet, der Unternehmen besser vor Hackerattacken schützen will. Perfekte Symbiose oder Rezept zum Machtmissbrauch?

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GCHQ-Zentrale Quelle: dpa Picture-Alliance

So also sieht ein Ex-Spion aus. Dave Palmer trägt das braune Haar an den Seiten kurz geschoren und oben am Kopf etwas länger, wie es derzeit Mode ist. Grün melierter Pullover mit rundem Ausschnitt, darunter ein weißes Hemd, dunkle Flanellhose, schwarze Brogues, die traditionellen britischen Schnürhalbschuhe mit Lochverzierung. James-Bond-Look? Keinesfalls. Gesamteindruck: unauffällig. Das entspricht auch seinem Naturell. Als ehemaliger Schlapphut will er eigentlich gar nicht im Rampenlicht stehen.

Doch Palmer, gerade mal 35 Jahre alt, springt in jüngster Zeit öfter über seinen Schatten. Er ist der technische Kopf einer privaten Elite-Eingreiftruppe, die die Überwachungsmethoden der Geheimdienste im Internet auch in der Wirtschaft salonfähig machen will. Nach fast 14 Jahren im Dienste ihrer Majestät Elizabeth II. für den Inlandsgeheimdienst MI5 und den Abhördienst GCHQ gründete er vor gut einem Jahr zusammen mit weiteren Ex-Agenten die britische Cyberdefence-Firma Darktrace (auf Deutsch: dunkle Spur).

Dave Palmer Quelle: PR

Nach Hackern, Cyberbanden und ausländischen Geheimdiensten fahnden

Sein Ziel: Mit ähnlichen Analyseprogrammen, wie sie durch die Enthüllungen des ehemaligen NSA-Agenten Edward Snowden in Verruf geraten sind, will Darktrace in Firmennetzen nach Hackern, Cyberbanden und ausländischen Geheimdiensten fahnden. Gezielte Attacken, so die Geschäftsidee, lassen sich damit im Frühstadium erkennen und unterbinden.

Sicherheitsexperten befürchten, dass damit der Bock zum Gärtner gemacht wird. Denn unklar ist, ob die ehemaligen Spione wirklich alle Verbindungen zu ihrem ehemaligen Arbeitgeber abgebrochen haben. Wer so tief wie Darktrace in den internen Datenverkehr der Unternehmen eindringt, könnte – wie eine unter dem Deckmantel eines Sicherheitsspezialisten operierende Tarnfirma – im Auftrag der Geheimdienste wertvolle Informationen absaugen, auch wenn das Palmer nachdrücklich bestreitet.

Chronik: Die größten Datendiebstähle

Enge Verbindungen zu den Nachrichtendiensten bei Darktrace

Beim Start-up Darktrace sind die Verbindungen zu den Nachrichtendiensten besonders eng. Denn die Elite der angelsächsischen Spionagewelt gibt sich ein Stelldichein. Der frühere MI5-Direktor Sir Jonathan Evans, der den Inlandsgeheimdienst von 2007 bis 2013 leitete, sitzt im Beirat. Zum Chef von Darktrace stieg im Januar Andrew France auf, bei GCHQ einst die Nummer zwei für Cyberabwehr. Sein Job war es, die digitalen Kronjuwelen der Königin zu schützen.

Auch in der Belegschaft geben Ex-Agenten den Ton an. Rund ein Drittel der 60 Darktrace-Mitarbeiter haben ihre ersten Berufsjahre beim Geheimdienst verbracht. Im Frühsommer rückten sogar zwei langjährige Ex-Mitarbeiter der US-Schnüffeltruppe NSA in die Geschäftsführung ein.

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