Die wichtigsten Fakten zur Übernahme Warum Microsoft Nokia kaufen musste

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Welche Auswirkungen hat der Deal auf die Aktienkurse?

Nokia-Aktie geht nach Microsoft-Deal durch die Decke

 

Die Meinungen an der Börse sind einhellig: Nokia nützt der Deal wesentlich mehr als Microsoft. Der Kurssprung um 40 Prozent nach oben ist dabei nur Ausdruck der nun um 5,4 Milliarden Euro verlängerten Bilanz. Da Nokia bereits vor dem Verkauf der Mobilfunksparte auf einigen Milliarden Euro Cash saß, teil sich der aktuelle Kurs von rund vier Euro für die Aktie wie folgt auf: zwei Euro entfallen auf den nun sehr hohen Bargeldbestand, ein Euro auf die Karten-Sparte Here und ein Euro auf den Wert der Nokia-Patente. Spötter bezeichnen Nokia deshalb schon als eine Bank mit angeschlossener Netzwerksparte, die Aktionäre bei einem Kauf zum jetzigen Kurs quasi gratis dazu bekommen. Das ist fair, schließlich verdient Nokia mit der Netzwerksparte zurzeit kein Geld.

Für Mutige ergibt sich daraus eine spannende Spekulation: Gelingt es Nokia, im Netzwerkgeschäft das Ruder herumzureißen, hat die Aktie auf Sicht von sechs bis zwölf Monaten gute Chancen, weitere Höhen zu erklimmen. Das Risiko für Nokia-Aktionäre, dass die Aktie wieder abstürzt, ist durch die gehorteten Milliarden zumindest mittelfristig gering. Angesichts der enormen Bargeldsummen bleibt jedoch die Frage, ob die Finnen in der Lage sind, diese klug zu investieren. Kurzfristig könnten auch Gewinnmitnahmen den Kurs etwa belasten. Wer mit Nokia-Papieren nun deutlich im Plus liegt, kann das ebenfalls tun. Mittel- bis langfristig bleibt der Wert chancenreich.

Routine bei Microsoft

Für Anleger, die auf Microsoft-Aktien setzen, hat sich eigentlich nicht sehr viel geändert. Sicherlich eröffnet der Nokia-Mobilfunk dem Softwaregiganten gemeinsam mit seiner großen Vertriebskraft und enormen Cash-Reserven neue Möglichkeiten. Andererseits sind Microsoft im Markt für mobile Betriebssysteme schon längst die Felle davon geschwommen. Bei der Hardware sind die Smartphone- und Tablet-Wettbewerber Microsoft ebenfalls weit enteilt. So einen richtigen Schub wird der Deal also nicht bringen, bestenfalls eine Nische könnte Microsoft mit dem Nokia-Zukauf noch besetzen.

Andererseits ist die Aktie gemessen an den Unternehmenszahlen geradezu billig. Zwar gehen die Wachstumsraten zurück, dafür sitzt Microsoft auf 51 Milliarden Dollar Cash-Reserven – und zahlt die Übernahme entsprechend in bar. Durch die Übernahme dürfte der Umsatz um knapp ein Fünftel zulegen, schätzen die Analysten von Independent Research. Im Gegenzug dürfte die Nettogewinnmarge, die noch bei 28 Prozent liegt, Federn lassen. Unter Anlegern ist die Microsoft-Aktie zudem beliebt, weil der Konzern zuverlässig eine Dividende zahlt, die in den vergangenen Jahren noch dazu stetig anstieg. Für Aktionäre ist das Risiko nach unten begrenzt, schließlich gibt der Konzern bei Bürosoftware und PC-Betriebssystemen immer noch den Ton an und verdient prächtig damit. Die Microsoft-Aktie startete nach Bekanntwerden des Deals anfangs im Plus. Offenbar bewerteten Anleger den Kaufpreis für Nokia zunächst als günstig. Später drehte das Papier jedoch ins Minus – wie es bei Aktien auf der Käuferseite einer großen Firmenübernahme häufig zu beobachten ist. Das Minus von knapp fünf Prozent könnte sich langfristig als Kaufgelegenheit erweisen.  

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