Digitalisierung in der Agrarbranche Vom Feld ins Netz

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Treffpunkt Telegram

Betriebe mit einer Fläche von insgesamt mehr als 200.000 Hektar konnte Agrimand bereits als Kunden gewinnen, räumlich liegt der Fokus auf dem ostdeutschen Raum sowie Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Nun sollen auch über Werbung in sozialen Netzwerken wie Instagram und Gruppen etwa im Messenger-Dienst Telegram weitere Nutzer dazukommen. Zudem sollen Partner-Landwirte bei Kollegen für Agrimand werben. Ein Investorenkreis um Brandenburg Kapital, Tochter der Förderbank ILB, greift dabei mit einem Millionenbetrag unter die Arme, wie das Start-up im Mai bekanntgab.

Bis zum erfolgreichen digitalen Marktplatz ist es dennoch ein weiter Weg. Was auch an den noch teils analogen Strukturen liegt: Er habe selbst im vergangenen Jahr noch eine Ausschreibung per Brief gesehen, sagt Lehmann und lacht. Teilweise werde auf den Höfen auch noch per Fax bestellt. „Die Kommunikation zu standardisieren und etwa Einträge in Ausschreibungen automatisiert zu erstellen, ist das Ziel“, sagt der Gründer. Ein Problem dabei seien die schwer zugänglichen Daten – teilweise tippten die Start-up-Mitarbeiter Produktinfos aus Katalogen ab.

Informationen systematisch zu erfassen, gilt als Wegbereiter für viele weitere Geschäftsmodelle auf dem Agrarsektor: So tüftelt beispielsweise das Berliner Start-up Carbon Farmed Solutions unter der Marke Klim an einem Informations- und Dokumentationsportal für die regenerative Landwirtschaft – die Betriebe sollen dort etwa ihre Methoden erfassen und in den Austausch kommen. Technisch anspruchsvoller tüftelt zum Beispiel Agxeed aus den Niederlanden an autonomen Traktoren und konnte sich dafür jüngst ein Investment unter anderem von Amathaon Capital und dem Landmaschinenkonzern Claas sichern.

Deeptech frei Hof

So ist der digitale Landhandel nur der Anfang, wie Branchenexpertin Bröring sagt: „In den vergangenen Jahren haben gerade Deeptech-Start-ups die Agrarbranche entdeckt, weil sich Systeme etwa zur Datenerfassung per Sensor inzwischen einfacher integrieren lassen.“ Beispielsweise mit selbstlernenden Algorithmen für die Bilderkennung richteten sich junge Tech-Firmen verstärkt an Landwirte, so Bröring. etwa um Pflanzenkrankheiten früh zu erkennen und dadurch spezifisch behandeln zu können.

„Smart Farming“ heißt das Trendthema, das auch EU-weit an Aufmerksamkeit gewinnt. Um insbesondere die Datenverarbeitung voranzubringen, stellt die EU Fördergelder zur Verfügung: 13 Testbetriebe sind etwa am Horizon-2020-Projekt „Atlas“ (Agricultural Interoperability and Analysis System) beteiligt, um unter anderem die Vernetzung von Landmaschinen und Robotik zu fördern.

Auf dem ostwestfälischen Milchviehhof soll in den nächsten Monaten erst einmal das Team weiter wachsen: Auf 20 Mitarbeiter will das Start-up Betriebsmittelhelden mit Hilfe einer neuen Finanzierung kommen. Einen sechsstelligen Betrag bekommt die Firma unter anderem vom Technologiefonds OWL und sogenannten Business Angels: darunter das Flaschenpost-Management.

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An der Seite des jungen Teams steht mit Landmaschinen Eggers aus dem niedersächsischen Suhlendorf auch ein Familienunternehmen, das bei der Kundengewinnung nützlich sein könnte. Über die derzeit rund 1000 Nutzer hinauszukommen, ist das Ziel. Zusammengefunden haben Jung und Alt noch auf ganz analogem Weg: per Anzeige in einem Branchenmagazin. „Wir haben nach Landwirten zum Austausch gesucht“, erzählt Gründer Lasse Dumstrei im Rückblick. Darauf meldete sich Philip Eggers, der den Landmaschinenbetrieb in der dritten Generation führt. „Er hat uns erstmal angeboten, vorbeizuschauen – und als nun die Finanzierungsrunde anstand, hatten wir direkt einen Investor.“

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