Plötzlich Chefin In den Schuhen des Vaters

Welche Herausforderungen fünf deutsche Unternehmertöchter meistern.

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Eva Clüsserath gehört zu den Winzertöchtern, die Weine von Weltrang produzieren – von diesen Frauen gibt es immer mehr. Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche

Eva Clüsserath: Konservativ handeln

Am Anfang hat Ansgar Clüsserath manchmal geschimpft: „Ich denke, ich stehe statt mit meiner Tochter mit meinem eigenen Vater im Weinkeller.“ Was ihn in Rage brachte: Seine Eva, die 2001 in das preisgekrönte Riesling-Weingut eingestiegen war, hatte noch konservativere Ansichten beim Weinmachen als er.

„Verkehrte Welt“, sagt Eva Clüsserath, die jede Art von Hochtechnologie für ihren Betrieb ablehnt: „Mein Vater tut das zwar auch, aber ich bin noch puristischer.“ Im Herzen war der Vater trotz gelegentlichem Dissens wohl doch froh, dass die beiden in die gleiche Richtung denken.

Noch ist das Gut im Besitz des Vaters. Der kleine, aber feine Betrieb produziert mit acht Mitarbeitern jährlich nur 40.000 Flaschen. Die Weine aus bekannten Lagen wie Trittenheimer Apotheke werden auch in Norwegen, Taiwan, Japan und den USA gerne getrunken. Winzerin Clüsserath gehört zu den Trendsetterinnen in der deutschen Wirtschaft. Denn in keiner mittelständischen Branche übernehmen so viele Töchter die Betriebe ihrer oft sehr erfolgreichen Väter wie gerade beim Weinbau.

Die mächtigsten Managerinnen der Welt
Platz 15: Alison Cooper, Imperial TobaccoGauloises dürfte die bekannteste Marke des britischen Konzerns Imperial Tobacco sein, dem Alison Cooper vorsteht. Seit 2010 ist die 47-Jährige CEO des Konzerns. Sie habe den Tabak-Riesen wieder auf die richtige Spur gebracht, indem sie in wachsende Märkte investiert habe, wie zum Beispiel Kasachstan, schreibt das Magazin „Fortune“ über die Managerin. Für die amerikanische Zeitschrift ist sie auf Platz 15 der mächtigsten Managerinnen weltweit. „Fortune“ – bekannt für Ranglisten wie die Fortune-500 – hat jetzt ein Ranking der wichtigsten Geschäftsfrauen veröffentlicht. Quelle: dpa Picture-Alliance
Platz 14: Marissa Mayer, YahooWegen ihr sieht Google so aus, wie es aussieht: Marissa Mayer (hier mit Ryan Lewis und Macklemore) war bei dem Suchmaschinenkonzern fast von Anfang an dabei und unter anderem zuständig für die Optik der wichtigsten Produkte. Seit Jahren gilt sie als Überfliegerin der Internet-Branche. 2012 wechselte sie von Google zu Yahoo - als Vorstandsvorsitzende. Weil sie gleichzeitig ihre Schwangerschaft bekannt gab war das Medienecho groß, sie dürfte eine der bekanntesten Managerinnen überhaupt sein. Im Ranking von „Fortune“ schafft sie es auf Rang 14. Bewertet wurden für die Liste unter anderem die Größe und der Zustand des Unternehmens, der Verlauf der individuellen Karriere und das Standing in der internationalen Geschäftswelt. Quelle: AP
Platz 13: Safra Catz, OracleDer Konzern Oracle versorgt große Teile der Weltwirtschaft mit Software - zum Beispiel Datenbankanwendungen. Viele Entscheidungen im Konzern trifft die CFO Safra Catz, was sie in den Augen von „Fortune“ zu einer der einflussreichsten Figuren in der Technologiebranche macht. Quelle: Presse
Platz 12: Phebe Novakovic, General DynamicsSeit 2013 ist Novakovic CEO beim Rüstungskonzern General Dynamics. Die 56-jährige Amerikanerin ist vom Fach: Vorher arbeitete sie für die CIA. General Dynamics ist dabei, sein internationales Geschäft auszubauen, vor allem die Bestellungen von Flugzeugen des Herstellers Gulfstream, der zu General Dynamics gehört, kommen zu großen Teilen aus dem Ausland. Quelle: Presse
Platz 11: Sheryl Sandberg, FacebookSie ist die Nummer zwei im Facebook-Imperium: Als Chief Operating Officer ist sie an der Seite von Mark Zuckerberg für das geschäftliche zuständig. Vor ihrem Engagement bei dem sozialen Netzwerk arbeitete sie bei Google, der Weltbank und dem US-Finanzministerium. Sandberg beschäftigt sich viel mit der Rolle von Frauen in der modernen Gesellschaft und sieht sich selbst als Vorreiterin. Im März erschien ihr Buch über Frauen und Karriere „Lean In: Women, Work, and the Will to Lead“. Quelle: dpa
Platz 10: Gail Kelly, WestpacDie größte Bank Australiens wird seit 2008 geführt von Gail Kelly, die seit dem jährlich auf einem der vorderen Plätze in der „Forbes“-Liste der mächtigsten Frauen der Welt landet. Auch im dem in diesem Jahr zum ersten Mal veröffentlichten „Fortune“-Ranking schafft sie es in die Top-Ten. Unter ihrer Führung entwickelte sich die Westpac-Group hervorragend und zählt zu den erfolgreichsten Unternehmen des Landes. Durch eine Anhebung der Darlehenszinsen allerdings machte sich Kelly bei den Australiern nicht unbedingt beliebt. Sie begründete den Schritt mit niedrigen Sparquoten in Australien. Quelle: dpa Picture-Alliance
Platz 9: Patricia Woertz, Archer Daniels Midland „Woertz genießt international große Glaubwürdigkeit“ lobt „Fortune“. Seit acht Jahren ist die Amerikanerin CEO des Lebensmittelkonzerns Archer Daniels Midland (ADM), der zum Beispiel Soja- und Getreideprodukte herstellt. Das Unternehmen machte im Jahr 2011 mehr als 80 Milliarden Dollar Umsatz und hat mehr als 30.000 Mitarbeiter. Die 60-jährige Woertz hat vor ihrem Engagement bei ADM bei Ernst&Young und für Chevron gearbeitet. Quelle: dpa Picture-Alliance

Sie scheinen das richtige Näschen zu haben – denn oft machen sie die Güter noch berühmter. So reiht sich mittlerweile ein klangvoller Name an den nächsten: Dorothee Zilliken (Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken), Caroline Diel (Schlossgut Diel), Meike Näkel (Weingut Meyer-Näkel), Carolin Spanier Gillot (Weingut Kühling-Gillot), Sandra Sauer (Weingut Horst Sauer) – sie alle sind Weinkennern ein Begriff.

Die Kaderschmiede dieser Könnerinnen liegt in den meisten Fällen in Geisenheim am Rhein. Auch wenn damals die Männer dort noch überwogen. Von den 60 Studenten des Fachs Weinbau aus Clüsseraths Abschluss-Jahrgang vor 14 Jahren war gerade ein Zehntel weiblich. Heute, schätzt die 38-Jährige, „ist das Verhältnis 50 zu 50“. Insofern ist mit noch mehr weiblichen Erfolgsgeschichten zu rechnen. Gleichzeitig gilt die Universität als Heiratsmarkt, wie Clüsserath lachend erzählt. Auch in ihrem Fall war es so: Den Eltern ihres Kommilitonen und heutigen Ehemannes Philipp gehört das rheinhessische Weingut Wittmann.

Dreifach Belastung

Das macht Clüsseraths Leben organisatorisch nicht einfacher. In Trittenheim an der Mosel betreut sie den väterlichen Weinbau und im Büro des Gatten in Westhofen bei Worms macht sie die kaufmännische Abwicklung. So wurde sie zur Dauer-Pendlerin.

Dass sich das mit der Betreuung der beiden Kinder vereinbaren lässt, ist vor allem den Großeltern zu verdanken. Alle vier beteiligen sich an der Betreuung der vierjährigen Tochter und des zehn Monate alten Sohnes. Bei Clüsserath keimt zeitweilig das schlechte Gewissen gegenüber den Kindern auf. Doch meistens schiebt sie es erfolgreich beiseite. Sie ist gern Unternehmerin und denkt an Expansion: „Ein paar gute Lagen würde ich schon noch dazukaufen.“

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