Plötzlich Chefin In den Schuhen des Vaters

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Tessa Tessner: Bitte zackig

Tessa Tessner will den Möbelhändler Roller auch im Netz zum führenden Discounter ausbauen. Quelle: Presse

Martina Neeck ist sauer. Sonntagmorgen um 10.17 Uhr macht die Kundin sich auf der Facebook-Seite des Möbelhändlers Roller so richtig Luft.

Seit Monaten warte sie auf fehlende Teile für die beim Discount-Dickschiff gekaufte Vitrine. Der Service sei miserabel, hämmert sie in Großbuchstaben in die Tastatur. Keine Stunde später bietet ein Mitarbeiter in ruhigen Antworten Hilfe an.

Tessa Tessner, Geschäftsführerin beim Gelsenkirchener Möbelhändler Roller, schätzt soziale Netzwerke. Dass Facebook-Fans dort auch Ärger loswerden, hilft der für Marketing und E-Commerce zuständigen Managerin, „herauszufinden, wo wir was verbessern müssen“. Das wird dann auch geregelt. Und auf Wunsch der Chefin: Aber zackig.

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von Kristin Rau

Tessner, blond, schlank, sportlich, sanfte Stimme, starker Wille, arbeitet seit zehn Jahren im vom Vater Hans-Joachim aufgebauten Unternehmen. Offiziell ist der 70-Jährige bei Roller nicht mehr präsent. Er hält allerdings noch die Mehrheit an der Tessner Holding KG, zu der neben dem Möbelgeschäft auch Immobilien sowie Land- und Forstwirtschaft gehören.

Tochter Tessa und ihre Schwester Anke besitzen am Konglomerat jeweils Anteile „im zweistelligen Bereich“. Anke zog sich vom Unternehmen operativ zurück, Tessa stieg nach dem Studium ein und blieb.

Der Auftrag an die Betriebswirtin ist klar umrissen: online Marktanteile sichern. Roller gehört zu den preisaggressiven Möbelmarktketten in Deutschland. Im Geschäftsjahr 2012/13 setzte das Unternehmen mit rund 5.000 Mitarbeitern 1,3 Milliarden Euro um. Hinter Platzhirsch Ikea ringt Roller vor allem mit den Konkurrenten Höffner und XXXLutz um Kunden. Rollers Online-Handel wächst beständig, schätzungsweise fünf Prozent vom Gesamtumsatz sind es heute, deutlich mehr als zehn Prozent sollen es werden. Zugleich fräst sich der Aldi der Möbelbranche auch stationär weiter durchs Land: Von 112 Filialen will Roller schnellstmöglich auf 160 Läden aufstocken.

Die mächtigsten Frauen im Business 2013
Nächstes Jahr wird das US-Magazine "Fortune" nicht um sie herumkommen: Die künftige Chefin und erste Frau an der Spitze des größten US-Autobauers General Motors (GM) ist ein echtes Eigengewächs. Mit 18 Jahren begann Mary Barra in dem amerikanischen Traditionsunternehmen als Werkstudentin - seitdem hat sie in den unterschiedlichsten Konzernbereichen mit angepackt. Barra arbeitete im Ingenieurwesen, leitete ein Fertigungswerk und war Co-Chefin des Personalressorts. Auf allen Stationen machte sie sich als exzellente Strategin einen Namen. Ihren schwierigsten Job hatte die 51-Jährige sicher zuletzt: Als Vize-Präsidentin war sie für die weltweite Produktentwicklung von GM verantwortlich - eine Aufgabe, der ihr in der Männerdomäne nur wenige zugetraut hatten, wie das Magazin „Bloomberg Businessweek“ in einem Barra-Porträt schrieb. „Sie ist führend am neuesten Erfolg der Firma beteiligt und belebt die Produktentwicklung bei GM neu“, lobte das Unternehmen sie nun anlässlich der Ernennung zur mächtigsten Frau in der globalen Autoindustrie. Ihre Produkte seien von einer ungekannten Qualität und kämen beim Kunden besonders gut an. Die zweifache Mutter habe sich als Anführerin herausgestellt, meinte der Aufsichtsrat. Quelle: dpa
Platz 14: Safra A. CatzDie 51-Jährige ist eine der Präsidentinnen der Oracle Corporation, einem der weltgrößten Software-Hersteller. Sie kam bereits 1999 zum Unternehmen und war seit 2001 Mitglied des Vorstandes. Auf den Plätzen 10 bis 13 finden sich außerdem Abigail Johnson, Phebe Novakovic und Carol Meyrowitz, Ursula Burns. Quelle: AP
Platz 9: Meg WhitmanDie 57-Jährige ist seit 2011 CEO und Präsidentin von Hewlett-Packard und war zuvor bei ebay. Vor ihrem BWL-Studium hat sie übrigens Medizin studiert, wechselte dann aber das Fach. Außerdem kandidierte sie 2010 in Kalifornien für das Amt der Governeurin. Vergangenes Jahr belegte sie im Fortune-Ranking noch Platz 3. Quelle: REUTERS
Platz 8: Marissa MayerDie 38-Jährige ist seit 2012 Vorstandsvorsitzende bei Yahoo. Dreizehn Jahre war sie zuvor bei Google – Mitte 2012 wurde sie vom Rivalen abgeworben. Ihr Ziel: Yahoo soll wieder zu einer der ersten Adressen im Internetgeschäft werden. Quelle: REUTERS
Platz 7: Patricia WoertzDie 60-Jährige ist CEO des Nahrungsmittelkonzerns Archer Daniels Midland und dort seit 2006 die Chefin. Bereits in den Vorjahren stand sie auf der Liste der mächtigsten Frauen der Welt. Sie verdient pro Jahr 20.684.000 US-Dollar. Quelle: REUTERS
Platz 6: Irene RosenfeldDie 60-Jährige verlor im Vergleich zum Vorjahr zwei Plätze. Sie ist Vorstandsvorsitzende von Kraft Foods. Ihre Großeltern waren Juden, die aus Deutschland eingewandert sind. Sie promoviert in Marketing und Statistik. Quelle: Reuters
Platz 5: Sheryl Sandberg Die 44-Jährige hat hingegen gleich drei Plätze gut gemacht. Sie ist seit 2008 Geschäftsführerin von Facebook und war zuvor sowohl bei Google als auch Stabschefin im US-Finanzministerium. Sie ist eine der reichsten Frauen der Welt. Quelle: REUTERS

Für Tessner sind Laden und Internet kein Widerspruch: „Wir betreiben seit zehn Jahren Online-Handel, bei uns kann man auf allen Wegen bestellen, liefern lassen oder abholen. Die Dichte des Niederlassungsnetzes hilft uns bei der Logistik“. Solche Themen diskutiert sie auch mit ihrem Vater. „Bei Familientreffen sitzt die Firma mit am Tisch“, sagt Tessner. Unternehmerkinder kennen es von klein auf nicht anders.

Tessner schätzt ihr karrieredominiertes Leben, auch wenn das Privatleben leidet. In ihrer Freizeit joggt sie gern mit ihrer Cockerspaniel-Münsterländer-Mischung Blacky, gerettet aus einem spanischem Tierheim. Auch beim Sport sei ihr Motto: „Es gibt keine Wunder. Nur hartes Training.“

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