Frey rät Unternehmen, für neue Mitarbeiter einen Katalog der häufigsten Fragen zusammenzustellen. „Der größte Fehler der Firma ist davon auszugehen, dass alles klar ist. Vor allem, wenn der Mitarbeiter allein gelassen wird“, warnt der Psychologe. Im Gegenzug gelte: „Der häufigste Fehler des Mitarbeiters ist, dass er einfach drauflosarbeitet, weil er denkt, er ist auf dem richtigen Weg.“ Beide Seiten sollten sich bewusst sein: „Einarbeitung braucht Zeit.“
Der Psychologe ermutigt neue Beschäftigte, Einarbeitung nicht passiv zu verstehen und sie wenn nötig einzufordern. „Wichtig ist, dass der Mitarbeiter Feedback darüber gibt, was fehlt“, sagt Frey. Das könne bedeuten, den Katalog mit den zehn wichtigsten Punkten anzufragen oder den Paten und einen regelmäßigen Austausch (spätestens wöchentlich) vorzuschlagen, wenn der Arbeitgeber dies nicht von sich aus anbietet.
Kollegen kennenlernen in der Kaffeepause
Einfordern sollte man nach Ansicht Brenners zudem ein virtuelles Kennenlernen mit den Kollegen, falls der Vorgesetzte das versäumt hat. Beide Experten empfehlen, in diesem Meeting neben dem Werdegang auch einige private Details zu teilen. Für die persönliche Beziehung ist es zudem wichtig, dass Kollegen einen neuen Mitarbeiter zu ihren Videochats in der Mittags- oder Kaffeepause einladen. Solche halbprivaten Gespräche während der Arbeitszeit sollten laut Frey vom Unternehmen im Homeoffice ausdrücklich gefördert werden. „Die Firmen müssen erkennen, dass in solchen Smalltalk-Runden oft wichtige Informationen ausgetauscht werden. Dieser Smalltalk ist auch wichtig für den Teamgeist und den Zusammenhalt trotz Homeoffice“, betont der Psychologe.
Aber wie gut kann es überhaupt um Kollegialität und Teamgefühl bestellt sein, wenn ein Beschäftigter seine Kollegen nie von Angesicht zu Angesicht getroffen hat? „Das ist natürlich schwierig, wenn man sich vorher noch nicht gekannt hat“, räumt Frey ein. Da helfe es, wenn man auch nach der Einarbeitungsphase „einmal in der Woche was über sich erzählt, natürlich nicht zu exzessiv, was man am Wochenende gemacht hat, welche Hobbys man hat“.
Für Brenner hängt der zwischenmenschliche Erfolg beim Jobstart auch davon ab, wie es vor dem Corona-Homeoffice um den Teamgeist im Unternehmen bestellt war. „Haben die Mitarbeiter gut zusammengearbeitet und besteht ein Vertrauensverhältnis, wird es auch im Homeoffice funktionieren“, sagt die Karriereberaterin. „Kritisch ist es, wenn es schon davor Spannungen und Missgunst gab. Dies ist dann eine echt schwierige Situation insbesondere für neue Mitarbeiter, da sie ja zunächst erkennen müssen, wer wie spielt.“
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Vor allem introvertierte Menschen haben es nach Ansicht von Brenner beim Remote-Jobstart schwer, weil sie aus der Abgeschiedenheit des Homeoffice aktiv auf die neuen Kollegen zugehen müssten. Der Jobstart aus der Ferne habe aber auch positive Seiten: „Ein Vorteil kann darin bestehen, dass man sich in Ruhe mit den neuen fachlichen Themen auseinandersetzen kann.“
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