Die beste Masterarbeit des Jahres Ein Duo trägt den Titel Supermaster 2020

Die diesjährigen Sieger des Supermasters, Miriam Brüne und Andreas Kissling, bei ihrem Pitch im Livestream.

Miriam Brüne und Andreas Kissling haben den Wettbewerb „Supermaster“ der WirtschaftsWoche gewonnen. Mit einer guten Abschlussarbeit und einem kreativen Pitch konnten sie sich gegen neun Finalisten durchsetzen.

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Das Ergebnis steht fest: In diesem Jahr gibt es ein Supermaster-Duo. Für ihre Masterarbeit über nachhaltigeres, ressourcenschonenderes Wirtschaften, erhalten Miriam Brüne und Andreas Kissing zusammen einen Scheck in Höhe von 25.000 Euro. Damit hat sich das Duo gegen mehr als 200 Bewerber durchgesetzt, die im vergangenen Jahr den Master an einer deutschen Hochschule gemacht haben.

Gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte (bdvb) wählte die WirtschaftsWoche am Dienstagabend im Livestream unter zehn Finalisten den kreativsten Kopf aus. Das Ziel: Exzellente Forschung aus oft vergessenen Abschlussarbeiten fördern. Die Idee des Gewinnerpaars ist ganz im Sinne des Wettbewerbs: Brüne und Kissing beschäftigen sich mit einem aktuellen Thema auf eine nachhaltige, wissenschaftliche Weise – und stachen damit hervor. So sah das nach einer halben Stunde Beratung auch die Jury bestehend aus Beat Balzli (WiWo-Chefredakteur), Willi Rugen (Präsident des bdvb), Thomas Buschmann (Sprecher der Regionalen Geschäftsleitung und Leiter der Unternehmensbank Nordwest in der Deutschen Bank AG), Isabell Welpe (Inhaberin des Lehrstuhls für Strategie und Organisation an der TU München), Walter Sinn (Deutschlandchef von Bain & Co.), Nadine Kammerlander (Leiterin des Lehrstuhls für Familienunternehmen an der WHU Otto Beisheim School of Management), Ruth Stock-Homburg (Inhaberin des Fachgebiets Marketing und Personalmanagement an der TU Darmstadt), Bernd Helmig (Vizepräsident des Deutschen Hochschulverbands DHV) sowie Frank Thelen (CEO Freigeist Capital).

Wie ein Geschäftsmodell aussehen muss, das nachhaltig und auch rentabel ist, haben Miriam Brüne und Andreas Kissling erforscht. Mit ihrer Masterarbeit könnten sie im Supermaster-Wettbewerb 25.000 Euro gewinnen.
von Jan Guldner

Nach dem gelungenen Auftakt im vergangenen Jahr hat die namenhafte Jury wieder unter zehn Masterarbeiten mit den unterschiedlichsten Ideen die Qual der Wahl gehabt. Doch gewinnen kann am Ende immer nur eine Masterarbeit. Die beiden Gewinner haben in ihrer Abschlussarbeit bei der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd die theoretischen Konzepte um nachhaltiges Wirtschaften erforscht. Obwohl das Duo selbst nach sechs Wochen Arbeit immer wieder von Experten zu hören bekam, dass sich Nachhaltigkeit und Produktivität nicht vereinen lassen, gaben sie nicht auf. Um ein Ergebnis zu bekommen, reicht allein die Forschung nicht aus. Deshalb entwarfen sie ein passendes Geschäftsmodell – für das Start-up Ceero. Bei Ceero können zum Beispiel Spülmaschinen monatlich gemietet werden, die so entwickelt sind, dass sie sich durch eine App selbst oft reparieren lassen. Ansonsten sendet das Unternehmen die Ersatzteile zu. So muss nichts weggeschmissen werden.

Um ihre Idee zu entwickeln und zu prüfen, sprachen sie nicht nur mit Beratern, Forschern und Gründern, sondern vor allem mit potenziellen Kunden. 250 Menschen befragten Brüne und Kissling dazu, wie ein nachhaltiges Geschäftsmodell funktionieren müsste, damit sie es nutzen.

Der Moment, in dem WirtschaftsWoche-Chefredakteur Beat Balzli die Sieger verkündet: Miriam Brüne und Andreas Kissling

Dass die beiden von einer Hochschule für Gestaltung kommen, hat die Vorstellung der Masterarbeit gezeigt. Im Gegensatz zu den anderen Kandidaten gestalteten sie zwei Minuten voller kreativer Mittel, zeigten Alltagsgeräte und selbstgebastelte Schilder. Für die Nachhaltigkeit hatten sie ein konkretes Beispiel: Zwei Stabmixer mit einem Altersunterschied von 50 Jahren. Der ältere konnte repariert werden, der jüngere nicht. „Allein im vergangenen Jahr gab es einen gigantischen Berg mit Elektroschrott in Höhe von 5400 Eiffeltürme“, sagte Miriam Brüne im Pitch. Die Jury war begeistert. Auch auf eine kritische Nachfrage von Promi-Investor Frank Thelen, ob die Idee so stark ist, dass Kunden schlechtere Produkte in Kauf nehmen, gab es eine passende Antwort. Denn: „Langlebigkeit muss im Fokus stehen“, sagte Andreas Kissling. Das sei für die Kunden nicht schlechter.

Die diesjährigen Sieger des Supermasters, Miriam Brüne und Andreas Kissling, bei ihrem Pitch im Livestream.

Nach der Verkündung zeigte sich das Gewinnerteam zunächst sprachlos. Nun stellt sich aber eine entscheidende Frage: Wohin mit den 25.000 Euro? Miriam Brüne will ihren Anteil erst einmal sparen. Andreas Kissling kann sich jedoch vorstellen, das Geschäftsmodell von Ceero weiter voranzutreiben und womöglich wirklich das Start-up der Masterarbeit zu gründen. Es wird sich zeigen.

In ihren Abschlussarbeiten haben die Supermaster-Finalisten relevante Themen mit großem Nutzen untersucht – von falschen Versprechen bis zu digitalen Währungsrisiken. Lesen Sie hier die Ideen der Top Ten.
von Jan Guldner

Wie es ist, ein erfolgreiches Start-up zu gründen, hat ein besonderer Gast des Abends mehr als einmal erlebt: Nikita Fahrenholz, unter anderem Gründer des Dax-Neuzugangs Delivery Hero. Im Gespräch mit den Moderatoren der WirtschaftsWoche fiel besonders der außergewöhnliche Karriereweg des Seriengründers auf. Der Lebenslauf bietet schon jetzt Stoff für eine Biografie – dabei ist Fahrenholz gerade Mal Mitte 30. Sein Erfolgsrezept, wie er sagt: Disziplin. „Teilweise bin ich tagelang im Büro geblieben und habe mir frische T-Shirts bei H&M gekauft“, sagt Fahrenholz. Der Gründer hat seine Masterarbeit über Private-Equity-Investments in England geschrieben. Ein Vollstipendium gab ihm die Möglichkeit dazu. Im Anschluss arbeitete Fahrenholz zunächst bei McKinsey als Unternehmensberater. Das wurde ihm jedoch zu langweilig, er bekam erste Ideen für ein eigenes Unternehmen, die er schnell umsetzte: „Ich wollte es aus Trotz schon immer allen beweisen“, beschreibt Fahrenholz sich selbst.
Die Zuschauer des Live-Streams durften dem Seriengründer während des Events noch Fragen stellen. Unter anderem dazu, ob es eine Voraussetzung ist, als Gründer zu studieren. Die Meinung Fahrenholz‘: „Nein.“ Ein Studium sei kein Garant, ein gewisser IQ und eine exklusive Idee hingegen schon.

Eine Idee war beim Delivery-Hero-Gründer besonders hängen geblieben: die von Supermaster-Kandidat Daniel Nieberle. In seiner Masterarbeit an der Universität Regensburg untersuchte er die Frage, warum die Deutschen innovative Zahlweisen so wenig nutzen und wie sich das beeinflussen lässt. Dazu durchlief er ein Bezahlexperiment: Er wies Verkäufer im Café an, die Kunden explizit darauf hinzuweisen, dass sie mit kontaktlosen Zahlungsmitteln wie Karten oder Smartphones bezahlen konnten. Danach befragte er die Kunden in einem Fragebogen, woher die Zurückhaltung rührte.


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Die Ergebnisse entsprachen den Hypothesen, die Daniel Nieberle im Vorfeld aufgestellt hatte. Kunden, die kontaktlose Zahlungen als negativ bewerteten, sperrten sich regelrecht dagegen, nutzten sie auch weniger. Der Widerstand sei umso größer, je weniger die Teilnehmer über die Zahlungsmittel wussten. Für die weniger Abgeneigten reichte aber meist ein kleiner Schubs in die gewünschte Richtung. „Mit dem Daniel möchte ich im Anschluss unbedingt sprechen“, sagte Fahrenholz. Damit geht der Kandidat zwar nicht mit 25.000 Euro aus dem Wettbewerb, aber mit einer prominenten Vernetzung.

Neugierig auf die Masterarbeiten der Top Ten? Das sind die Masterarbeiten der zehn Finalisten des Supermasters 2020.

Wenn Sie den Stream zu dem Interview, den Final-Pitches sowie der Preisverleihung noch einmal anschauen möchten, hier entlang:

Die Supermaster-Preisverleihung 2020

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