„Auch wenn ich die erste Frau in diesem Amt bin: Ich werde nicht die letzte sein.“ Die Worte von Kamala Harris in ihrer Antrittsrede als erste weibliche Vize-Präsidentin der USA gingen um die Welt. Mit ihrem weißen Hosenanzug zollte sie den Suffragetten Respekt, die sich für das Frauenwahlrecht stark gemacht hatten. Es war ein langer Weg, bis es eine Frau, noch dazu eine „Woman of Color“, bis an die Spitze der Weltmacht schaffte. Mit politischem Willen ist das möglich, aber es dauert, diesen zu erwirken. Lange.
Mehr politischen Willen fordern in Deutschland derzeit viele einflussreiche Frauen. Einige bekennen sich auf dem Titelbild des Magazins „Stern“ sogar dazu, „Quotenfrau“ zu sein, weil sie mit dem Stigma brechen und anderen Frauen ihre Solidarität aussprechen wollen. Dass nun ein Gesetz zur Frauenquote in Vorständen kommen wird, ist auch ihrer Hartnäckigkeit zu verdanken.
Das Gesetz sieht vor, dass in den Vorständen großer privater und öffentlicher Unternehmen künftig Frauen sitzen müssen – dies betrifft aktuell rund 70 Unternehmen, von denen knapp 30 noch keine Frau im Vorstand haben. Bei allen Kompromissen, die dem neuen Gesetz vorgeworfen werden: Es ist ein Meilenstein in der Geschichte der Gleichstellung.
Bedenken, dass es nicht ausreichend qualifizierte Frauen geben könnte, sind unberechtigt – das hat schon die gesetzliche Quote für Aufsichtsräte gezeigt. Forscherinnen und Forscher der London School of Economics and Political Science zeigten sogar, dass Quoten für wesentlich höhere Kompetenzlevel in den Führungsetagen sorgen. In einer Studie hatten sie die Folgen der strikten 50-Prozent-Quote analysiert, die die Schwedischen Sozialdemokraten bereits 1993 in ihren kommunalen Wahllisten eingeführt hatten. Die Quote steigerte das Kompetenzniveau insgesamt – vor allem, weil es die Zahl mäßig begabter Männer reduzierte, die nur mittelmäßige Anhänger als Nachfolger auswählten.
Seien wir also stolz auf „Quotenfrauen“. Sie bringen Qualifikation und Können mit.
Mehr zum Thema: Die Vorstandsquote ist ein Signal, aber kein endgültiger Durchbruch. Will die Regierung echten Fortschritt, muss sie strenger sein.