Stilexperte gibt Tipps Dresscode-Einmaleins fürs Büro

Nicht zu sexy, nicht mausgrau. Männer bitte nie in schwarz, Frauen bitte gerne. Wer blickt beim Dresscode fürs Büros noch durch? Stilexperte Bernhard Roetzel erklärt, wie Sie immer bestens gekleidet sind.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Autor Bernhard Roetzel weiß, wie sich Gentlemen kleiden. Sein Ratgeber

WirtschaftsWoche: Was war Ihr größter Stil-Ausrutscher im Geschäftsleben?

Bernhard Roetzel: Ausrutscher in diesem Sinne unterlaufen mir selten. Wenn, dann sind das vielleicht Ausrutscher in den Augen der Anderen. Ich erinnere mich an eine Abendveranstaltung, zu der ich als Einziger im Smoking gekommen bin - obwohl auf der Einladung Abendgarderobe angegeben war.

Wie sind Sie damit umgegangen?

Ich habe das thematisiert und immer die Konversation damit eröffnet. Dadurch haben sich amüsante und lustige Gespräche entwickelt. Es wäre lächerlich gewesen, den Fauxpas zu umspielen, indem man ihn verschweigt oder einfach nach Hause geht.  In solchen Fällen macht ohnehin nicht der Gast etwas falsch, sondern der Gastgeber, weil er sich unklar ausgedrückt hat. Abendgarderobe heißt alles und nichts. Eigentlich müsste da etwas stehen, wie „Black Tie optional“. Das heißt, dass man einen Smoking oder einen dunklen Abendanzug anziehen kann. Oder „Come as you are“ - dass man in der Business-Kleidung kommt, die man am Tag schon anhatte.

Das bedeuten Dresscodes für Frauen
Baseline Casual für Frauen Quelle: Peek&Cloppenburg
Casual Quelle: Peek&Cloppenburg
Smart Casual Quelle: Fotolia
Business CasualWenn auf der Einladung von Business Casual die Rede ist, greifen Frauen am besten zum dunklen Kostüm, einem Hosenanzug oder einem Etui-Kleid. Der Rocksaum sollte das die Knie umspielen. Ein Minirock ist bei Business Casual genauso unangebracht, wie ein bodenlanger Rock. Jeans sind übrigens auch tabu: Wer keinen Hosenanzug besitzt und Röcke nicht mag, trägt eine dunkle Bundfaltenhose. Dieser Dresscode ist meistens bei Geschäftsessen oder Geschäftsreisen gefragt und hat eine repräsentative Funktion. Quelle: Fotolia
Business AttireBusiness Attire, Day Informal oder Tenue de Ville bedeutet, dass Sie Geschäftskleidung tragen sollten, obwohl Sie sich nicht im Büro befinden. Gefordert wird dieser Dresscode häufig bei Geschäftsreisen, bei Treffen mit Geschäftspartnern oder bei Business-Veranstaltungen im Allgemeinen. Frauen tragen also ein klassisches Kostüm oder einen Hosenanzug in Dunkelblau, Dunkelgrau, Anthrazit oder Schwarz. Dazu passt eine Bluse mit langen Ärmeln in Weiß, Hellblau oder Rosa. Alternativ geht auch ein förmliches Kleid, dessen Saum aber das Knie bedecken muss. Quelle: Fotolia
Black Tie / Cravate Noire Quelle: AP
White Tie / Cravate BlancheMänner tragen Frack mit weißer Fliege, Frauen sollen pompöse Abendkleider tragen. Und was ist mit den Herren? >>Das bedeuten Dresscodes für Männer Quelle: dpa

Wie sollte man mit solchen Unklarheiten umgehen?

Ich rufe meist vorher an, um zu fragen, was genau in der Einladung gemeint ist. Dabei fällt niemandem ein Zacken aus der Krone. Wenn ich das erste Mal in einem japanischen Restaurant bin und nicht weiß, wie ich ein bestimmtes Gericht esse, dann kann ich doch auch einfach nachfragen. Souveränität zeigt sich gerade dann, wenn man nicht versucht, etwas vorzuspielen.

Was ist schlimmer: Overdressed oder underdressed?

Das kommt auf die Situation an: Im Business-Bereich lieber overdressed, privat lieber underdressed. Wenn ich in der Firma mit Anzug und Krawatte ankomme und alle anderen tragen Sakko und Chino, dann kann ich immer noch die Krawatte ablegen und alles ist in Ordnung. Wenn ich aber mit Sakko und Chino komme und alle anderen tragen einen Anzug mit Krawatte, dann kann ich schlecht nach Hause fahren und mich umziehen. Privat unter Freunden ist es kein Drama, mal zu leger gekleidet zu sein.

Es gibt derart viele Dresscodes – eigentlich sollten stilistische Ausrutscher damit von vorne herein ausgeschlossen sein, oder?

Eigentlich ja, aber man sollte diese wenigen Dresscodes auch kennen. Es geht hier um fünf bis zehn Begriffe, die sich jeder entweder merken oder im Internet nachschlagen kann.

Und doch haben viele ein Problem mit Dresscodes.

Viele Deutsche wollen sie gar nicht kennen oder befolgen, weil sie Äußerlichkeiten für unwichtig halten. Das ist der falsch verstandene deutsche Sinn für Individualität, der eher eine arrogante Ignoranz darstellt. Außerdem machen viele Gastgeber nur wage Angaben, wie beispielsweise „Abendgarderobe“. So wollen sie sich nicht festlegen, niemanden ausschließen oder auf den Schlips treten. Deshalb hat man Scheu, den Gästen zu sagen, was sie genau anziehen sollen. Dadurch entstehen jedoch Unsicherheiten und Fehltritte, die ein Gastgeber ausschließen sollte.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%