Anlegeralphabet So nähern Sie sich dem Aktienmarkt

Der Niedrigzins zwingt selbst Börsenmuffel an den Kapitalmarkt. Wir helfen beim Einstieg in die Welt der Wertpapiere und erklären das wichtigste Anlegervokabular von A bis Z. Heute: A wie Aktie.

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Anlegeralphabet: Die Welt der Aktien in einfachen Schritten verstehen. Quelle: Bert Bostelmann für WirtschaftsWoche

Zum niedrigen Zinsniveau gesellt sich seit Dezember 2016 nun auch noch steigende Inflation. Das ist ein fataler Mix für jeden, der sein Geld allein in sicheren Bankeinlagen wie Tages- oder Festgeld stecken hat. Die Krise des klassischen Sparens zwingt selbst eingefleischte Aktienmuffel an die Börse.
Laut Daten des Deutschen Aktieninstituts gibt es in Deutschland etwa neun Millionen Aktionäre, nur etwa 14 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahre besitzen Aktien. Das ist wenig, verglichen mit den Aktionärsquoten in anderen Ländern. Deutsche sehen Aktien oft als riskante Geldanlage, mit der sie viel gewinnen aber auch viel verlieren können.

Klar, dass die Newcomer sich erst einmal zurechtfinden müssen. Dabei sollten Kapitalmarktneulinge sich nicht abschrecken lassen vom Jargon der Börsianer. Vieles davon ist Schall und Rauch und man kann es getrost überhören, doch das alltägliche Vokabular sollte natürlich sitzen.

Wie die Deutschen ihr Geld anlegen
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Wer vom Sparer zum Anleger werden möchte und nach Orientierung in der für ihn neuen Börsenwelt sucht, kann sich hier einen Überblick über die wichtigsten Begriffe und ihre Bedeutung verschaffen, von A wie Aktie bis Z wie Zertifikat, jede Woche ein neuer Begriff. So kann man schon nach kurzer Zeit mitreden – und vor allem mitdenken. Heute starten wir mit A wie Aktie, kommende Woche ist B wie Börse dran.

Schlechte Erfahrungen mit Aktien

Aktien sind spätestens seit dem fulminanten Boom und dem anschließenden Crash des Neuen Marktes in Deutschland in aller Munde und eigentlich längst Alltagsbegriff. Die Aktie ist also für die meisten Leute kein Fremdwort, trotzdem kann es helfen, sich immer wieder mal die Bedeutung des Begriffs vor Augen zu führen.

Oft schwingt gerade in Deutschland eine leicht negative Bedeutung mit, deren Ursprung in Zeiten des Neuen Markts liegt, als viele Anleger Ende der 1990er- bis Anfang der 2000er-Jahre zum ersten Mal mit Aktien experimentierten. Jungunternehmen aus der Internet- und Biotechbranche lockten damals mit Renditeträumen, die oft als Alptraum endeten. Auch privatisierte Anteile am ehemaligen Staatsunternehmen Deutsche Telekom wurden damals von Politikern und Managern zur Volksaktie stilisiert, für viele Anleger allerdings endete auch dieses Abenteuer mit Verlusten.

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Das Ende vom Lied: Aus frisch gebackenen Börsenenthusiasten, die sich teils gierig auf das Neue stürzten, wurden Aktienmuffel, die der Börse nach dem Zusammenbruch des Neuen Marktes für immer frustriert den Rücken kehrten. Unser kollektives Gedächtnis hat diese Erfahrung bis heute nicht wirklich verwunden.

Natürlich ist Vorsicht geboten, doch von negativen Vorurteilen gegenüber Aktien sollten Anleger sich verabschieden. Denn sie besitzen Eigenschaften, die sie unentbehrlich für die private Vermögensbildung machen

Aktionäre sind Eigentümer

Wer eine Aktie kauft, wird zum Miteigentümer eines Unternehmens. Er wird zum Gesellschafter, also einer von vielen, denen das Vermögen der Aktiengesellschaft, abgekürzt AG, anteilig gehört. Das Wort Aktie bedeutet „Anspruch“ oder „Anrecht“. Gemeint ist das Eigentumsrecht des Aktionärs am Vermögen des Unternehmens, das die Aktie in Umlauf gebracht hat. Diese Rechte ergeben sich nicht etwa durch einen individuellen Vertrag des Aktionärs mit der Aktiengesellschaft, sondern durch das Aktiengesetz, dass für alle Aktien gilt. Deshalb lässt sich mit Aktien so leicht handeln. Durch die standardisierte Rechtslage weiß jeder gleich, woran er ist.

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Unternehmen geben Aktien aus, um von den Aktionären langfristiges Kapital zu erhalten und dieses in hoffentlich zukunftsträchtige Investitionen zu stecken. Aktienkapital steht dem Unternehmen eigentlich für immer zu Verfügung und muss – anders als Kredite – nicht zu einem festen Zeitpunkt zurückgezahlt werden. Trotzdem sind Anleger nicht für Ewigkeiten an das Unternehmen gebunden, schließlich können sie ihre Aktien jederzeit an der Börse verkaufen. Das Risiko sinkender Kurse, also fallender Preise ihrer Aktien, tragen sie dabei selber. Dafür stehen ihnen aber auch die Kursgewinne zu. Der Aktienkurs wird ständig neu anhand von Angebot und Nachfrage berechnet. Er bezieht sich auf eine einzelne Aktie.

Die Eigentumsrechte des Aktionärs machen das Wertpapier Aktie auch zu einem Sachwert. Wer Aktien besitzt, dem gehört ein Teil der Immobilien, Patente, Maschinen, Rohstoffe und anderen hoffentlich wertvollen Vermögensgegenstände der Unternehmen, in die er per Aktienkauf investiert hat.

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Aus diesem Grund profitieren Aktien derzeit von der viel zitierten Flucht in Sachwerte. Während niedrige bis negative Zinsen den Wert von Geldvermögen wie Bankguthaben oder Rentenansprüchen schrumpfen lassen, verbriefen Aktien dagegen einen Anteil an greifbaren Wirtschaftsgütern in der Bilanz der Aktiengesellschaft.

Eigentum bedeutet Risiko

Nun besitzen Aktionäre zwar Eigentumsrechte an ihren Unternehmen. Sie haben aber keinen Anspruch auf Rückzahlung des investierten Kapitals. Geht ihre Aktiengesellschaft Pleite, stehen sie bei der Verteilung des restlichen Vermögens ganz hinten in der Schlange. Ganz vorn stehen die Kreditgeber wie Banken und Lieferanten, die vom Insolvenzverwalter zuerst bedient werden, weil sie vertraglich garantierte Ansprüche gegen die Aktiengesellschaft haben. Für die Aktionäre bleibt bei Pleiten in der Regel nichts übrig.

Die Aktie verbrieft auch das Recht, bei den jährlichen Hauptversammlungen mit abzustimmen. Privatanleger vernachlässigen das meist, weil sie im Gegensatz zu Großaktionären keine wesentlichen Beteiligungen halten. Aktionärsvertreter können den auf viele Anleger verteilten Streubesitz an Aktien jedoch bündeln, damit die Interessen der Minderheitsaktionäre nicht ganz unter den Tisch fallen.

Wichtiger für die Geldanlage ist dagegen die Beteiligung jeder Aktie und ihres Besitzers an den ausgeschütteten Gewinnen. So lässt sich mit Aktien regelmäßig Geld verdienen. Die Dividenden treten an die Stelle des Zinses, den es früher auf die Spareinlagen gab.

Wie man Aktien kaufen kann

Bei Privatanlegern ist der Anteil am Gesamtvermögen der Gesellschaft natürlich winzig. Aber die private Geldanlage zielt auch nicht darauf ab, einen wesentlichen Anteil an einem einzelnen Unternehmen zu erwerben – was für den Einzelnen ohnehin utopisch wäre und sowieso nur institutionellen Großinvestoren mit ihren riesigen Portfolios möglich ist. Anleger dagegen sollten ihr Geld auf möglichst viele zukunftsträchtige Unternehmen verteilen, damit sich das Vermögen mit dem langfristigen Wirtschaftswachstum und dem hoffentlich voranschreitenden technischen und organisatorischen Fortschritt mehrt.

Das wurde 2016 aus 100.000 Euro
Platz 27: Aktien NigeriaEuro-Investoren, die im vergangenen Jahr an der kleinen nigerianischen Börse investierten, machten ein sehr schlechtes Geschäft. Das lag gar nicht mal an den Aktien selbst, der Leitindex Nigeria All Share verlor zwar „nur“ sieben Prozent. Das lag vor allem daran, dass der bevölkerungsreichste afrikanische Staat stark von den Öleinnahmen ist. Doch am 20. Juni gab die Zentralbank die Anbindung der heimischen Währung Naira an den Dollar auf. Die darauf folgende deutliche Abwertung der Währung Naira zu vielen Währungen macht die Aktien aber zum weltweit größten Verlustbringer. Wer Anfang des Jahres theoretisch 100.000 Euro an der Börse in Nigeria investierte, hat jetzt nur noch 61.390 Euro auf dem Konto. Privatanleger können jedoch kaum in Nigeria direkt investieren, es gibt auch keine Zertifikate oder börsengehandelte Indexfonds auf den Nigeria All Share.Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa
Platz 26: GhanaAuch gezielte Investitionen an der Börse in Ghana sind für hiesige Privatanleger kaum möglich. Das ist auch gut so. Denn der Aktienindex der ebenfalls sehr kleinen Börse in Ghana, entwickelte sich sehr schlecht. Die agrarisch strukturierte  Wirtschaft des als Musterdemokratie auf dem Kontinent geltenden Landes,  schrumpft. Das Land ist stark vom Export von Rohstoffen wie Gold, Öl, Kakao und Edelhölzern abhängig. Dabei steigen zwar im vergangenen Jahr viele Rohstoffpreise, doch der Kakaopreis brach um fast ein Drittel ein. Von 100.000 in Ghana investierten Euro blieben bis Jahresende nur 77.840 Euro übrig.Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa
Platz 25: Aktien ÄgyptenNoch dramatischer als in Nigeria schlägt in Ägypten die Währungsentwicklung zu Buche. Dort gab die Zentralbank im November den Wechselkurs des ägyptischen Pfunds frei, das daraufhin abstürzte. Das bescherte Anlegern, die im Januar 100.000 Euro in den Leitindex EGX 30 investierten einen Verlust von 20.430 Euro, so dass nur noch 79570 Euro übrig bleiben. Das fast Tragische dabei: Die Abwertung beflügelten den Aktienmarkt. Der EGX 30 selbst gehört in Lokalwährungen gerechnet mit einem Plus von mehr als 70 Prozent zu den weltweit besten Börsen und stieg auf ein Rekordhoch nach dem anderen. Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa
Platz 24: Aktien ChinaDer Entwicklung der chinesischen Wirtschaft verunsichert Anleger weltweit seit anderthalb Jahren. Das spiegelt sich auch der Börse wider. Der Leitindex CSI 300, der die 300 größten Aktien Festlandchinas erfasst, verlor über elf Prozent. Da gleichzeitig der Yuan zum Euro weiter abwertete, bleiben Anlegern die 100.000 Euro in den Index investiert haben, nur 85.450 Euro übrig.Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa
Platz 23: Britisches PfundDas knappe Votum der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union schockte am 24. Juni Europa die ganze westliche Welt. Der britische Aktienmarkt erholte sich – wie auch andere europäische Börsen – von dem Schock zwar recht schnell. Auf Jahressicht hat der Leitindex Footsie deshalb in Pfund gerechnet über 14 Prozent zugelegt und stieg Ende Dezember sogar auf ein Allzeithoch. Doch das britische Pfund selbst steht weiter unter massivem Druck. Zum Euro hat es in diesem Jahr gut 13 Prozent verloren und damit so viel wie keine andere Hauptwährung. Aus 100.000 in Pfund investierten Euro wurden so nur noch 86.980 Euro.Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa
Platz 22: Mexikanischer PesoDem mexikanischen Peso – dem zweitgrößten Verlierer der Hauptwährungen zum Euro – machte der Wahlsieg von Donald Trump zum US-Präsidenten zu schaffen. Kein Wunder, die USA sind Mexikos wichtigster Handelspartner, doch Trump will den Handel massiv besteuern und die Grenzen zu Mexiko dichter machen- auch wenn zuletzt vom dem im Wahlkampf propagierten Mauerbau nichts mehr zu hören war. Wer zu Jahresbeginn 100.000 Euro in mexikanischen Peso anlegt, verfügte Ende des Jahres jetzt nur noch über 89.510 Euro. Mexikos Leitindex IPC legte aber um zumindest rund sechs Prozent zu.Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa
Platz 21: SparbuchSeit Jahren lässt sich mit dem Sparbuch nichts mehr verdienen. So war es auch 2016. Wer Anfang des Jahres 100.000 Euro anlegt hat einen Gewinn von gerade mal 50 Euro – entsprechend von 0,05 Prozent gemacht. Immerhin verloren Anleger aber zumindest nominal – also ohne Berücksichtigung der Inflation – auch nichts.Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa

Natürlich ist es möglich, direkt einzelne Aktien Stück für Stück zu kaufen und so sein digitales Depot etwa bei einer Direktbank mit handverlesenen Werten aufzufüllen. Dabei fallen allerdings jedes Mal recht hohe Gebühren an, sodass eher höhere Beträge etwa im 1000-Euro-Bereich auf einen Schlag investiert werden sollten. Wer sein Aktienvermögen in kleineren Schritten aufbauen will, der kann auf Wertpapiersparpläne zurückgreifen.

Dabei bucht die Bank monatlich überschaubare Raten vom Sparkonto ab, die dann in Aktien gesteckt werden. Das diszipliniert beim regelmäßigen Sparen und nimmt Anlegern die Entscheidung ab, wann genau sie in welches Papier investieren sollen. Auch mit dem Kauf von Anteilen an Aktienfonds kann man indirekt und breit gestreut in den Aktienmarkt investieren.

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von Alexander Busch, Lea Deuber, Philipp Mattheis

Welche Aktienarten es gibt

Das Grundkapital von Aktiengesellschaften ist in unzählige einzelne Aktien unterteilt. Bei der Commerzbank AG zum Beispiel besteht das Grundkapital aus mehr als 1,2 Milliarden Aktien. Die Anteilsscheine eines Unternehmens sind immer gleich viel wert und lassen sich dadurch standardisiert über die Börse handeln. Allerdings gibt es unterschiedliche Aktienarten, oft auch bei demselben Unternehmen.

Am besten geeignet für den einfachen Handel über das Onlinedepot und am weitesten verbreitet sind Inhaberaktien wie etwa die der Commerzbank, eine Art Bargeld für die Börse. Wer sie im Depot hat, dem gehören sie auch, deshalb lassen sie sich ohne bürokratischen Aufwand kaufen und verkaufen. Weniger üblich und für die private Anlage sperrig sind Namensaktien, bei deren Übertragung der neue Besitzer dem Unternehmen gemeldet werden muss.

Vorzugsaktien wiederrum verbriefen im Unterschied zu standardisierten Stammaktien speziell gestaltete Rechte. Ihren Eigentümern steht zum Beispiel ein besonders hoher Anteil an den Dividenden zu, dafür entfallen oft die Stimmrechte für die Abstimmungen auf den Hauptversammlungen oder sie sind eingeschränkt.

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