Bergab an Europas Börsen Börsianer sorgen sich wegen Ukraine-Krise und Zinsumfeld – Aktienkurse sacken ab

Frankfurter Aktienhändlerin vor Monitoren: Am Montag rauschten die Kurs ab. Quelle: dpa

Spekulationen auf drastischere Zinsschritte der Federal Reserve und die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine beunruhigen die Aktienmärkte. Siemens Energy rutscht auf ein neues Rekordtief.

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Europas Börsen sind am Montag wegen der Ukraine-Krise und der Aussicht auf steigende Zinsen in den USA unter die Räder gekommen. Aktien aus dem Reise- und Tourismussektor, Technologietitel und die Kryptowährung Bitcoin flogen aus den Depots, während sichere Häfen wie Bundesanleihen und Gold gefragt waren.

Die Anleger sind zunehmend nervös, denn in den USA könnte die Notenbank (Fed) am Mittwoch Aussagen zu Ausmaß und Tempo bevorstehender Leitzinsanhebungen machen. Zudem spitzt sich der Ukraine-Konflikt zu. Das sorgte am Montagnachmittag auch an der Wall Street für deutliche Verluste und zog den Dax erstmals seit Anfang Oktober 2021 wieder kurzzeitig unter 15.000 Punkte.

Der deutsche Leitindex ging schließlich 3,8 Prozent tiefer bei 15.011,13 Punkten aus dem Tag. Einen solch Tagesverlust hatte der Dax seit Ende November nicht mehr verbucht. Der MDax verlor am Montag 4,17 Prozent auf 32 239,83 Zähler, und auch europaweit und in den USA waren die Verluste herb. Der EuroStoxx 50 büßte 4,14 Prozent auf 4054,36 Zähler ein. An der Wall Street ging es zuletzt für den Dow Jones Industrial um 2,5 Prozent abwärts, während der technologielastige Nasdaq 100 fast vier Prozent verlor.

„Die Bären haben jetzt endgültig die Macht auf dem Parkett übernommen“, sagte Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets. Ein wesentlicher Grund dafür sei, dass das Geld aus staatlichen Konjunkturprogrammen und „die überbordende und in den Markt gepumpte Liquidität der Notenbanken“ bald der Vergangenheit angehören dürften.

„Der Risiko-Mix aus geopolitischen Spannungen, einem steigenden Ölpreis und damit der Aussicht auf weiter hohe Inflationsraten und höhere Zinsen sorgt dafür, dass Anleger gerade einen weiten Bogen um Aktien machen“, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Die Volatilitätsindizes VDax und VStoxx, die die Nervosität der Anleger messen, stiegen um bis zu 21 Prozent.

Russische Börse mit größtem Kursrutsch seit 2020

Aus Furcht vor westlichen Sanktionen als Reaktion auf die Spannungen mit dem Nachbarland Ukraine flohen Anleger aus russischen Aktien. Der Moskauer Leitindex fiel um mehr als acht Prozent - der größte Kursrutsch seit dem Corona-bedingten Börsen-Crash vom März 2020. Die russische Währung geriet ebenfalls unter Druck. Im Gegenzug notierte der Dollar mit 78,64 Rubel so hoch wie zuletzt vor mehr als einem Jahr. Ungeachtet der diplomatischen Bemühungen verschärfen sich die Spannungen zwischen Russland und dem Westen weiter. Russland warf der Regierung in Kiew am Montag vor, einen militärischen Konflikt zu provozieren. Die Kriegsgefahr sei noch nie so groß gewesen, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau.

Kryptowährungen flogen ebenfalls aus den Depots. Bitcoin und Ethereum rutschten um bis zu 15 Prozent ab und notierten mit 33.584 und 2220 Dollar auf dem Niveau von vor einem halben Jahr. Die „Antikrisen-Währung“ Gold verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 1843 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Bundesanleihen waren ebenfalls gefragt, wodurch die Rendite der zehnjährigen Titel auf minus 0,102 Prozent fiel.

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Rekordtief bei Siemens Energy - Kurssprung bei Unilever

Aktien von Siemens Energy brachen um knapp sieben Prozent ein und markierten bei 17,805 Euro ein Rekordtief. Am Freitag hatten die Titel wegen anhaltenden Problemen bei der Windkraft-Tochter Siemens Gamesa mit fast 17 Prozent den größten Tagesverlust der Firmengeschichte verbucht.

Mit Verkäufen reagierten Anleger auf die Zahlen von Philips. Die Aktien der Medizintechnikfirma fielen in Amsterdam um 4,3 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Tief von 28,12 Euro. Umsatz und operativer Gewinn 2021 lägen unter den Erwartungen, kommentierte Analyst James Vane-Tempest von der Investmentbank Jefferies.

In der Hoffnung auf frischen Wind bei Unilever stiegen Anleger bei dem Konsumgüter-Hersteller ein. Die Aktien des „Domestos“-Anbieters gewannen in London 6,8 Prozent und stiegen damit so stark wie seit anderthalb Jahren nicht mehr. Insidern zufolge hat sich der aktivistische Finanzinvestor Trian bei Unilever eingekauft.

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