Dax Aktuell Fed-Zinsentscheid macht Aktienanleger ratlos – Dax kaum verändert

Die Zinssenkung der US-Notenbank hat an Europas Börsen zunächst nur wenig Effekt. Der deutsche Leitindex verharrt auf Vortagesniveau.

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Aktienkurve im Handelsraum der Frankfurter Wertpapierboerse der Deutsche Boerse AG in Frankfurt. Quelle: Marc-Steffen Unger für Handelsblatt

Die zweite Zinssenkung der US-Notenbank innerhalb weniger Wochen hat die Aktienanleger in Deutschland etwas ratlos zurückgelassen. Der Dax lag kurz nach dem Handelsstart 0,1 Prozent höher bei 12.398 Punkten, nachdem er sich auch am Vortag kaum bewegt hatte. Der Euro Stoxx 50 notierte 0,2 Prozent fester bei 3535 Zählern.

Die Federal Reserve kappte den Leitzins zwar um einen Viertelpunkt – auf die neue Spanne von 1,75 bis 2,0 Prozent. Die Entscheidung war jedoch umstritten: Drei Währungshüter stimmten gegen die Senkung.

Zuletzt hatte die Fed Ende Juli den Leitzins gesenkt – erstmals seit der Finanzkrise 2008/2009. Sieben von 17 Währungshütern signalisierten nun zugleich, dass sie dieses Jahr noch ein Mal nachlegen wollen.

Fed-Chef Jerome Powell hatte die Märkte auf den Schritt vorbereitet, der in Zeiten erhöhter Nervosität an den Finanzmärkten gegangen wird: Neue Spannungen im Verhältnis der USA mit dem Iran und der schwelende Handelskrieg mit China trüben derzeit ebenso die Stimmung an den Börsen wie Rezessionssignale vom Kapitalmarkt.

Zuletzt musste die Fed erstmals seit der Finanzkrise am Geldmarkt intervenieren, um Liquiditätsengpässe zu lindern. Zudem senkte sie nun die Zinsen auf Überschussreserven der Banken, damit das Parken von nicht benötigtem Geld weniger attraktiv wird.

Die eigentlich unabhängig von der Politik agierende Fed sieht sich zugleich einem wahren Trommelfeuer von Forderungen nach einer weitaus lockereren Geldpolitik aus dem Weißen Haus ausgesetzt.

US-Präsident Donald Trump reagierte auch prompt auf den Zinsentscheid. Auf Twitter schrieb er, Powell und die Fed hätten erneut versagt: „Kein Mut, kein Sinn, keine Vision. Ein schrecklicher Kommunikator.“

US-Börsen uneinheitlich, höhere Kurse in Japan

Angesichts der unklaren Gemengelage bei der Fed richten die Anleger ihr Augenmerk nun auf US-Konjunkturdaten, die Aufschluss über den weiteren Kurs der Notenbank geben könnten. Am Donnerstagnachmittag erwarten Investoren unter anderem den Philly-Fed-Konjunkturindex. „Wir gehen weiterhin davon aus, dass sich auf der Sitzung im Oktober letztlich erneut eine Mehrheit für eine Reduzierung finden wird“, urteilten die Analysten von HSBC.

Allerdings mache das Fed-Gremium einen ähnlichen Eindruck wie vorige Woche der EZB-Rat, beobachten die Experten der Commerzbank: „Dass die Zweifler, die ein stures Mehr an expansiver Politik nicht mehr mitmachen wollen, innerhalb der Zentralbanken eine wachsende Fraktion darstellen.“

Die US-Börsen schlossen am Mittwoch nach dem Zinsentscheid der US-Notenbank uneinheitlich. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte ging 0,1 Prozent höher auf 27.147 Punkten aus dem Handel. Der technologielastige Nasdaq gab dagegen 0,1 Prozent auf 8177 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 notierte zuletzt kaum verändert bei 3006 Punkten.

Die Zinssenkung in den USA beflügelte dagegen die Kurse an den asiatischen Börsen am Donnerstag. In Japan schoben Anleger die Sorgen um die schwächelnde Weltwirtschaft beiseite und griffen bei Aktien zu. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index gewann 0,4 Prozent auf 22.044 Punkte. Der breiter gefasste Topix stieg um 0,6 Prozent. Die japanische Notenbank ließ ihre Zinspolitik unverändert, signalisierte aber die Möglichkeit einer Ausweitung der Konjunktur stützenden Maßnahmen ab Oktober.

In China lehnten sich die Anleger vor der Zinsentscheidung der chinesischen Zentralbank am Freitag nicht aus dem Fenster. Die Leitindizes traten mehr oder weniger auf der Stelle. Analysten sehen nach den Entscheidungen in Europa und den USA auch in China Raum für weitere geldpolitische Lockerungen.

Weitere Zinsentscheidungen stehen an  

Die Rendite der US-Staatsanleihen gibt wieder etwas nach. Die zehnjährigen Papiere rentierten bei 1,7805 Prozent, nachdem sie unmittelbar nach der Zinssenkung der US-Notenbank Fed mit bis zu 1,821 Prozent verzinst wurden. Trotz des jüngsten Rückgangs liegt sie aber immer noch deutlich über dem Niveau vom Mittwochabend vor der Zinssenkung.

In den Reigen der Zinssenkungen reihte sich am Donnerstagvormittag auch die Schweizerische Nationalbank ein. Die SNB hält trotz der nachlassenden Konjunkturdynamik und der Zinssenkungen im Euro-Raum und den USA an ihren Negativzinsen fest. Die Währungshüter entlasten allerdings die Banken von den Negativzinsen. Eine neue Berechnung führe dazu, dass der Freibetrag, ab dem Banken auf Sichtguthaben bei der Notenbank einen Strafzins zahlen müssen, steigt.

Den SNB-Leitzins beließen die Währungshüter bei minus 0,75 Prozent. Der Strafzins, den Banken für Sichteinlagen bei der Zentralbank ab einem gewissen Freibetrag zahlen müssen, bleibt ebenfalls bei 0,75 Prozent. Darüber hinaus ist die SNB bei Bedarf weiterhin zu Interventionen am Devisenmarkt bereit, um eine wirtschaftsschädliche Aufwertung des Frankens zu verhindern.

Um 13 Uhr präsentiert zudem noch die Bank of England ihre Zinsentscheidung. Die brasilianische Notenbank senkte am Mittwoch bereits ihren Leitzins um einen halben Punkt auf ein Rekordtief von 5,5 Prozent.

Furcht vor Eskalation am Golf

Neben der Flut an Zinsentscheidungen beobachten Investoren die Lage in der Golf-Region weiter mit Sorge. Der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee lag wenig verändert bei 63,67 Dollar je Barrel (159 Liter), obwohl Saudi-Arabien seine Produktion wohl schneller wieder hochfahren kann als zunächst erwartet.

Ein US-Schlag gegen den Iran könne aber nicht ausgeschlossen werden, warnte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. „Dieser wird jedoch zumindest in einem ersten Schritt aus Wirtschaftssanktionen bestehen und nicht aus Militärschlägen.“

Einzelwerte:

Deutsche Börse: Eine Herabstufung durch Berenberg drückt die Aktien der Deutschen Börse Richtung Dax-Ende. Die Papiere geben 0,8 Prozent auf 138,20 Euro nach. Berenberg stufte die Papiere auf „Sell“ von „Hold“ herab und senkte das Preisziel auf 132 Euro von 137 Euro.

Siemens: Die Titel von Siemens notieren 0,2 Prozent tiefer bei 96,54 Euro. Der Technologiekonzern stellt die Weichen für die Führung in den nächsten Jahren und hat Roland Busch zum Stellvertreter und möglichen Nachfolger von Konzernchef Joe Kaeser auserkoren.

Handelsblatt-Analystencheck:

Die US-Bank JPMorgan hat Siemens Healthineers von „Neutral“ auf „Underweight“ abgestuft und das Kursziel von 34,90 auf 32,30 Euro gesenkt. Die Probleme im Diagnostikbereich seien nicht von heute auf morgen zu lösen, schrieb Analyst David Adlington in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Das Geschäft im Bereich Medizinische Bildgebung laufe zwar gut, habe aber seinen Höhepunkt wohl erreicht.

Von den 27 Studien im Handelsblatt-Analystencheck zu dieser Medizinspartenaktie empfehlen zwei das Papier zum Kauf, 24 Mal gibt es eine neutrale Einstufung. JP Morgan ist die einzige Bank, die den Titel zum Verkauf empfohlen hat.

Das gewichtete durchschnittliche Kursziel aller Analysen liegt bei 36,09 Euro, die Aktie wird bei 35,37 Euro gehandelt. Bei einem gewichteten Kursziel werden jüngere Studien höher gewichtet.

Mit Agenturmaterial

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