Henkel und Sanofi Geld verdienen mit dem Schuldenmachen

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Profiteur der Geldpolitik

Henkel ist Profiteur der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB hat den Leitzins auf null Prozent gesenkt, den Einlagenzins auf minus 0,4 Prozent festgesetzt und ein 1,7 Billionen Euro schweres Kaufprogramm für Wertpapiere auf den Weg gebracht. Am Donnerstag tagt der EZB-Rat und eine Erweiterung des Programms könnte dort beschlossen werden.

Seit dem Sommer kauft die EZB auch Unternehmensanleihen auf. Damit will sie – wie mit den anderen Werkzeugen auch – erreichen, dass die Preissteigerung in der Euro-Zone sich wieder dem Ziel von knapp unter zwei Prozent annähert. Zuletzt hatte die Inflation bei 0,2 Prozent gelegen. Die EZB wehrt sich gegen heftige Kritik etwa deutscher Banken an der lockeren Geldpolitik. Die Zentralbank argumentiert, dass ohne die weitreichenden Maßnahmen eine Spirale fallender Preise drohe, die eine scharfe Rezession auslösen könnte.

Während Banken mit den Auswirkungen der negativen Zinsen auf ihre Erträge kämpfen, sollen die günstigen Zinsen die Investitionstätigkeit der Unternehmen antreiben und so zu Wirtschaftswachstum, steigenden Löhnen und kletternden Preisen führen. Henkel führt seine Anleiheplatzierung zu den außergewöhnlichen Konditionen allerdings auf die „hohe Kreditwürdigkeit und unseren hervorragenden Zugang zu den Kapitalmärkten“ zurück, so Henkel-Finanzvorstand Carsten Knobel.

Neu ist, dass schon bei der Ausgabe negative Renditen bei einer Anleihe gefordert werden können. Ältere Anleihen mit positivem Zinskupon sind an den Märkten aber schon so im Kurs gestiegen, dass mittlerweile 27 Prozent aller Firmenanleihen – die wie Henkel mit dem Gütesiegel „Investment Grade“ ausgezeichnet sind – für Anleger bereits ein Verlustgeschäft sind.

So manipulieren Notenbanken den Markt

Henkel begibt noch drei weitere Papiere: eines über 700 Millionen Euro und fünf Jahre Laufzeit zu 0,0 Prozent Rendite sowie eine Dollar-Anleihe (drei Jahre Laufzeit, 1,5 Prozent) und eine Pfund-Anleihe (sechs Jahre Laufzeit, 0,875 Prozent). Die Transaktionen brachten BNP Paribas, Deutsche Bank und JP Morgan als Konsortialführer auf den Markt.

Unternehmen außerhalb der Finanzbranche haben in diesem Jahr bereits Anleihen über fast 190 Milliarden Euro emittiert, mehr als jemals zu diesem Zeitpunkt im Jahr seit der Euro-Einführung im Jahr 1999, zeigen Daten des Finanzinformationsdienstes Bloomberg. Im gesamten Vorjahr war der Rekordwert von 230 Milliarden Euro erzielt worden, der dieses Jahr wohl mit Leichtigkeit übertrumpft werden dürfte.

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