WirtschaftsWoche: Herr Fröhlich, Sie erwarten für 2016 etwa zehn Börsengänge im Volumen von jeweils mindestens 250 Millionen Euro. Stehen die Kandidaten schon fest?
Klaus Fröhlich: Momentan führen wir wöchentlich Gespräche mit Unternehmen, die einen Börsengang in Erwägung ziehen. Aber das heißt nicht, dass es auch immer dazu kommen wird. Mitunter stellt sich auch die Frage, ob die Unternehmen wirklich an die Börse gehen sollten.
Welche Kapitalmarktbedingungen bräuchten Sie, damit sich Ihre Erwartungen erfüllen?
Zur Person
Klaus Fröhlich (42) ist Leiter des Kapitalmarktgeschäfts bei der US-Bank Morgan Stanley für Deutschland und Österreich.
Voraussetzung für die Börsengänge ist, dass die Volatilität am Markt niedrig bleibt, denn hohe Kursschwankungen sind Gift für Börsengänge. Dann beschäftigen sich die Fondsmanager und andere Großanleger lieber mit ihren bestehenden Portfolios und schauen sich nicht noch Neulinge an. Das Phänomen hat man ja bereits im Herbst gesehen. Als die Kurse durch die China-Angst und VW unter Druck kamen, hatten es Schaeffler und Covestro zunächst schwer mit ihren Börsengängen. Andererseits ist der Kapitalmarkt aber recht abgehärtet und Makroschocks werden relativ gut verkraftet. Es gab Jahre, etwa nach der Finanzkrise, da waren Börsengänge überhaupt nicht möglich. Jetzt aber ist der Markt wieder geheilt. Das beweist etwa der Börsengang des Automobilentwicklers Edag, der ja gut gelungen ist, obwohl während der Vermarktungsphase die Automobilbranche von Schlagzeilen geprägt wurde.
Ist es nicht angesichts der Geldschwemme der Notenbanken und den hohen Mittelzuflüssen bei Aktienfonds sehr leicht, Aktien an den Mann zu bringen?
Leicht sind Börsengänge nie. Wir müssen die Aktien schon bei einer Vielzahl von Investoren vermarkten, um solche Transaktionen erfolgreich zu platzieren. Die Fondsmanager machen stets sehr gründlich ihre Hausaufgaben und prüfen die Kennzahlen und das Management. Natürlich sind die Notenbanken eine gute Unterstützung, denn das Geld muss irgendwo hin. Die Investoren stecken ja den Kopf nicht in den Sand. Sonst hätten sie wegen der vielen Liquidität und bedingt durch die niedrigen oder sogar negativen Zinsen keine andere Chance, als den Kopf schnell aus dem Sand zu ziehen und dann bleiben Aktien eine gute Anlage. Außerdem haben deutsche Unternehmen in den vergangenen Jahren viel Wert geschaffen.
Was halten Sie denen entgegen, die behaupten, Investmentbanken polieren die Unternehmen vor dem Börsengang auf und danach verlieren sie für mehrere Quartale den Glanz.
Aufpolieren machen wir bei Morgan Stanley nicht, weil weder die Unternehmen noch die Käufer etwas davon haben. Bei einem gut laufenden Börsengang haben alle etwas davon. Denn auch der Verkäufer hält ja meistens noch Aktienpakete, an deren guter Entwicklung er ebenfalls interessiert ist.