Mit Index und ETF investieren Fünf Trends für Ihre Anlagestrategie im neuen Jahrzehnt

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Trend 5: Wasserstoff

Auch der Klimawandel birgt Chancen für Anleger. Erneuerbare Energien aus Wind und Sonne treiben die Energiewende voran, doch bei der Speicherung besteht noch Nachholbedarf. Wasserstoff bietet ideale Voraussetzungen, um die Wetterabhängigen Energieträger Wind und Sonne zu ergänzen. Denn das farb- und geruchslose Gas kann Energie speichern und weltweit transportiert werden.

Schon heute werden in der Industrie jährlich 70 Millionen Tonnen Wasserstoff verwendet. Allerdings wird der Energieträger derzeit meist aus Erdgas und Kohle gewonnen. Jedoch kann das Gas auch mit erneuerbarem Strom aus Wasser und somit CO2-neutral gewonnen werden – bestenfalls mit Überschüssen aus erneuerbaren Energien, die ansonsten nicht nutzbar sind. 

Damit könnte Wasserstoff die Energiewende in emissionsintensive Verfahren wie die Stahlproduktion, dem Entschwefeln in Raffinerien oder der Herstellung von Methanol und Ammoniak in der Chemie bringen und zum grünen Öl des 21. Jahrhunderts werden. 

von Christof Schürmann, Anton Riedl, Frank Doll, Georg Buschmann, Hauke Reimer, Heike Schwerdtfeger, Martin Gerth, Niklas Hoyer, Sebastian Kirsch

Doch die möglichen Anwendungsbereiche gehen über die Industrie hinaus: Wasserstoff kann auch für Wärme und Strom, im Gebäudebereich und Verkehr genutzt werden. Gerade bei Transporten, die bei hohem Gewicht große Strecken zurücklegen müssen, ist das Gas gegenüber Batterien überlegen, denn die dafür benötigte Energiedichte können sie nicht optimal bereitstellen. Zudem müssten zusätzlich zur Fracht keine schweren Batterien befördert werden. Emissionsfrei gewonnener Wasserstoff wäre etwa beim Betreiben von Zügen, Lastwagen, Bussen aber auch im Flug- und Lastschiffverkehr die bessere Alternative.

Andreas Kuhlmann, Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur (dena) sieht in dem Gas großes Potenzial: „Wasserstoff wird zum unverzichtbaren Teil der Energiewende. Denn nur mit Elektrizität werden wir es nicht hinbekommen.“ Wind und Sonne müssten durch gasförmige und flüssige Energieträger ergänzt werden. Zudem bestehe eine sehr hohe Nachfrage: Laut Kuhlmann ist das „Interesse an der Nutzung von Wasserstoff momentan deutlich größer“, als er „in absehbarer Zeit zur Verfügung steht“.

Der dena-Geschäftsführer ist mit dieser Einschätzung nicht alleine. So drängte die Internationale Energieagentur in einem zum G-20 Gipfel in Japan veröffentlichten Report darauf, das Gas verstärkt zu nutzen. Laut dem Bericht steht Wasserstoff der Durchbruch als sauberer Energiespeicher bevor. Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sieht in dem Energieträger einen Schlüsselrohstoff, „der unverzichtbar für die erfolgreiche Dekarbonisierung“ vieler Volkswirtschaften sein wird.

Die Bundesregierung möchte in diesem Jahr ihre Wasserstoffstrategie vorstellen und soll laut Altmaier gar Weltspitze bei Wasserstofftechnologien werden. Dieses ehrgeizige Ziel haben sich auch China und Frankreich gesetzt. Der am weitesten fortgeschrittene Markt für Wasserstoff ist derzeit jedoch Japan. Der Inselstaat will mit dem Energieträger den Transport- und Wohnsektor revolutionieren: Bis 2030 sollen 800.000 Fahrzeuge mit Brennstoffzellen und 1200 öffentliche Busse mit Wasserstoffantrieb zugelassen werden. Zudem sollen in den kommenden zehn Jahren 5,3 Millionen Brennstoffzellen für Eigenheime verkauft werden.

Im Auftrag des Wasserstoff-Rats, einem von BMW, Daimler und der Linde-Gruppe mitgegründeten Zusammenschluss von über 60 Unternehmen, hat die Unternehmensberatung Mc Kinsey das wirtschaftliche Potenzial des Energieträgers berechnet. Laut der Analyse könnte Wasserstoff bis 2050 den weltweiten Energieverbrauch zu 18 Prozent abdecken. Der jährliche Branchenumsatz läge dann bei 2,5 Billionen Dollar.

Index:

Der E-Mobilität Wasserstoff Index (ISIN: DE000SLA8F83) des deutschen Aktienindexanbieter Solactive bildet den Trend am besten ab. Indexfonds für Wasserstoffindizes gibt es jedoch noch nicht. Allerdings bildet ein Zertifikat (ISIN: DE000MC2G7Q8) des US-Wertpapierhandelsunternehmens Morgan Stanley die tägliche Entwicklung des Index ohne beschränkte Laufzeit nach. Das Zertifikat es gibt mit einen Hebel von 1, also ohne Hebelwirkung, die Variante mit einem fünffachen Hebel ist deutlich riskanter. Ohne Hebel kommt kommt das Papier einer Investition in einen entsprechenden Indexfonds am nächsten. Für Anleger ohne Erfahrung im Zertifikathandel ist es dennoch ratsam, auf die Emission eines entsprechenden ETFs zu warten.

Hinweis: Historische Daten lassen nicht auf zukünftige Kursentwicklungen schließen. Zudem sollte ein Depot weiter als nur innerhalb eines ETFs gestreut sein und außerdem krisensichere Werte wie etwa Gold enthalten. Wer noch nicht investiert ist, sollte sich zunächst überlegen, wie er sein Depot am besten strukturiert, um den eigenen Anlagezielen gerecht zu werden.

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