Riedls Dax-Radar
Erst schafft der Dax eine fulminante Erholung vom 2018er-Jahresendtief, dann startet er eine Frühjahrsrally Quelle: dpa

Rekordkurse in Sicht: Dax startet in die Frühjahrsrally

Erst schafft der Dax eine fulminante Erholung vom 2018er-Jahresendtief, dann startet er eine Frühjahrsrally. Kleinere Kurskorrekturen sind möglich, doch die Grundrichtung des Marktes zeigt nach oben.

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Die amerikanische Wirtschaft ist in robuster Verfassung. Um 2,9 Prozent hat die US-Konjunktur im vergangenen Jahr zugelegt. Gegen Ende des Jahres hat sie etwas nachgelassen, mit plus 2,6 Prozent ist sie aber meilenweit von einem Abschwung entfernt. Filtert man die Meldungen zum aktuellen Verlauf der Wirtschaft, könnte das Wachstum im ersten Quartal 2019 rund 2,5 Prozent erreichen.

Die starke US-Wirtschaft ist umso bemerkenswerter, da wegen des Handelskonflikts mit China schwere Rezessionsängste die Runde machten. Mehr noch: Sollte es zu Übereinkünften mit den Chinesen kommen, könnte die Konjunktur im Frühjahr sogar wieder durchstarten.

Für die Anlagemärkte hat das im Wesentlichen zwei Folgen: Zunächst einmal ist die Chance groß, dass die in den vergangenen Wochen im Zuge der Rezessionsangst reduzierten Gewinnprognosen der Unternehmen für 2019 ohne Probleme erreicht werden. Das gibt dem Aktienmarkt eine wichtige Stütze, da die Gefahr neuer Enttäuschungen gering ist.

Die spannendsten Aktien der Woche

Die zweite Folge deutet sich bei den Zinsen an. Geduldig werde die Notenbank, so Fed-Chef Jerome Powell, bei weiteren Zinsschritten vorgehen. Am Kapitalmarkt sind die Renditen für zehnjährige US-Anleihen in den vergangenen Monaten von 3,2 Prozent auf 2,6 Prozent gesunken. Seit einigen Wochen pendeln sie um 2,7 Prozent.

Ein weiterer Zinsrückgang ist im Umfeld der robusten Konjunktur wenig wahrscheinlich. Eher könnte es am Kapitalmarkt sogar eine Gegenbewegung geben, in der die US-Renditen erst einmal wieder in Richtung drei Prozent klettern. In Europa dürfte das die Renditen für die zehnjährigen Bundesanleihen, die aktuell bei 0,2 Prozent liegen, auf 0,4 bis 0,5 Prozent hochziehen.

Eine Bestätigung für dieses Szenario zeichnet sich am Goldmarkt ab. Hier ist der Preis für die Feinunze in den vergangenen Wochen in der Spitze bis auf 1346 Dollar gekommen – seitdem aber geht es im Zuge einer scharfen Kurskorrektur wieder deutlich nach unten. Ein weiterer, moderater Rückgang am Goldmarkt würde zum Anstieg der Renditen passen.

von Frank Doll, Anton Riedl, Heike Schwerdtfeger

Wenn die Fed von Geduld spricht, dürfte sie nicht gleich wieder beim ersten Anzeichen einer Wirtschaftsstärke die Zinszügel anziehen. Wahrscheinlich wird sie die nächsten Monate erst einmal abwarten und prüfen, wie sich die Konjunktur nun einpendelt. Sollten es beim moderaten Wachstum bleiben, dürfte sie das Zinsniveau erst einmal unverändert lassen – immerhin hat sie ja schon acht Erhöhungen durchgezogen.

Es ist durchaus möglich, dass den Anlagemärkten dieses Umfeld in den nächsten Monaten erhalten bleibt. Die Aktienkurse müssen deshalb nicht im Tempo der vergangenen Wochen weitersteigen, sollten aber insgesamt einen positiven Grundton aufweisen. Nach der steilen Erholung seit Januar würde dazu eine moderate Korrektur passen. Im Idealfall sollte sie im Dow Jones oberhalb der 200-Tage-Linie stattfinden, das wäre eine Bandbreite zwischen 26.000 und 25.000 Punkten. Im Extremfall wäre sogar ein Rückschlag bis auf 24.000 Punkte verkraftbar.

Dax: Rekordkurse in Sicht bei Münchener Rück und Adidas

Der Dax hat im Fahrwasser der US-Börsen mittlerweile die angepeilte Zone 11.600 bis 11.700 Punkten erreicht. Er hat den Abwärtstrend seit vergangenem Herbst gebrochen und sollte nun die 200-Tage-Linie ansteuern, die derzeit bei 11.800 Punkten verläuft. Spielraum für Korrekturen besteht bis auf etwa 11.200 Punkte, ohne die positive Grundtendenz zu verletzen.

Dem Dax kommt zugute, dass es bei vielen Einzelwerten schon vor Monaten zu starken Korrekturen gekommen ist. So hat BASF mit dem Rückgang bis auf 58 Euro die Nachrichten vom zuletzt schwachen operativen Geschäft längst abgehakt. Kurzfristig dürfte die Erholung bis auf 70 Euro gehen. Bewertet ist die Aktie günstig, die Dividende ist ansehnlich, und BASF selbst ist bei den Prognosen sogar wieder optimistischer geworden.

Selbst Bayer kommt langsam voran, auch wenn das Problem Monsanto angesichts der juristischen Risiken wie ein Mühlstein an dem Unternehmen hängt. Die moderate Erholung der Aktie, die seit einigen Wochen läuft, könnte noch bis in den Bereich um 75 Euro gehen.

Das dürfen Dax-Aktionäre an Dividenden erwarten

Stiller Champion im Dax ist die Münchener Rück. Gerade ist die Aktie dabei, das Hoch aus dem Jahr 2015 zu überwinden. Die Nachfrage nach substanzieller Rückversicherung ist in einer unsicheren Welt ein Wachstumsmarkt. Die Münchener Rück könnte der erste Wert im Dax werden, der seit 16 Jahren ein neues Hoch schafft. Konkurrent in diesem Wettlauf ist Adidas. Genau wie der US-Konkurrent Nike profitiert Adidas davon, dass die Sportartikel- und Lifestyle-Branche kerngesund ist.

Schwer angeschlagen sind die Konsumchemiker. Erst hatte es Henkel erwischt, dann Beiersdorf. Bei Henkel drückt die fehlende Wachstumsperspektive und das zähe Geschäft in den USA, bei Beiersdorf ist die hohe Bewertung eine offene Flanke. Beide Unternehmen haben nun Strategie- und Sparprogramme initiiert. Angesichts gesättigter Märkte, neuer Investitionen und hoher Materialkosten dürfte sich das erst mit Verzögerung in den Zahlen niederschlagen. Kurzfristig zählen beide nicht zu den Favoriten. Sollte es aber im Zuge einer allgemeinen Börsenkorrektur noch einmal zu einem Kursrückschlag kommen, könnten sich bei Beiersdorf im Bereich um 70 Euro und bei Henkel um 85 Euro antizyklische Gelegenheiten ergeben.

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