Riedls Dax-Radar
Handelsstreit mit USA Quelle: dpa Picture-Alliance

Trump sorgt für Crash-Gefahr am Aktienmarkt

Die sprunghafte Politik des US-Präsidenten wird zum Risiko für Konjunktur und Anlagemärkte. An immer mehr Börsen drehen die Kurse nach unten. Im Dax ist die Lage besonders brenzlig.

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Der Handelsstreit der USA gegen den Rest der Welt könnte zum Auslöser einer Baisse, wenn nicht sogar zu einem Crash an den Aktienmärkten werden. Ein intensiver internationaler Handel, letztlich das, was unter dem Stichwort Globalisierung die Weltwirtschaft seit Jahrzehnten vorangebracht hat, ist durch die sprunghafte Politik des amerikanischen Präsidenten erschüttert. Das trifft nicht nur die Handelspartner Europa und China, es trifft auch die USA selbst – wie sich das derzeit etwa am ur-amerikanischen Unternehmen Harley-Davidson zeigt, das nun in Eigeninitiative Trumps Politik umgehen will.

Für die Aktienmärkte ist der Handelskrieg so gefährlich, weil zu den bisherigen Risiken neue Gefahren dazukommen. Auch ohne Streit um Zölle wäre die Aufwärtsentwicklung der Konjunktur in Europa und den USA nicht in trockenen Tüchern. In Europa kommt angesichts Abgasproblematik und Elektromobilität die Erschütterung der Autoindustrie dazu. Sie macht im Dax rund ein Fünftel der Marktkapitalisierung aus.

Eine neue Gefahr, die durch den Handelsstreit verstärkt wird, ist die wacklige Lage in China. Die chinesische Börse, die mittlerweile ein gutes Barometer für die wirtschaftliche Situation in China geworden ist, hat seit Jahresanfang ein Viertel an Wert verloren. Vor allem in den vergangenen Wochen, seitdem Trumps Töne immer schärfer werden, drückt es die Notierungen nach unten. Ein Rückschlag der Wirtschaft in China würde hierzulande nicht nur die Autoindustrie treffen, sondern genauso Maschinenbauer oder Großchemiker, für die China und Asien Märkte der Zukunft sind.

Gestiegene Nachfrage beim Harley-Davidson-Händler
Harley-Geschäft Quelle: Patrick Schuch für WirtschaftsWoche
Gas-Griff in Form einer Revolver-Trommel Quelle: Patrick Schuch für WirtschaftsWoche
Harley-Davidson Quelle: Patrick Schuch für WirtschaftsWoche
Schaufensterpuppe mit Harley-Davidson-Accessoires Quelle: Patrick Schuch für WirtschaftsWoche
Jemand schraubt an einem Reifen Quelle: Patrick Schuch für WirtschaftsWoche
Harley-Garage Quelle: Patrick Schuch für WirtschaftsWoche
Düsseldorfer Harley-Davidson-Händler Quelle: Patrick Schuch für WirtschaftsWoche

Bisher hatten Anleger vor allem davor Angst, dass die große Zinswende den langfristigen Aufschwung an den Aktienmärkten abwürgen könnte. Immerhin gelang es der US-Notenbank Fed, die Zinswende vorsichtig einzuleiten. Allerdings, trotz der jüngsten Zinserhöhung sind die Renditen der zehnjährigen US-Anleihen seit einigen Monaten nicht mehr über das Niveau 2,8 bis 3,1 Prozent hinausgekommen. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass sich die Fed im Fall einer Krise an den Wertpapiermärkten mit der nächsten Erhöhung nun mehr Zeit lässt. Wenigstens könnte die Fed dank der vergangenen Erhöhungen substanziell überhaupt etwas unternehmen.

Mehr Druck auf Börsen in Europa als in USA

Bei der EZB sieht es in dieser Hinsicht mau aus. Mit 0,3 Prozent sind die Kapitalmarktzinsen in Europa am unteren Rand ihrer einjährigen Schwankungen. Sollte die Wirtschaft in Europa ins Stocken geraten, dürfte die EZB ihren Zinswendefahrplan erst einmal ad acta legen. Ob sich allein damit dann ein Abschwung aufhalten ließe, ist fraglich.

Ohnehin sind die europäischen Börsen nach den Kursverlusten der vergangenen Tage schwerer angeschlagen als die amerikanischen. In allen großen Indizes (Euro Stoxx, Stoxx 600, Dax) zeigt sich ein ähnliches Bild: Nachdem die Kursspitzen von Mai und Juni nicht mehr das Niveau von November und Januar erreicht haben, sehen die gesamten Schwankungen seit Anfang 2017 immer mehr nach einer großen oberen Trendwende aus.

Dazu häufen sich die Krisensignale. Zur Schwäche der europäischen Börsen und der Baisse in China kommen nun auch Ermüdungserscheinungen der großen Technologieaktien. Der jüngste Rückschlag an der Nasdaq-Börse könnte eine Abwärtsphase wie im Januar oder März einleiten. Das müsste noch nicht das Ende der großen Technologie-Hausse bedeuten, dürfte aber die Stimmung an den Weltbörsen für ein bis zwei Monate ziemlich drücken.

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