
Letzte Woche habe ich an dieser Stelle bei der Kommentierung der aktuellen Entwicklungen bei der Deutschen Bank darauf hingewiesen, dass ich Banken prinzipiell nicht kaufe. Dies ist auch der Grund, weshalb ich trotz der günstigen Kosten – die bekanntlich für mich im Umfeld von Null- und Negativzins der alles entscheidende Faktor bei der Geldanlage sind – keine Indexfonds kaufe, sondern die direkte Anlage in Qualitätsaktien bevorzuge. Wertmäßig macht der Finanzsektor immerhin zehn Prozent des breiten europäischen Aktienindex Stoxx Europe 600 aus. Wer diesen Index kauft oder in einen Fonds investiert, der sich an diesem orientiert, wird deshalb zwangsläufig Banken im Portfolio haben. Ob es einem passt oder nicht.
Die Wirkung der Banken auf das Portfolio war seit Ausbruch der Finanzkrise keineswegs ein guter. Seit Anfang 2009 ist der Stoxx Europe 600 um 70 Prozent gestiegen, während der Stoxx Banks Index im selben Zeitraum 37 Prozent verlor. Allein dieses unterstreicht schon, was für ein schlechtes Investment Banken gewesen sind. Laut Citigroup war in den letzten zehn Jahren die Kombination „Bank“ und „Europa“ die mit der schlechtesten Performance von allen 285 analysierten Kombinationen aus Sektoren und Regionen.
Trotz einer deutlichen Erholung um 11,2 Prozent im vergangenen Quartal ist die Stimmung zu den Banken unter Anlegern ausgesprochen negativ. Zu offensichtlich sind die Probleme des Sektors. Diese negative Stimmung macht Banken jedoch auch interessant. Wie regelmäßige Leser meiner Kolumne wissen, reizen mich Anlagestrategien, die entgegen der Mehrheitsmeinung laufen. Meine daraus abgeleitete Empfehlung Gold zu kaufen (als die Banken Kursziele von 750 US-Dollar ausriefen) und nicht auf eine weitere Euro-Abschwächung zu setzen (als alle Banken einen Kurs von eins zu eins zum Dollar prognostizierten), haben sich als richtig herausgestellt. So gesehen müsste man heute Bankaktien kaufen, denn viel schlechter kann es doch nicht mehr werden, könnte man meinen.





Das Problem an dieser Sicht ist jedoch, dass die Banken wie keine andere Branche in die Zange genommen werden.
Altlasten des Schuldenbooms
Da sind zunächst die noch immer unbewältigten Altlasten des Verschuldungsbooms der Jahre bis 2008. In diesem Zeitraum haben die Banken eine wahre Schuldenorgie in den heutigen Krisenländern finanziert. Bekanntlich sind die Folgen bis heute noch nicht bereinigt. Die Schulden liegen überall höher als im Jahre 2008 und nur dank Nullzinsen ist das Schuldengebäude bis jetzt nicht in sich zusammengebrochen.
Da jene Banken in der Boomphase von den Kapitalmärkten am höchsten bewertet wurden, die das größte Risiko eingingen, also mit möglichst wenig Eigenkapital arbeiteten, haben die Banken insgesamt mit zu wenig Eigenkapital ein zu großes Rad gedreht. Als die Krise ausbrach konnten sie den Anschein der Solvenz nur dadurch aufrecht erhalten, dass sie ihren Schuldnern halfen, durch günstige Zinsen und Verzicht auf Tilgungen am Leben zu bleiben. Eine Abschreibung der faulen Forderungen hätte zur sofortigen Insolvenz des ganzen Sektors geführt.
Die Financial Times spricht deshalb treffend vom Aufstieg der Zombies. Gemeint sind die Unternehmen, die nur noch in der Lage sind die Zinsen zu bezahlen, nicht jedoch zu tilgen, geschweige denn in neue Produkte und Maschinen zu investieren. Gemeint sind aber auch die Banken, die nur so einen Offenbarungseid verhinderten.