Metalle, Erdgas, Kaffee Wo die Krise am Rohstoffmarkt Chancen bietet

Investoren durchleben die größte Krise seit der Lehman-Pleite. Minen und Rohstoffkonzerne schreiben rote Zahlen, an den Terminbörsen fallen die Preise für Metalle und Agrargüter. Risikofreudigen Anlegern bietet das neue Chancen. Welche Wetten hohe Renditen versprechen.

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Schatzhügel - Aurubis Manager Hölandt inmitten des wertvollen Kupferschrotts Quelle: Andreas Chudowski für WirtschaftsWoche

Krachend schneidet die Kupferschere Heizungsrohre und Kessel in kleine Portionen. Laufbänder und Schaufellader schaffen den geschredderten Kupferschrott zu den Schmelzöfen des Rohstoffkonzerns Aurubis im westfälischen Lünen. Das Altmetall wird geschmolzen und zu Platten gegossen. Die kommen in die Elektrolysebecken. Gold, Silber und Palladium setzen sich am Boden der Becken ab, das Kupfer bleibt an einer Metallplatte hängen. Die Elektrolytlösung ist 65 Grad warm und heizt die Luft über den Elektrolysebecken auf. Arbeiter, die in weißen Schutzanzügen und Atemmasken Teile der Anlage sanieren, kommen ins Schwitzen. Hat sich nach einer Woche an der Metallplatte eine dicke Kupferschicht gebildet, zieht sie ein Kran aus dem Becken. Die 60 Kilo schweren und zu 99,99 Prozent reinen Kupferplatten sind noch warm, wenn sie vor der Halle auf Paletten gestapelt werden.

Ausichtsreiche Rohstoffwetten

Jährlich laufen 400.000 Tonnen Schrott durch das weltgrößte Recyclingwerk für Kupfer - etwa 16.000 Lkw-Ladungen. Momentan fahren weniger Brummis in Lünen vor. "Die Schrotthändler liefern weniger Altkupfer, weil sie auf höhere Preise warten", sagt Thomas Hölandt, Chefeinkäufer bei Aurubis. Derzeit kostet die Tonne Kupfer etwa 7.300 Dollar, ein Viertel weniger als noch vor zwei Jahren.

Auch andere Rohstoffe schwächeln auf Zwei-Jahres-Sicht: minus 25 Prozent bei Aluminium, minus 35 Prozent bei Nickel. In diesem Jahr erwischte es vor allem die Agrarrohstoffe: Weizen verbilligte sich um 14 Prozent, Mais sogar um 32 Prozent.

Anleger glauben nicht an eine schnelle Wende: Allein im zweiten Quartal zogen sie weltweit 49 Milliarden Dollar aus Rohstofffonds ab. Für sinkende Preise und schlechte Stimmung gibt es gleich mehrere Gründe. China, das etwa die Hälfte aller weltweit gehandelten Rohstoffe einkauft, meldete zuletzt geringere Wachstumsraten. Zudem gibt es ein Überangebot bei Industriemetallen, etwa Kupfer, Nickel oder Zink, verursacht durch neue Minen, die noch auf dem Höhepunkt des Rohstoffbooms 2007 und 2008 geplant wurden. Jetzt sind sie eigentlich überflüssig. Sie zu schließen wäre aber zu teuer.

Zu- und Abflüsse von Rohstofffonds folgen dem Börsenpreis von Kupfer (zum Vergrößern bitte anklicken)

Hinzu kommt ein massiver Vertrauensverlust in die Rohstoffmärkte. Hochfrequenzhändler Michael Coscia soll den Ölmarkt manipuliert haben. Investmentbanken, die große Rohstofflager unterhalten, sind ins Visier der US-Börsenaufsicht geraten, weil sie den Alubörsenpreis nach oben getrieben haben sollen. Dass die einzige große deutsche Rohstoffaktie K+S um zeitweise 44 Prozent abstürzte, nachdem der russische Düngemittelhersteller Uralkali seinen Ausstieg aus dem globalen Kalikartell und fallende Preise ankündigte, hat das Vertrauen der Anleger auch nicht unbedingt gestärkt. Die deutsche Aufsicht BaFin untersucht den Fall, der einmal mehr das Vorurteil bestätigt, Rohstoffmärkte seien intransparent und manipulationsanfällig.

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