Währung, Schulden, Konjunktur Chinas Optionen im Handelsstreit

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Konjunktur oder Währung stützen

Die USA sind für China als Absatzmarkt wesentlich bedeutender als umgekehrt. China erzielte mit den USA in den vergangenen zwölf Monaten einen Handelsbilanzüberschuss von rund 390 Milliarden Dollar. Trotzdem rutschte Chinas Leistungsbilanz im ersten Quartal 2018 erstmals seit 17 Jahren ins Minus. Kommt es durch den Handelskrieg zu größeren Exporteinbrüchen, wird sich die chinesische Leistungsbilanz weiter verschlechtern. Auch der zunehmende chinesische Auslandstourismus belastet die Leistungsbilanz. Entsprechend wird auch der Druck auf die chinesische Währung weiter zunehmen. Der Renminbi wertete seit März bereits stark ab von 6,23 auf zwischenzeitlich 6,73 Yuan pro Dollar. Zwar ist Kapitalflucht schwieriger geworden, aber chinesische Unternehmen versuchen über überhöhte Importrechnungen Gelder außer Landes zu schaffen. 

Renminbi oder Rezession

„In den nächsten Monaten muss sich China entscheiden, ob es seine Konjunktur oder die Währung stützen soll. Beides geht nicht“, sagt der weltweit angesehene Schweizer Investor Felix Zulauf. Setzte China erneut seine Währungsreserven zur Stützung der eigenen Währung ein, bliebe das nicht ohne Folgen für den US-Anleihemarkt. Denn verkauft werden nicht Münzen oder Banknoten, sondern vor allem Fremdwährungsanleihen. Und der liquideste Teil der chinesischen Währungsreserven steckt in US-Staatsanleihen. Zuletzt gemeldet wurde für Ende April ein Volumen von 1182 Milliarden Dollar. 

Wenn China in großem Stil verkauft, dann könnte das die US-Renditen tendenziell weiter nach oben schieben. Das wäre so gesehen ein probates Druckmittel gegen die USA – aber kaum umzusetzen. Denn durch den Kauf heimischer Währung wird dem heimischen Kreditmarkt Liquidität entzogen. Diese Maßnahme konterkarierte den jüngsten Schwenk der chinesischen Geldpolitik. Die People‘s Bank of China pumpt seit einigen Wochen wieder Milliarden in die Märkte. Um die Kreditvergabe der Banken an kleinere Unternehmen anzuregen, wurden die Mindestreserveanforderungen für die Banken jetzt erneut gesenkt, um 0,5 Prozentpunkte auf 15,5 Prozent für Großbanken und 13,5 Prozent für kleinere Geldhäuser. Damit stellt die Zentralbank etwa 108 Milliarden Dollar bereit. Angesichts der Höhe der Reservesätze besteht hier noch reichlich Raum zur Stimulierung, falls sich die Konjunktur weiter eintrüben sollte. Interventionen am Devisenmarkt konterkarierten zudem die Bemühungen der Regierung, den Renminbi als internationale Reserve- und Transaktionswährung zu etablieren. 

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Schlechte Vorzeichen für Chinas Konjunktur

„Ich erwarte, dass sie die Währung laufen lassen. Tun sie dies nicht, dann gibt es in China eine Rezession“, sagt Investor Zulauf. Die chinesische Regierung wolle schließlich mit Blick auf das 100-jährige Jubiläum der Kommunistischen Partei 2021 eine gute Wirtschaft haben. Aber egal was die offiziellen Statistiken in den nächsten Monaten sagen: Auf Sicht von zwölf Monaten rechnet Zulauf mit einer schwachen Konjunktur in China und entsprechend negativen Rückkopplungen für die Konjunkturverläufe im gesamten Schwellenländer-Universum, in Asien und Europa. 

Die Entwicklung der Spielumsätze in Macau, der Welthauptstadt des Glücksspiels, haben sich in der Vergangenheit oft als besserer Indikator für den chinesischen Konjunkturlauf erwiesen als die offiziellen Statistiken der Regierung in Peking oder der Kursverlauf an den chinesischen Festlandbörsen. Unter den Spielern in Macau sind viele chinesische Unternehmer – und die kennen ihre Auftragslage.

Im Juni setzten die Zocker in Macau zwar 12,5 Prozent mehr ein als im Vorjahresmonat. Das aber blieb weit zurück hinter den Prognosen. Gerechnet hatten Analysten mit einem Anstieg um 18 Prozent.

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