
Eine Immobilie heißt so, weil sie unbeweglich ist und immer an ihrem Platz bleibt. Viele hält genau das vom Hauskauf ab. Welches Haus steht auf Dauer genau da, wo man es haben möchte? Und was macht der Eigentümer damit, wenn er etwa aus beruflichen Gründen in eine andere Stadt ziehen will? Beim kurzfristigen Verkauf drohen Verluste – wenn sich überhaupt so schnell ein Käufer findet. So manchem ist eine Immobilie schlicht zu unflexibel.
Zwar sind die Finanzierungsbedingungen günstig, aber zugleich sind die Immobilienpreise in den gefragten Regionen stark gestiegen. In begehrten Großstädten wie Hamburg, Köln oder Berlin, oder auch in London, Amsterdam und vielen anderen Regionen muss für Wohnraum tief in die Tasche gegriffen werden.
Jetzt wittern vermehrt Individualisten eine Alternative zur Behausung aus Stein und Mörtel: Hausboote und schwimmende Wohnhäuser. Der Wohnraum auf dem Wasser bietet nämlich viele Vorzüge: Mit dem Hausboot lässt sich auch woanders hinschippern, an Flüssen und Seen wohnt es sich zudem meist naturnah und ruhig. Dabei sind Häfen und Liegeplätze am Flussufer oftmals recht zentral liegen, es gibt sie auch in zentraler Lage an Flüssen und Kanälen, die durch Großstädte fließen. Das sanfte Schaukeln auf dem Wasser gefällt ebenfalls vielen Interessenten, ein Grundstück ist nicht notwendig. Und statt eigenem Garten oder Balkon bieten die meisten Hausboote große Terrassen auf dem Schiffsdeck, um die einen im Sommer jeder Passant beneidet.





So teuer wie ein Haus
Aber ist die Wohnsitzverlagerung auf ein Hausboot auch wirtschaftlich und praktikabel?
Bei der Anschaffung können Hausboote ohne weiteres den Preis eines freistehenden Einfamilienhauses und mehr erreichen. Hinzu kommt noch der Unterhalt: Wartungsarbeiten, Reparaturen und Liegeplatzgebühren sind unumgänglich. Hinzu kommen Kosten für Frischwasser und Abwasserentsorgung, Stromversorgung sowie notwendige Versicherungen. All diese Ausgaben gehören zwingend zur Kalkulation der Wohnkosten. Zudem sollten technische und bürokratische Hürden sowie Einschränkungen durch das vorhandene Wasserwegenetz nicht außer Acht gelassen werden.
Ob ein Hausboot günstiger als ein Immobilienkauf ist, lässt pauschal kaum beantworten, denn es gibt viele Hausbootvarianten an den unterschiedlichsten Standorten. Grundsätzlich muss zwischen motorisierten, fahrbereiten Hausbooten, die unter die Sportbootrichtlinie fallen, und Hausbooten oder schwimmenden Wohnhäusern mit dauerhaftem Liegeplatz unterschieden werden. Bei ersteren handelt es sich oftmals um umgebaute Sportboote oder floßähnliche Konstruktionen, die tatsächlich eher zum Wohnen konzipiert wurden. Einen regelrechten Boom erleben Hausboote, die zwischen diesen beiden Typen liegen, meist recht kostengünstig konstruiert sind und sowohl für Ausflüge als auch als Wohnraum taugen.
„Für die lokalen Behörden ist die Art der Nutzung entscheidend. Hausboote, die dauerhaft bewohnt oder an Urlauber vermietet werden, behandeln die Behörden nämlich als schwimmendes Ferienhaus, für die es je nach Standort erhebliche Auflagen gibt“, sagt Ulf Baither, Geschäftsführer von Floating House. „Wessen Hausboot ständig auf den Wasserwegen unterwegs ist und an wechselnden Orten anlegt, wird hingegen wie ein Sportboot nahezu ohne bauliche Auflagen behandelt und benötigt keinen festen Liegeplatz, sondern nur eine geeignete Anlegestelle“. Diese seien für die meist recht ausladenden Hausboote allerdings rar gesät. Diese Wohnform ist daher nur etwas für nicht-sesshafte Individualisten oder Dauerreisende.