Worum geht es?
Die EU-Kommission fordert von Apple eine Steuernachzahlung von potenziell mehr als 13 Milliarden Euro. Das teilte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager in Brüssel mit. Die Forderung ist in dieser Höhe beispiellos.
Was steckt dahinter?
Der Versuch, Apple und anderen Unternehmen die Steuertricks zu vermiesen. Als vor einigen Jahren bekannt wurde, wie einige Großkonzerne mit Tochtergesellschaften in Irland, Luxemburg oder den Niederlanden ganz legal Milliarden an Steuern vermieden, staunte die Welt nicht schlecht. Dass innerhalb Europas eine solch effiziente Art der Steuervermeidung möglich ist, von der nicht-europäische Konzerne besonders profitieren, war in der Öffentlichkeit vorher kaum bekannt. So erfuhren die Europäer 2012, dass Apple im abgelaufenen Geschäftsjahr (endet am 30. September) auf sagenhafte 36,8 Milliarden Dollar Gewinn lediglich lächerliche 1,9 Prozent Steuern gezahlt hat, in Summe nur 713 Millionen. Zum Vergleich: Im gleichen Jahr zahlte der US-Einzelhandelsriese Wal-Mart auf einen Jahresgewinn von 24,4 Milliarden Dollar 5,9 Milliarden Dollar Steuern. Das entspricht einem Steuersatz von 24 Prozent.
Wie lange hat Apple von den Steuervorteilen profitiert?
Die EU-Kommission hat sich vor allem den Jahren 2003 bis 2014 gewidmet. Die Unternehmensstruktur mit irischen Tochtergesellschaften geht jedoch schon auf die späten Achtzigerjahre zurück.
Wie funktioniert Apples Steuersparmodell?
Zum einen profitiert Apple davon, dass ein Teil der Gewinne durch Lizenzen und Patente auf Apple-eigene Software entsteht. Das amerikanische Steuerrecht sieht nämlich die Besteuerung und nicht am Produktionsstandort, sondern am Ort der Gewinnentstehung vor. Das ist der Ort des Verkaufs. Software lässt sich quasi von jedem beliebigen Standort auf der Welt verkaufen. Für das Lizenzgeschäft unterhält Apple deshalb eine Tochtergesellschaft in Irland.
Dort beträgt der Steuersatz auf Unternehmensgewinne nur 12,5 Prozent, in den USA wären 35 Prozent fällig.
Eine weitere irische Apple-Tochter profitiert von Steuerrabatten, weil Arbeitsplätze geschaffen wurden. So ist eine der Töchter dafür zuständig, Geräte aus Asien zum Verkauf in Europa umzuschlagen. Außerdem übernehmen irische Apple-Firmen einen Teil der Entwicklungskosten. Dafür bekommen sie Rechte an intellektuellem Eigentum übertragen und entsprechend wird dorthin ein Teil der Gewinne abgeführt.
Verkäufe von iPhone, iPad und Co. in Europa werden so ebenfalls dem irischen Standort zugerechnet. Schon 2004 fiel mehr als ein Drittel des Apple-Konzerngewinns offiziell in Irland an.
Mithilfe der irischen Tochterunternehmen verschiebt Apple Gewinne auf die als Steueroase geltenden Jungfern-Inseln (Virgin Islands). Anteile an den irischen Apple-Ablegern gehören dafür einer Briefkasten-Holding auf Inseln.
Unter dem Strich hat Apple nach Erkenntnissen der EU-Kommission zuletzt nur noch einen Steuersatz auf seine Gewinne von 0,005 Prozent gehabt.