Großaktionär Bund steht hinter Umbauplan der Commerzbank

Die Bank will 10.000 Stellen abbauen. Der Arbeitsplatzabbau müsse „im Rahmen der sozialpartnerschaftlichen Tradition“ erfolgen, erklärte Bundesfinanzminister Scholz.

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„Alle wissen, es muss etwas getan werden, auch etwas sehr Drastisches“, sagte der Bundesfinanzminister. Quelle: dpa

Commerzbank-Chef Manfred Knof bekommt bei dem geplanten Radikalumbau Rückendeckung vom Bund als Großaktionär. „Alle wissen, es muss etwas getan werden, auch etwas sehr Drastisches“, sagte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) am Dienstag.

Die zweitgrößte deutsche Privatbank, an der der Bund seit der Finanzkrise mit knapp 16 Prozent beteiligt ist, will 10.000 Stellen abbauen und rund 340 Filialen schließen. Am Mittwoch soll der Aufsichtsrat grünes Licht für die Umbaupläne geben. Die Gewerkschaft Verdi hat im Vorfeld der Sitzung kräftig Stimmung gegen das Vorhaben gemacht.

Im Schulterschluss mit den Mitbestimmungsgremien, dem Betriebsrat und den Gewerkschaften werde eine gemeinsame Lösung für die Zukunft der Bank gesucht, sagte Scholz. „Und das ist glaube ich auch der richtige Weg.“ Der Arbeitsplatzabbau müsse „im Rahmen der sozialpartnerschaftlichen Tradition“ erfolgen. Dies sei wohl auch der Fall, sagte der SPD-Kanzlerkandidat. In Deutschland soll jeder dritte Arbeitsplatz wegfallen.

Der Kahlschlag wird in der SPD aber auch kritisch gesehen. „Der Abbau von 10.000 Stellen ist keine Umstrukturierungsstrategie. Das ist ein brachialer Sparkurs auf Kosten der Beschäftigten“, sagte die eher linksgerichtete SPD-Finanzpolitikerin Cansel Kiziltepe zur Nachrichtenagentur Reuters. „Mit einem so massiven Stellenabbau und einem unklaren Plan für die Zukunft bedeutet das für die Mitarbeitenden entweder Jobverlust oder Mehrarbeit. Wer staatliche Unterstützung erhält, sollte auch soziale Verantwortung zeigen.“

Die Commerzbank hat die Pläne für den Umbau schon seit vielen Monaten in der Schublade, mit der Verkündung wurde aber gewartet, bis Knof Anfang Januar das Ruder übernahm.

Am Mittwoch berät nun der Aufsichtsrat in einer außerordentlichen Sitzung über die neue Strategie. Der bisherige Vorstandschef Martin Zielke und der langjährige Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann waren nach einem Streit mit dem Großaktionär Cerberus im vergangenen Sommer zurückgetreten. Knof will die Bank digitaler machen, die Kosten sollen deutlich sinken und die Profitabilität steigen. Von den bundesweit noch rund 790 Filialen sollen 350 übrig bleiben.

Auch die Deutsche Bank dünnt ihr Filialnetz aus. Sie schließt rund 100 Zweigstellen und ist damit künftig noch an 400 Standorten im Bundesgebiet vertreten.

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