
Vor einem Jahrzehnt betrug Amerikas Verschuldung auf Bundesebene 35 Prozent des BIP. Jetzt ist es mehr als doppelt so viel, und für 2026 wird eine Relation von 86 Prozent prognostiziert. Das ist aber nur der Anfang. Nach Berechnung des überparteilichen CBO würde das Haushaltsdefizit und damit die Neuverschuldung in zehn Jahren fünf Prozent des dann erwirtschafteten BIP betragen. Wenn sie längere Zeit so hoch bleibt, würde die Staatsverschuldung am Ende auf 125 Prozent des BIP steigen.
Selbst diese pessimistische Prognose geht noch davon aus, dass die relevanten Zinssätze nur langsam ansteigen, auf durchschnittlich 3,5 Prozent im Jahr 2026. Doch wenn die Staatsverschuldung tatsächlich mit Riesenschritten in den Bereich dreistelliger Werte steigen sollte, werden einheimische wie ausländische Anleger zu Recht annehmen, dass der amerikanische Staat seine Finanzen nicht mehr unter Kontrolle hat. Die Folge wären viel höhere Zinsen.
Schulden schaden der amerikanischen Wirtschaft
Denn angesichts einer Explosion der Staatsschulden würde bei ausländischen Besitzern amerikanischer Staatsanleihen die Sorge wachsen, Washington könnte den Realwert seiner Schulden drücken – durch Anheizen der Inflation oder durch eine neue Ertragssteuer auf die fälligen Zinszahlungen. In der Folge würden diese Anleger auf einer Risikoprämie bestehen, also auf höherer Verzinsung der Staatsanleihen. Das wiederum würde das Hasuhaltsdefizit weiter in die Höhe trieben, und damit auch die Staatsverschuldung im Vergleich zur Wirtschaftsleistung.
Die größten Gläubiger der USA
Die USA sind mit 17,557 Billionen US-Dollar verschuldet. Dies sind die größten Gläubiger aus dem Ausland...
Auf Platz 10 der größten Gläubiger der USA liegt Hong Kong. Die Sonderverwaltungszone an der Südküste der Volksrepublik China hat US-Schuldscheine über 155,8 Milliarden US-Dollar im Portfolio.
Rund 174,0 Milliarden US-Dollar schuldet die Supermacht dem Alpenstaat.
Mit 174,4 Milliarden US-Dollar ist Taiwan aktuell in den USA engagiert.
Mit 179,8 Milliarden US-Dollar stehen die Vereinigten Staaten bei Großbritannien in der Kreide.
Brasilien ist eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften, derzeit die sechstgrößte der Welt. Die USA schulden dem südamerikanischen Staat 250,1 Milliarden US-Dollar.
Unter die größten Erdöl-Förderer fallen die Länder Ecuador, Venezuela, Indonesien, Bahrain, Iran, Irak, Kuwait, Oman, Katar, Saudi Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Algerien, Gabun, Lybien und Nigeria. Ihnen schulden die USA insgesamt 257,9 Milliarden US-Dollar.
Die Karibik-Staaten liegen mit Forderungen von 310,8 Milliarden US-Dollar auf Rang vier unter den größten Gläubigern der USA.
Enorm aufgestockt haben die USA ihre Schulden bei den Belgiern. Die Rückstände liegen derzeit bei 362,4 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich dazu: ein Jahr zuvor betrugen sie gerade mal 175,2 Milliarden US-Dollar. Belgien ist somit der größte Gläubiger aus Europa und belegt insgesamt den dritten Platz.
Japan schulden die Vereinigten Staaten von Amerika 1,2 Billionen US-Dollar. Damit belegt der Inselstaat den zweiten Rang.
Der mit Abstand größte ausländische Gläubiger der USA ist nach wie vor China. Aktuell liegen die Schulden der Amerikaner bei 1,3 Billionen US-Dollar. Das Investment der Chinesen ist für beide Länder reizvoll, doch die Chinesen wollen ihre Abhängigkeit von den USA verringern
Das Ausmaß und der Anstieg der Staatsverschuldung schaden der amerikanischen Wirtschaft aus vielen Gründen. Die Zinszahlungen erzwingen höhere Steuern oder aber ein schlimmeres Minus im Haushalt. 2016 betragen die Zinszahlungen auf die Staatsverschuldung auf Bundesebene ungefähr 16 Prozent vom Ertrag der individuellen Einkommensteuer. 2026 würden die vom CBO projizierten Zinszahlungen mehr als 31 Prozent des entsprechenden Steuerertrags ausmachen, selbst bei den von der Behörde angenommenen niedrigen Zinssätzen.
Lebensstandard der Amerikaner ist gefährdet
Ebenso wichtig: Zu mehr als der Hälfte sind zur Zeit die Schuldentitel der amerikanischen Bundesregierung in der Hand ausländischer Gläubiger, und dieser Anteil wird in Zukunft wahrscheinlich noch wachsen. Zur Zeit mögen die Gläubiger noch willens sein, für die entsprechenden Zinseinnahmen und das bei Fälligkeit frei werdende Grundkapital ihrer US-Anleihen entsprechende neu emittierte Papiere aus Washington zu kaufen. Aber das wird sich ändern: Und dann werden die USA gezwungen sein, mehr Waren und Dienstleistungen zu exportieren als zu importieren, um ihre Zinsen zahlen zu können. Wenn wir aber unsere Handelsbilanz entsprechend umkehren wollen, muss der Dollar im Außenwert sinken, damit amerikanische Waren im Ausland weniger und ausländische Güter in den USA mehr kosten. Unmittelbare Folge für die Amerikaner wäre ein niedrigerer Lebensstandard.
Drittens würde die zunehmende Geldaufnahme des Staates auch bedeuten, dass die Privatwirtschaft schwerer an Geld kommt als heute. Weniger Darlehen an die Unternehmen – das bedeutet aber geringeres Wachstum der Produktivität und schließlich auch darum geringeres Wachstum der Realeinkommen.