Unbekannte Flugobjekte in den USA „Aliens über Nordamerika? Die lassen sich sicher nicht von einer F-16 abschießen“

Die USA birgt bei Myrtle Beach die Reste des chinesischen Ballons. Quelle: imago images

Nach dem Spionageballon haben die USA weitere Flugobjekte abgeschossen – und Spekulationen ausgelöst. Dabei gab es beim Pentagon schon vorher eine Ufo-Abteilung, die neuerdings mehr Zuständigkeiten hat. 

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Für die amerikanische Luftwaffe war es ein turbulentes Wochenende. Dreimal mussten Kampflugzeuge vom Typ F-16 und F-22 in den vergangenen Tagen aufsteigen, um bisher unidentifizierte Flugobjekte (Ufos) abzuschießen. In Alaska und Kanada sowie am Sonntag über dem Huronsee in Michigan waren Objekte zum Absturz gebracht worden, bereits vor einer Woche hatten Kampfjets einen chinesischer Spionageballon vom Himmel geholt. Die neuen Flugkörper bieten nun Anlass zur Spekulation.  

Denn ob es sich bei den neuen Objekten ebenfalls um Spionage- oder Sabotageversuche anderer Länder handelt, ist bisher unbekannt. Die Flugkörper sollen nach offiziellen Angaben deutlich kleiner als der chinesische Ballon und in niedrigeren Höhen unterwegs gewesen sein – ein einheitliches Lagebild ergibt sich deshalb noch nicht.

Der Spionageballon war auf einer Höhe von rund 17.000 Metern abgeschossen worden, die Flugkörper in Alaska und Kanada auf etwa 12.000 Metern, der Gegenstand am Sonntag ist laut Pentagon auf 6000 Metern Höhe unterwegs gewesen und hätten die zivile Luftfahrt gefährden können. Wer und was steckt hinter den drei neuen Objekten? Etwa Aliens?   

Ein US-General befeuert Spekulationen 

Dass ausgerechnet ein hochrangiger General Außerirdische nicht als Erklärungsversuch ausschließen wollte, befeuerte die Spekulationen umso mehr: „Ich überlasse es den Geheimdiensten und der Spionageabwehr, das herauszufinden. Ich habe zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts ausgeschlossen“, sagte Glen VanHerck, Befehlshaber des Nördlichen US-Kommandos (North American Aerospace Defense Command, Norad) am Sonntagabend.  

Pentagon-Vertreter erklärten anschließend jedoch schnell, dass es keine Hinweise auf einen Zusammenhang mit Aliens gebe. Auch andere Expertinnen und Experten finden solche Aussagen fragwürdig.

„Aliens über Nordamerika? Unwahrscheinlich, dass eine außerirdische Spezies in der Lage sein sollte, gigantische Entfernung im All zu überwinden, um sich dann von einer F16 abschießen zu lassen“, ordnet Matthias Wachter, Abteilungsleiter beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) für Internationale Zusammenarbeit, Sicherheit, Rohstoffe und Raumfahrt, die Spekulationen zugespitzt ein.

Hochrangige Regierungsvertreter wollen der Alien-Theorie freilich ebenfalls nicht folgen. Möglich sei, dass Länder wie China oder Russland Objekte nutzen würden, um mehr über amerikanische Radar- oder Frühwarnsysteme zu erfahren und die Fähigkeiten der US-Geheimdienste sowie die Reaktionsfähigkeit des Militärs zu testen, berichtet die Zeitung „New York Times“ aus dem Gespräch mit einem US-Beamten. Aber auch das ist bisher nur eine Theorie.    

Die Bundesregierung reagiert bisher gelassen

Während in den USA Untersuchungen der Wrackteile bald mehr Aufschluss bieten sollen und die Amerikaner ihre Partner zuvor vor einer ganzen Flotte von Spionageballons aus China warnten, was die Volksrepublik bestreitet, reagiert die Bundesregierung bisher zurückhaltend.

„Der Luftverkehr muss in Deutschland ohnehin strengsten Sicherheitsauflagen genügen. Deshalb sind die Vorkehrungen, was die zivile Luftfahrtüberwachung angeht, bereits sehr hoch und selbstverständlich weiterhin hoch“, sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums am Montag. Bisher gebe es in Deutschland keine Zwischenfälle wie in Amerika und Kanada, teilten Innen- und Verteidigungsministerium mit.

Eurofighter sollen in 15 Minuten in der Luft sein

In der Regierung gibt es je nach Flughöhe jedoch unterschiedliche Zuständigkeiten:  bis 11.000 Meter ist das Verkehrsministerium von Volker Wissing (FDP) zuständig, ab 11.001 Meter das Innenministerium unter Nancy Faeser (SPD). Bei Weltraumhöhe, die ab 100 Kilometern beginnt, müsste sich dann wohl das Auswärtige Amt unter Annalena Baerbock (Grüne) kümmern, das das Weltraumrecht koordiniert.

Die Luftwaffe der Bundeswehr ist zuständig, wenn es um mögliche Abfangeinsätze geht. Bis rund 20.000 Meter sind die Eurofighter einsatzfähig. Im Alarmfall müssten sie innerhalb von 15 Minuten in der Luft sein, um ein Flugobjekt abfangen zu können, erklärt eine Sprecherin. Jeweils zwei Maschinen bilden im Norden in Wittmund und im Süden in Neuburg an der Donau die so genannte Alarmrotte. 

Exklusive BCG-Analyse Die 10 besten Aktien der Welt

Die politische Weltlage und Sorgen vor weiter hohen Zinsen verunsichern die Börse. Das exklusive Ranking der besten Aktien der Welt – und zehn Titel, die jetzt kaufenswert sind.

Gewerbeimmobilien Das wahre Problem von Deutschlands gefährlichster Bank

In den USA stehen massenhaft Büros leer. Das hat die deutsche Pfandbriefbank in eine schwierige Lage gebracht. Jetzt bahnen sich auch noch Probleme in der Heimat an.

Neuer Arbeitgeber Was der Jobwechsel der Karriere wirklich bringt

Viele Berater sind sich einig: Wer im Job aufsteigen will, muss in aller Regelmäßigkeit den Job wechseln. Aber: Lohnt sich das wirklich? Und wie gelingt die jahrzehntelange Karriere auch beim immer gleichen Arbeitgeber?

 Weitere Plus-Artikel lesen Sie hier

Die Ufo-Abteilung schaut auch in die Tiefe 

Im Pentagon gab es schon vor den aktuellen Abschüssen eine eigene Abteilung für die Suche nach unidentifizierten Flugobjekten: All-domain Anomaly Resolution Office (AARO) heißt die Einheit, die im Juli 2022 umbenannt wurde und neue Zuständigkeiten bekommen hat. Sie kümmert sich jetzt um „anomale, nicht identifizierte Objekte“ nicht nur im Weltraum und in der Luft, sondern auch um solche, die unter Wasser sind, etwa mit Blick auf eine mögliche Bedrohung von Tiefseekabeln oder anderen Leitungen – derzeit aber dürfte die Behörde wohl vor allem schauen, was vom Himmel hoch noch so herunterkommt.      

Lesen Sie auch: So funktioniert die Spionage per Ballon

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%