AKK-Nachfolge Von Kandidaten und Königsmachern an der CDU-Spitze

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Mitbestimmer, Mannschaftskapitäne und Männer an der Seitenlinie

Der Mann an der Seitenlinie: Friedrich Merz
64 Jahre, Rechtsanwalt, Manager und Vizepräsident im CDU-nahen Wirtschaftsrat

Vorteil: Unter Konservativen und Wirtschaftsleuten in der CDU genießt Merz noch immer einen hervorragenden Ruf als Verfechter der Marktwirtschaft. Seit seinem Ausscheiden aus dem Bundestag und der Politik 2009 hat er an mehreren Stellen Erfahrung in der Wirtschaft gesammelt. Er vertritt auch die Interessen des Vermögensverwalters Blackrock.

Nachteil: Er vertritt auch die Interessen von Blackrock. Das Engagement bei der Investmentfirma gilt auch manchen Christdemokraten als zu nah an der Finanzbranche. Vergangene Woche hatte Merz bereits angekündigt, seinen Posten als Aufsichtsrat der Deutschland-Tochter von Blackrock aufzugeben.

Aus der Zeit als Fraktionschef der Union im Bundestag ist überliefert, dass Merz zwar ein schneller Denker und guter Redner sei, aber nicht immer ein Teamspieler. Merz scheiterte als Fraktionschef im Bundestag einmal an Angela Merkel, die die Aufgabe zu Beginn des Jahrtausends für sich reklamierte. Zuletzt scheiterte Merz wohl an sich selbst – als es darauf ankam, beim CDU-Parteitag, hielt der gute Redner Merz eine schlechte Ansprache und unterlag AKK knapp.

Wirtschaftspolitik: Merz ist Fürsprecher eines einfacheren Steuersystems und für Investitionserleichterungen. Als Chef des Netzwerks Atlantik-Brücke hat er sich immer wieder auch für bessere Handelsbeziehungen und gegen Zölle ausgesprochen.

Die Königsmacher – neben Merkel und AKK

Der Mitbestimmer: Markus Söder
53 Jahre, CSU-Parteivorsitzender und Ministerpräsident in Bayern

Söder gilt manchen in der Union auch als guter Kanzlerkandidat. Doch der hat schon abgewunken und nun wissen lassen: „In CDU wird sich jemand finden, der unbedingt will.“

von Beat Balzli, Karin Finkenzeller

Söder kann mit Lebensverhältnissen, moderner Infrastruktur und brummender Wirtschaft in Bayern punkten. Das verleiht Wählerstimmen und auch damit Gewicht bei der Kandidatenwahl im Bund. Söder hat früh einen klaren Kurs gegen die rechte bis rechtsextreme AfD gefahren und sieht sich als zuständig dafür, die Konkurrenz am Rand kleinzuhalten. Im Süden des Landes, in Baden-Württemberg und Bayern haben zuletzt einige CDUler und CSUler nicht mehr so laut für Merz als Kandidat gesprochen, sondern immer mal den Namen Spahn fallen lassen. Das wird auch Söder hören.

Der Mittler: Volker Bouffier
68 Jahre, CDU-Vize und Ministerpräsident in Hessen

Bouffier genießt einen sehr guten Ruf in seiner Partei und wird immer wieder als Ratgeber und Autorität gehört. Bouffier führt bereits zum zweiten Mal eine schwarz-grüne Regierung, die Zusammenarbeit bezeichnet er als sehr gut und vertrauensvoll. Auch diese Erfahrung dürfte eine Rolle spielen, weil schwarz-grün auch im Bund nicht unwahrscheinlich ist. Der Hesse strebt selbst kein neues Amt mehr an und könnte als Makler zwischen den Interessen fungieren.

von Simon Book, Konrad Fischer, Elisabeth Niejahr

Der Mannschaftskapitän: Ralph Brinkhaus
51 Jahre, Unions-Fraktionschef im Bundestag

Der Westfale kam selbst durch eine gezielte Kampfansage in sein Amt. Er witterte die Wechselstimmung der Unionsleute im Bundestag und trat erfolgreich gegen den Merkel-Vertrauten Volker Kauder an. Doch seither pflegt er zwar nach innen einen kollegialeren Umgang und lässt den Abgeordneten mehr Raum zu Selbstdarstellung. In Richtung Kanzleramt zeigt sich Finanzfachmann Brinkhaus aber als loyaler Mannschaftsspieler, der sich nicht gegen die Regierung stellt. Brinkhaus ist bei der Kandidatenkür mit entscheidend, weil er die mächtige Fraktion vertritt, aber auch weil er aus NRW stammt, dem Landesverband, aus dem nächste Mann an der Spitze der CDU aller Voraussicht nach ebenfalls stammt. Zudem könnte sein eigener Job an der Fraktionsspitze eine Rolle spielen, wenn einer der aussichtsreichen CDU-Männer nicht fürs höchste Amt antritt, dann aber nach einer Wahl doch Einfluss im Bund erlangen will.

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