CDU Weder einig noch in eine Richtung

Kampfkandidatur? Der ehemalige Unionsfraktionsvorsitzende Friedrich Merz hat eine Pressekonferenz zum Thema Kandidatur für den CDU-Vorsitz angekündigt. Quelle: dpa

Nun soll es mit der Nachfolge der CDU-Parteivorsitzenden AKK schnell gehen. Potenzielle Kandidaten gibt es genug, natürlich mischt auch Friedrich Merz mit. Doch die Aspiranten sind uneins oder unentschlossen.

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Die bald scheidende CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer hat Fehler gemacht: Womöglich war sie ihren Widersachern in der Partei gegenüber nicht hart genug. Womöglich hätte sie gleich in die Regierung gehen und sich mehr gegenüber der Kanzlerin profilieren sollen. Womöglich hätte sie etwas klarer Positionen beziehen solle. Doch eins hat die Saarländerin und bis vor kurzem potenzielle Kanzlerkandidatin: Sie kann Wahlkampf, sie kann Regierung und ist bodenständig.

Jetzt hat AKK es zwar nicht mehr geschafft, Einigkeit unter den potenziellen Anwärtern auf ihren Job herzustellen. Doch sie hat gerade noch ein Verfahren organisiert, dass den Übergang einigermaßen schnell, wenn auch nicht geräuschlos, bestimmen soll. In der sonst so auf Einigkeit bedachten CDU wird nun gekämpft, wahrscheinlich bis zum Showdown zwischen mehreren Kandidaten auf der Bühne des Parteitages im April.

Nun müssen sich nach dem Willen der Parteiführung in dieser Woche die vier potenziellen Nachfolgekandidaten für den obersten Parteijob erklären: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, der frühere Fraktionschef Friedrich Merz, der ehemalige Bundesumweltminister Norbert Röttgen und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Der neue Vorsitzende – ziemlich sicher ein katholischer Mann aus Nordrhein-Westfalen – soll schon am 25. April 2020 gekürt werden. Der Sonderparteitag in Berlin würde die Hängepartie beenden für diese so ungewohnt chaotische Partei, die um ein Verhältnis zur Linkspartei ringt und zur AfD noch uneins wirkt. Er soll endlich die Zeit nach Merkel einläuten, für die viele in der Partei inhaltliche Erneuerung und überhaupt mal wieder Inhalte fordern.

Vorige Woche hatte sich Norbert Röttgen, der ehemalige Bundesumweltminister und heutige Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, als Überraschungskandidat präsentiert und angekündigt, er wolle seine Partei wieder zu klaren Positionen anregen und um die Mitte und die Jüngeren in der Gesellschaft kämpfen, die bei Wahlen inzwischen auch gerne bei den Grünen ihr Kreuz machen.

Nach der knappen Niederlage um den Parteivorsitz Ende 2018 wird auch Friedrich Merz kandidieren. Doch seine Chancen stehen womöglich weniger gut: Es sind mehr Konkurrenten unterwegs und seine Aura hat in der Zeit nach seiner Niederlage beim Parteitag etwas gelitten, weil er sich nicht in feste Parteipflichten einbinden ließ und sich immer mal als besserer Kanzlerkandidat präsentierte.

Schon allein deshalb wird es im April wohl zur Kampfkandidatur kommen. Röttgen und Merz wollen den Vorsitz und wohl auch die Kanzlerkandidatur. Beide werden sich kaum mit Armin Laschet, dem CDU-Landeschef und Ministerpräsident in NRW, über verteilte Rollen und nur einen Anführer einigen können. Laschet gilt manchen in der CDU als vielleicht nicht so mitreißend fürs Parteivolk wie Merz. Dafür aber sei er deutlich zugkräftiger in der Mitte der Gesellschaft, da wo viele Wechselwähler unterwegs sind.

Merz und Laschet, aber auch Röttgen und Laschet mögen sich nicht besonders, in ihren NRW-Parteikarrieren gab es einige Gelegenheit für Verletzungen. Armin Laschet gab am Dienstagvormittag seine Kandidatur für den Parteichef-Posten bekannt.

Von Jens Spahn war eine Kampfkandidatur eher nicht zu erwarten. Am Dienstagmorgen wurde dann offiziell: Er wird nicht kandidieren, sondern Laschets Kandidatur unterstützen. Im Gegenzug wird Laschet Spahn im Falle seiner Wahl zum Parteichef zu seinem Stellvertreter machen. Der erst 39-jährige Gesundheitsminister sprach immer davon, er wolle mehr Verantwortung übernehmen und unterstütze eine Teamlösung. Soviel Diplomatie hat beim ehrgeizigen Spahn einen Grund: Noch eine Kampfkandidatur wie 2018 gegen Merz und AKK, die das Ding dann allein ausmachten, sollte er sich jetzt nicht leisten. Er kann diese eher nicht gewinnen.

Beim ersten Mal bringt sowas Anerkennung, beim zweiten Mal ist der Lack schon angekratzt und ein Jens Spahn würde schnell als ewiges Talent durchgehen. Mit seinem gebremsten Vorpreschen kann Spahn auf einen Trost-Posten zu weiteren Bewährung hoffen: Vielleicht Fraktionschef. Dieser Posten war ja schon mehr als einmal Karrieresprungbrett für noch höhere Aufgaben.

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