Leopard-2-Kampfpanzer für die Ukraine Beginn von Phase 3: Die Ukraine kann die strategische Offensive einleiten

Ein Kampfpanzer der Bundeswehr vom Typ Leopard 2A6. In die Ukraine gehen wohl eher seine Vorgängermodelle.  Quelle: dpa

Deutschland will 14 Leopard-2-Kampfpanzer an die Ukraine liefern. Was diese Entscheidung jetzt für die Ukraine, Russland und dessen Invasion bedeutet.

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Jetzt also doch, Deutschland liefert Kampfpanzer an die Ukraine. Bei Verteidigungspolitikerinnen und Politikern in Berlin sorgt die Entscheidung für den Leopard-2 über die Fraktionen hinweg für Erleichterung. Auch andere Nato-Partner wollen nachziehen. 

Entscheidend dürfte am Ende dreierlei gewesen sein: Erstens hatten die USA zuvor ebenfalls angekündigt, doch noch ihre Abrams-Panzer zu schicken. Zweitens hatte es hinter den Kulissen in den vergangenen Tagen enge Abstimmungen der Bundesregierung mit den Nato-Partnern gegeben. Und drittens war der Druck erheblich gewachsen, spätestens nachdem Polen am Dienstagmittag offiziell die Lieferung ihrer Leopard bei Deutschlands Regierung beantragt hatte. 

Bei einem Nato-Treffen am vergangenen Freitag hatte es noch keine Entscheidung über den Leopard gegeben. Hinter den Kulissen der Ampel-Koalition diskutiert man jetzt die Frage, ob Schäden durch die Verzögerungen entstanden sind. Ein Lager lobt den Bundeskanzler, weil er für eine breite Basis an Bündnispartnern gesorgt und die US-Amerikaner zur Teilhabe bewogen habe. Die andere Seite glaubt, Scholz habe vor allem dem internationalen Druck nachgegeben und lasse Deutschland trotz später Entscheidung als zögerlich dastehen.

Die Bundesregierung schickt Leopard-Panzer in die Ukraine. Nun hat auch die US-Regierung ihre Haltung beim Thema Kampfpanzer überdacht - dabei hatte sie eigentlich große Vorbehalte.

Mit Genugtuung reagierte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses auf die Entscheidung. Von einer „erlösenden Nachricht“ sprach Marie-Agnes Strack-Zimmermann gegenüber der WirtschaftsWoche. Auf die Frage, was die Lieferung für den russischen Angriff bedeute, sagte die FDP-Politikerin: „Die Entscheidung wird auf russischer Seite zunächst nichts ändern. Die kommen erst einmal in die Defensive.“ Trotzdem werde Russlands Präsident Wladimir Putin auch jetzt kaum einen „Kriegseintritt Deutschlands propagieren“, sagt Strack-Zimmermann. 

Wie es jetzt weitergeht

Mit der Entsendung der Leopard werden nun zum ersten Mal Schützenpanzer und Kampfpanzer in der Ukraine eine Einheit bilden, mit der die Armee russische Linien durchbrechen kann. Nachdem zu Beginn der Invasion der mobile Widerstand im Vordergrund stand, etwa mit Panzerfäusten, im Verlauf des Krieges die strategische Verteidigung mit Flugabwehr und Artillerie an Relevanz gewann, bildet der Leo in Verbindung mit deutschen Marder- und US-amerikanischen Bradley-Panzern nun den Beginn von Phase 3: Die Ukraine kann die strategische Offensive einleiten. Sie gilt als wichtiger Schritt, um einer russischen Frühjahrsoffensive zuvorzukommen.

So viele Leopard-2-Panzer haben die europäischen Nato-Staaten

Schon kurz vor der Panzer-Entscheidung war bereits die nächste große Waffendebatte am Horizont aufgetaucht. Vergangene Woche hatten Politiker aus der Ukraine sowie der deutschen Opposition gefordert, nun müsse die Bundesregierung auch Tornado-Kampfflugzeuge liefern. „Perspektivisch wollen die Amerikaner die Ukraine dabei unterstützen, ihr Territorium von Russland zurückzuerobern, was auch Angriffe auf die Krim mit einschließen kann“, erklärt Experte Georg Löfflmann, Professor für War Studies an der Warwick-Universität. In diesem Zusammenhang denken die USA wohl auch über die Lieferung weitreichender Artilleriemunition nach. Jagdbomber wie der F16 oder der Tornado seien ein weiteres Mittel der Wahl, um dieses Ziel zu erreichen, erläutert Löfflmann. 

Fliegerisch sollten etwa die deutschen Tornado-Kampfflugzeuge für ukrainische Piloten kein Problem sein, sagt ein Experte aus der Branche. Die Wartung der Jets könne allerdings Probleme bereiten, weil das nötige Knowhow der Ukrainerinnen und Ukrainer fehle. „Deutschland müsste diese dann anbieten, etwa auf einem Stützpunkt nahe der Ukraine, oder die Flieger wären innerhalb weniger Tage alle am Boden“, heißt es in der Rüstungsbranche.

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Auch für den Leopard-2 erwartet die Industrie nun schnell einen Plan von der Bundesregierung. „Die Entscheidung war die eine Sache“, sagt ein führender Rüstungsmanager. „Jetzt muss die Regierung verstehen lernen, dass dieser Krieg noch eine ganze Weile weitergehen wird und wir deshalb die nötige Logistik und Munition für die Panzer bereitstellen müssen.“ Das könne aber nur rechtzeitig funktionieren, wenn sofort die nötigen Aufträge zur Produktion erteilt würden. 

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