Listenplätze und Direktmandate Direkter Einzug? Darauf können diese Politiker sich nicht verlassen

Welche Politiker um den Bundestagseinzug kämpfen müssen Quelle: Presse

Bin ich drin? Für manche Wirtschaftspolitiker ist das am Wahltag eine bange Frage – denn die Union wird wohl weniger Direktmandate holen. Für manche prominente Abgeordnete gibt es aber einen Plan B.  

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Wenn am Sonntagabend um 18 Uhr die ersten Hochrechnungen laufen, werden manche Unionspolitikerinnen und -politiker besonders angespannt aufs Ergebnis schauen: Drinnen oder Draußen? 

Zahlreiche Direktmandate stehen für die Union auf dem Spiel, weil sie bei der Bundestagswahl dieses Mal wohl schlechter abschneiden wird als 2017. Auch prominente Wirtschaftspolitikerinnen und -politiker müssen um den direkten Einzug zittern – deshalb hat die Partei für manche von ihnen vorgesorgt.  

Zu den bekanntesten Abgeordneten, die wohl kein Direktmandat gewinnen werden, gehört Peter Altmaier. Der Wirtschaftsminister tritt in seinem Wahlkreis Saarlouis gegen Heiko Maas (SPD) an, doch hat er dort nur eine Chance von 14 Prozent, sich gegen den Außenminister durchzusetzen, zeigt eine Berechnung des Analysedienstes Election.

AKK und Klöckner: Kaum Chancen aufs Direktmandat 

Auch zwei weitere prominente Saarländerinnen werden ihr Direktmandat wohl nicht holen: Verteidigungsministerin und Ex-CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer setzt sich in Saarbrücken laut Election nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 21 Prozent gegen Josephine Ortleb (SPD) durch. Besser, aber auch nicht nach Sieg, sieht es aus für die Digitalpolitikerin Nadine Schön, die den Wahlkreis St. Wendel mit einer Wahrscheinlichkeit von 42 Prozent gegen Christian Petry (SPD) gewinnt, der mit 58 Prozent führt.

Im Saarland sieht’s für die Union ohnehin nicht gut aus. Sie wird dort wohl keinen einzigen Wahlkreis direkt gewinnen. Ein insgesamt schwächeres Abschneiden könnte auch auf einen Fehler der Grünen zurückgehen, erklärt Election-Chef Matthias Moehl. Denn die Landesliste der Ökopartei ist wegen eines Verstoßes gegen das Demokratieprinzip von der Bundestagswahl ausgeschlossen worden, viele Grünen-Sympathisanten dürften ihre Zweitstimme deshalb nun der SPD geben.

Dennoch müssen sich Kramp-Karrenbauer, Altmaier und Schön um ihren Einzug in den Bundestag wohl keine Sorgen machen, denn auf den Plätzen eins, zwei und drei der Landesliste sollte ihnen ein Platz im Parlament sicher sein.

Wasserstoff-Experte Kaufmann könnte ganz draußen sein

Kein Direktmandat erhalten wird wohl auch Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner, die im rheinland-pfälzischen Kreuznach nur eine Chance von 17 Prozent aufs Direktmandat hat gegen Joe Weingarten (SPD). Auch Philipp Amthor muss in im Wahlkreis Mecklenburgische Seenplatte I-Vorpommern-Greifswald II kämpfen: Seine Chancen auf den Direkteinzug liegen laut Election bei 29 Prozent, der AfD-Kandidat Enrico Komning führt mit 43 Prozent. Aber sowohl Klöckner als auch Amthor würden jeweils über Platz eins ihrer Landesliste in den Bundestag einziehen.

Schlechter sieht es dagegen aus für den Wasserstoff-Beauftragten der Bundesregierung, Stefan Kaufmann.  Er hat in seinem Wahlkreis Stuttgart I demnach nur eine Chance von zwei Prozent gegen den Grünen Cem Özdemir. „Zwar steht Kaufmann auf Platz Sieben der Landesliste CDU Baden-Württemberg, die aber nicht berücksichtigt wird, da die CDU Baden-Württemberg voraussichtlich zahlreiche Überhangmandate erhält“, erklärt Moehl.

Laschets Klimaexpertin bekommt wohl keinen Platz 

Auch Wiebke Winter, von Unionskanzlerkandidat Armin Laschet ins „Klimateam“ berufen, wird ihren Wahlkreis Bremen II-Bremerhaven wohl nicht gewinnen. Mit ihrem dritten Listenplatz wird sie aber wohl auch nicht ins Parlament einziehen, da die CDU Bremen nur einen Sitz im Bundestag erhält, erklärt Moehl.

Insgesamt wird die Union laut Election wohl 29 ihrer bisherigen Direktmandate verlieren. Keine Sorgen machen müssen sich derweil Carsten Linnemann, Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT), der seinen Wahlkreis Paderborn mit einer Wahrscheinlichkeit von 100 Prozent gewinnt. Friedrich Merz wird sich in seinem Hochsaulandkreis wohl mit einer Wahrscheinlichkeit von 98 Prozent direkt durchsetzen, auch Gesundheitsminister Jens Spahn hat in seinem Wahlkreis Steinfurt I - Borken I mit 98 Prozent hohe Chancen aufs Direktmandat. Bei 100 Prozent liegen die Chancen laut Election für bei Silvia Breher, Mitglied in Laschets „Zukunftsteam“, im Wahlkreis Cloppenburg-Vechta.

Kommt der XXL-Bundestag? 

Wie groß der Bundestag tatsächlich wird, hängt von der Zahl der Überhangmandate ab. Regulär sind 598 Sitze vorgesehen, von denen 299 Abgeordnete direkt gewählt werden, die gleiche Anzahl zieht über die Landeslisten der Parteien in den Bundestag ein. Zuletzt hatte das Parlament mit 709 Abgeordneten bereits eine Rekordgröße, die nun noch einmal übertroffen werden dürfte.

Denn erwartet wird eine hohe Zahl an Überhangmandaten, die zustande kommen, wenn eine Partei in einem Bundesland mehr Direktmandate erringt, als ihr dort nach dem Zweitstimmenergebnis zustehen. Bei der Wahl in diesem Jahr wird mit einer erheblichen Zahl solcher Ausgleichsmandate gerechnet, so dass der Bundestag nach Berechnungen des Wahlforschers Robert Vehrkamp auf mehr als 900 Abgeordnete anwachsen könnte.

„Deutschland hat gewählt: Was bedeutet das Ergebnis für die Wirtschaft?“: Darüber diskutiert die WiWo am Sonntagabend um 19 Uhr im virtuellen Wahlstudio. Als Gäste begrüßt Chefredakteur Beat Balzli den Ökonom Lars Feld, die Unternehmerin Sabine Herold und den Unicorn-Gründer Tao Tao für eine erste wirtschaftspolitische Bilanz. Hier geht's zum Live-Stream.  

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