In diesen Tagen simuliert Europa Cyberattacken einer fremden Macht. Die 27 EU-Staaten wollen so ihre Abwehrbereitschaft stärken – und Russland ganz nebenbei die Botschaft schicken, dass Europa doch nicht so schwach ist wie vielleicht angenommen. Die Initiative dafür ging von Frankreich aus.
Der französische Präsident Emmanuel Macron und sein Stab können das: In großen Kategorien denken, strategisch handeln, Macht ausspielen.
Macron kann sich nicht sicher sein, im Frühjahr für weitere fünf Jahre wieder gewählt zu werden. Seine erste Amtszeit eignet sich jedoch als Blaupause, wie ein großes Land in der EU seinen Einfluss ausspielt. Macron setzte das Milliarden schwere Coronahilfsprogramm durch, das wohl keine einmalige Veranstaltung bleiben wird – obwohl es das Prinzip aushöhlt, dass die EU keine Schulden aufnehmen soll.
Selbst nach einer Abwahl würde seine Personalpolitik nachhaltig weiter wirken. Bei der EZB wird die Juristin Christine Lagarde über Jahre versuchen, die Zinsen niedrig zu halten. Und der Streit um die Atomkraft in der EU zeigt, dass Deutschland es nicht vermag, Mehrheiten zu organisieren. In Sachen Durchsetzungskraft kann Berlin von Paris noch viel lernen.
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