Finanzielle Repression Angriff auf Ihr Geld

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Der Staat ist erfinderisch

Die Idee dahinter ist auf den ersten Blick edel: Im Interesse der Kunden sollen Versicherer Mittel für mögliche Ausfälle vorhalten. Allerdings wird das für alle Investments außer Staatsanleihen so teuer, dass kaum ein Versicherer sie sich noch leisten wird. Aktien zu kaufen kostet etwa 39 Prozent extra. Wer eine Immobilie erwirbt, muss 25 Prozent extra für Wertverluste einplanen. Paradox: Bis heute ist kein Puffer für griechische Staatsanleihen vorgesehen – obwohl Investoren hier bereits einen Teil ihres Einsatzes abschreiben mussten. „Dass Staatsanleihen nicht besichert werden müssen, spiegelt nicht das Risiko wider, was Investoren angesichts hoch verschuldeter Staaten eingehen“, sagt der selbstständige Versicherungsanalyst Carsten Zielke. Der Zwang zu Staatsanleihen durch die Hintertür ist für Versicherte misslich. Kauft ihr Versicherer heute eine deutsche Staatsanleihe, die in zehn Jahren fällig wird, bekommt er nur 1,7 Prozent Rendite. Hohe Überschüsse können Sparer sich so abschminken.

Kein Entkommen

Legale Wege, der finanziellen Repression und Zwangsmaßnahmen des Staates auszuweichen, gibt es für Normalbürger, die ihren Sitz nicht auf die Caymans verlegen können, nicht: Am Ende fangen Politik und Notenbanken alle Anleger ein. Besonders leicht zu greifen, weil – siehe Zypern – schnell und einfach erreichbar, sind Giro-, Tagesgeld- und Festgeldkonten. Staatsanleihen, auf deren permanenten Verkauf die verschuldeten Staaten angewiesen sind, könnten einen gewissen Schutz bieten. Die hochverzinslichen aber sind pleitegefährdet, und die sicheren bieten keinen Realzins. Das Gleiche gilt für Unternehmensanleihen. Bleiben neben Gold, das von den genannten Verboten bedroht sein könnte, noch Immobilien – und die von den Deutschen ungeliebten Aktien.

Weiches Betongold

Wer sein Erspartes wegen Angst vor Inflation und Repression in Immobilien anlegt, sollte sich nicht zu sicher fühlen. Denn der Staat ist erfinderisch, wenn es darum geht, Hausbesitzer zur Kasse zu bitten. Nach dem Ersten Weltkrieg und der anschließenden Hyperinflation führte Deutschland 1924 eine Hauszinssteuer ein, mit der Immobilienbesitzer an der Geldentwertung beteiligt werden sollten. Der Gedanke: Hypothekenschulden hatten teilweise komplett an Wert verloren, die damit finanzierten Grundstücke und Wohnungen jedoch nicht. Deren Besitzer wurden zum Ausgleich zur Kasse gebeten. Betongold schützt also nicht immer vor Inflation.

Die Folgen der EZB-Niedrigzinspolitik

Heute flüchten vor allem wohlhabende deutsche Anleger aus Angst vor kalter Enteignung in Immobilien. „Wir sehen mit zunehmendem Volumen tendenziell auch sehr hohe Immobilienanteile an den Gesamtvermögen“, sagt Tom Weber von der Capitell Vermögensverwaltung. In guten Lagen werden 25, in Ausnahmen bis zu 35 Nettojahreskaltmieten für Zinshäuser bezahlt. „So lässt sich nach Abzug aller Kosten und Steuern kaum noch eine Nettorendite von mehr als einem kümmerlichen Prozent erwirtschaften“, so Weber.

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