Ifo-Umfrage Stärkste Teuerung seit 1992: Viele Unternehmen wollen Preise erhöhen

Inflation verunsichert Verbraucher zunehmend Quelle: imago images/Jochen Tack

Die Inflation wird 2022 laut einer Umfrage nur langsam zurückgehen – und somit Auswirkungen auf die Verbraucherpreise haben. Besonders eine Warengruppe ist davon betroffen.

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Die Inflation in Deutschland hat sich zum Jahresausklang 2021 auch wegen höhere Nahrungsmittelpreise nochmals beschleunigt. Die Preise für Waren und Dienstleistungen kletterten im Dezember um durchschnittlich 5,3 Prozent zum Vorjahresmonat und damit so stark wie seit 1992 nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch bestätigte. Im November lag die Teuerungsrate noch bei 5,2 Prozent.

Die meisten Experten gehen davon aus, dass der Inflations-Gipfel damit erreicht wurde. Allerdings müssen sich Verbraucher wie Unternehmen auf anhaltende Preiserhöhungen einstellen: Das Barometer für die Preiserwartungen fiel im Dezember nur geringfügig auf 44,6 Punkte und bliebt damit nur um 0,3 Zähler unter dem im November erreichten historischen Höchststand, wie das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch zu seiner Umfrage mitteilte.

Dabei wurden Unternehmen nach ihren Plänen für Preiserhöhungen in den kommenden drei Monaten befragt. „Das wird bis auf die Verbraucherpreise durchschlagen“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Die Inflation wird im Verlauf dieses Jahres nur langsam zurückgehen.“

In den kommenden Monaten dürfte die Teuerungsrate über vier Prozent liegen und sich erst gegen Ende 2022 allmählich der Zwei-Prozent-Marke nähern, erwartet das Ifo-Institut. Für das Gesamtjahr sei nun mit einer Inflationsrate von etwa dreieinhalb Prozent zu rechnen, nach 3,1 Prozent im abgelaufenen Jahr.

Die Energiepreise zogen im Dezember um 18,3 Prozent an. „Hier wirkten sich zusätzlich die CO2-Bepreisung und die Rohstoffpreisentwicklung aus“, hieß es dazu. Leichtes Heizöl verteuerte sich dabei mit 61,0 Prozent besonders stark, ebenso Kraftstoffe mit 33,8 Prozent. Nahrungsmittel kosteten im Schnitt 6,0 Prozent mehr. „Teurer wurde vor allem Gemüse“, betonten die Statistiker. Dafür wurden 9,9 Prozent mehr verlangt als im Dezember 2020. Bei Bekleidung und Schuhen lag das Plus bei 5,5 Prozent, während Nettokaltmieten um 1,5 Prozent zulegten.

Für Januar erwarten die meisten Experten einen Rückgang - auch wegen eines Statistikeffekts. Denn die Preise werden dann nicht mehr mit jenen aus dem zweiten Halbjahr 2020 verglichen, als die Mehrwertsteuer wegen der Corona-Krise zeitweise von 19 auf 16 Prozent gesenkt worden war.

Einige Experten sehen die Gefahr, dass die Inflation auch in Europa ein hartnäckiges Problem wird. Das würde die Europäische Zentralbank (EZB) unter Druck setzen, die eine Teuerungsrate von zwei Prozent als ideal für die Wirtschaft in der Währungsunion erachtet. Ihre Präsidentin Christine Lagarde hat dennoch Zinserhöhungen für dieses Jahr bislang ausgeschlossen.

Für viele Menschen werden die stark gestiegenen Teuerungsraten zur Belastungsprobe: Jeder neunte Deutsche kann nach eigenen Angaben kaum noch seine Lebenshaltungskosten bezahlen, wie eine YouGov-Umfrage im Auftrag der Postbank ergab.

Von den Befragten aus Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen von unter 2500 Euro gaben sogar 17 Prozent an, sie seien wegen gestiegener Preise kaum noch in der Lage, die regelmäßigen Ausgaben zu stemmen.

Mehr zum Thema: Die Inflation breitet sich aus wie ein Virus – weltweit. Nur zwei Länder scheinen immun. In der Schweiz und in Japan freuen sich die Bürger über weitgehend stabile Preise.

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