Inflation steigt Was Verbraucher wissen müssen

Lange dümpelte die Inflation nahe der Nulllinie, Sprit und Heizöl wurden billiger. Doch inzwischen ziehen die Verbraucherpreise an - so auch im Januar. Was sind die Gründe, wie riskant ist die Entwicklung?

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Die höchsten Inflationen aller Zeiten
Turkmenistan, Januar 1992 - November 1993Währung: Manat Tägliche Inflationsrate: 5,71 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 12,7 TageQuelle: Institute for Applied Economics, John Hopkins University Baltimore Quelle: AP
Armenien, Oktober 1993 - Dezember 1994Währung: Rubel Tägliche Inflationsrate: 5,77 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 12,5 Tage Quelle: REUTERS
China, Oktober 1947 - Mitte Mai 1949Währung: Yuan Tägliche Inflationsrate: 14,1 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 5,34 Tage
Griechenland, Mai 1941 - Dezember 1945Währung: Drachme Tägliche Inflationsrate: 17,9 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 4,27 Tage
Deutschland, August 1922 - Dezember 1923Währung: Papiermark Tägliche Inflationsrate: 20,9 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 3,70 Tage
Republika Srpska, April 1992 - Januar 1994Währung: Dinar Tägliche Inflationsrate: 64,3 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 1,41 Tage
Jugoslawien, April 1992 - Januar 1994Währung: Dinar Tägliche Inflationsrate: 64,6 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 1,41 Tage Quelle: dpa

Nach einem überraschend kräftigen Sprung der Inflation im Dezember sind die Verbraucherpreise in Deutschland im Januar noch etwas kräftiger gestiegen. Ökonomen sehen dennoch keinen Grund zur Sorge.

Wie haben sich die Verbraucherpreise zuletzt entwickelt?

Die Zeiten extrem niedriger Teuerungsraten nahe der Nullmarke scheinen vorerst vorbei zu sein. Mit 1,9 Prozent gab es im Januar 2017 nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes den kräftigsten Sprung seit Juli 2013. Schon im Dezember hatte die Inflation mit 1,7 Prozent deutlich angezogen.

Warum zieht die Inflation wieder an?

Vor allem die Preisentwicklung bei Energie dämpfte lange Zeit den Anstieg der Teuerung. Seit Mitte 2014 wurde Rohöl vor allem infolge der weltweiten Überproduktion deutlich günstiger. Ende vergangenen Jahres drehte der Trend. Der Ölpreis, der im Dezember 2015 noch bei 38 Dollar je Barrel (159 Liter) lag, stieg kräftig auf mehr als 50 Dollar. Das Ölkartell Opec und andere Förderstaaten hatten sich geeinigt, die Produktion zu verringern, um den Preis für das „schwarze Gold“ nach oben zu treiben.

Was bedeutet das für Verbraucher?

Im Dezember mussten Verbraucher in Deutschland erstmals seit Herbst 2013 für Tanken und Heizen wieder tiefer in die Tasche greifen als im Vorjahresmonat. Dieser Trend verschärfte sich im Januar noch: Energie war zu Jahresbeginn um 5,8 Prozent teurer als vor Jahresfrist. Die höheren Benzin- und Heizölpreise zehren an den Einkommen der Konsumenten und engen den Spielraum für andere Anschaffungen ein. Steigende Preise seien „Gift für das Konsumklima“, sagt GfK-Konsumforscher Rolf Bürkl. Noch lassen sich die Verbraucher die Stimmung allerdings nicht verderben. Sie starteten mit großem Optimismus und ausgeprägter Kauflaune ins neue Jahr. Das liegt auch an der historisch guten Lage auf dem Arbeitsmarkt. Zudem haben die steigenden Energiepreise bisher noch nicht auf andere Bereiche durchgeschlagen. Die Kerninflation, aus der Nahrungsmittel und Energie herausgerechnet sind, lag zuletzt unter einem Prozent.

Welche Folgen hat die steigende Inflation für Sparer?

Sparbuch, Tagesgeld und Co. werfen wegen der Nullzins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) kaum noch etwas ab. Bisher glich die niedrige Inflation diesen Effekt unter dem Strich aus. Das könnte sich nun ändern. „Die Nullzinspolitik bei steigender Inflation ist verheerend für den deutschen Sparer“, sagte Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) Anfang Januar dem „Handelsblatt“.

Wird die Inflation weiter steigen?

Volkswirte trauen der Weltwirtschaft wieder etwas mehr Wachstum zu. Wenn die Konjunktur besser läuft, steigen tendenziell Löhne und Preise. Einen rasanten Anstieg der Verbraucherpreise erwarten Ökonomen indes nicht. Die Bundesbank rechnet in Deutschland für dieses Jahr mit einer moderaten Teuerungsrate von 1,4 Prozent, im vergangenen Jahr waren es gerade einmal 0,5 Prozent. „Es wäre aktuell falsch von einer Inflationsgefahr in Deutschland zu sprechen“, mahnt Chefvolkswirt Otmar Lang von der Targobank zur Gelassenheit. Einen kräftigen Ölpreisanstieg in den nächsten Monaten halten Beobachter ohnehin für unwahrscheinlich. „Da die Ölpreise im Februar 2016 bereits ihren Tiefpunkt hinter sich ließen, läuft der preistreibende Effekt in den kommenden Monaten bereits wieder aus“, sagt Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. GfK-Experte Bürkl argumentiert zudem, die Erdöl exportierenden Länder hätten sich selten an ihre verringerten Förderquoten gehalten. Zudem wollten die USA das Öl-Fracking wieder hochfahren. Ein größeres Öl-Angebot drückt in der Regel den Preis.

Wie die Deutschen ihr Geld anlegen
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Wird die EZB die Zinsen nun bald anheben?

Eine Zinswende im Euroraum zeichnet sich zum Leidwesen der Sparer vorerst nicht ab. EZB-Präsident Mario Draghi betont immer wieder, dass die Zinsen noch lange niedrig bleiben werden. Es gebe keine überzeugenden Anzeichen für einen Anstieg der Kerninflation, argumentiert Draghi.

Warum halten die Währungshüter die Geldschleusen weiter geöffnet?

Wenn die Preise für viele Waren und Dienstleistungen über einen längeren Zeitraum kaum noch oder gar nicht mehr steigen, kann das die Konjunktur abwürgen. Verbraucher und Unternehmer könnten Investitionen aufschieben, weil es bald noch billiger werden könnte. Mit Nullzinsen und viel billigem Geld versuchen die Währungshüter im Eurotower gegenzusteuern. Die Geldflut soll die Konjunktur ankurbeln und die Inflation anheizen. Mittelfristig strebt die EZB ein stabiles Preisniveau bei knapp unter 2,0 Prozent an. Aus Sicht der EZB zeigt die Geldschwemme zwar Wirkung. Deflationsrisiken seien weitgehend verschwunden, die Konjunktur sei auf dem Weg der Erholung. „Aber wir können uns nicht entspannen“, argumentiert Draghi - und bittet um Geduld.

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