Datenbrillen Mark Zuckerberg: „Das übertrifft alles, was wir heute kennen“

Mark Zuckerberg testet Holocake 2, die bislang schlankste VR-Brille seines Konzerns. Quelle: Meta

Alle großen Techkonzerne forschen an Datenbrillen für erweiterte und virtuelle Realität. Meta-Chef Mark Zuckerberg hat nun einen raren Blick in das gewährt, woran seine Wissenschaftler seit sieben Jahren arbeiten.

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Wie sieht der Nachfolger des Smartphones aus? Die Suche nach einer Antwort auf diese Frage ist längst zu einem Rennen zwischen den großen Hightechunternehmen geworden. Schließlich ist damit neues Milliardengeschäft verbunden, nicht nur für die Unterhaltungselektronikbranche. Sondern auch die Computer- und Softwarebranche, die die nötigen Werkzeuge und Inhalte für diese neuen Geräte erschaffen muss.

Meta-Chef Mark Zuckerberg hat sich in der Frage bereits entschieden: Es werden Datenbrillen sein, die Informationen in die Umwelt spiegeln oder künstliche Welten so realistisch darstellen, dass der Betrachter sie für natürlich hält, rein visuell zumindest. Gelingt die große Illusion, würde sie nicht nur viele Geräte wie Smartphones, Desktopcomputer, Laptops und Fernseher überflüssig machen. Sondern den Alltag verändern, Schule, Heimarbeit, Konferenzen, Reisen, Handel, Wohnen und Freizeit. Seit Jahren schwärmt Zuckerberg davon, „sich an jeden beliebigen Ort der Welt beamen zu können, ohne das Haus zu verlassen.“ Mehr noch: sich in virtuellen Welten mit anderen Menschen treffen zu können und sich trotzdem „körperlich präsent fühlen.“

Oder der Realität mit all ihren Problemen entfliehen, spotten Meta-Kritiker.

von Theresa Rauffmann, Matthias Hohensee, Julian Heißler, Silke Wettach

Klar ist: Noch sind heutige Datenbrillen wie die Oculus Quest 2 von Meta oder Microsofts Hololens 2 weit davon entfernt, ihre Nutzer zwischen Realität und Simulation zu täuschen. Die Kluft ist so groß wie zwischen den ersten bewegten Bildern und einem Imax-Kino. Zudem sind sie  klobig, ein Headset und keine leichte Brille, die man stundenlang tragen kann.

Trotzdem ist man bei Meta, Microsoft, Apple und Google überzeugt, noch in dieser Dekade große Durchbrüche bei Datenbrillen zu schaffen. In den nächsten zwei Jahren könnten die ersten Vorläufer auf den Markt kommen. Wie weit die einzelnen Unternehmen sind, das ist ein großes Geheimnis. Apple arbeitet angeblich mit Zeiss an den sogenannten Apple Glasses. Microsoft forscht an einem Nachfolger für seine Hololens 2. Google, das vor zehn Jahren mit seinen Google Glasses den ersten Aufschlag für die neue Welt machte und mit der Version für normale Nutzer scheiterte, werkelt auf dem Campus in Mountain View an einer revolutionären Neuauflage, dem Projekt Iris. Meta hat sein Projekt Cambria genannt, einer Pro-Version seiner Oculus-Quest 2, die in wenigen Monaten präsentiert werden soll. Der Konzern behauptet, in dem Rennen am weitesten zu sein.

Meta-Chef Zuckerberg hat nun höchstpersönlich den Schleier über seinen Reality Labs gelüftet, zumindest ein bisschen. In der Sparte werden die Technologien für seine Metaversum-Vision entwickelt.

Gemeinsam mit dessen Chefwissenschaftler Michael Abrash beschreibt Zuckerberg, wo die größten Herausforderungen bei den Datenbrillen liegen. Und wie Meta sie anpackt. Warum er sich etwas in die Karten blicken lässt? Das hat vier Gründe.

Erstens: Meta will sich öffentlich an die Spitze setzen, bei einer Entwicklung, „die alles übertrifft, was wir heute kennen“, schwärmt Zuckerberg. Was Apple bei Smartphones gelungen ist, will Meta bei Datenbrillen schaffen.

Zweitens muss Zuckerberg seine eigenen Aktionäre von der Vision seines Metaversums, für das er gleich seinen Konzern umgetauft hat, überzeugen. Denn sie ist umstritten. Auf der jüngsten Hauptversammlung wurde dank Zuckerbergs Mehrheit zwar der Antrag abgeschmettert zu untersuchen, ob seine Metaversum-Fantasie nicht nur technisch, sondern auch ökonomisch Sinn macht. Schließlich will Meta über die nächsten zehn Jahr dort mindestens 100 Milliarden Dollar investieren. Die Zweifel allerdings bleiben - und die muss Zuckerberg ausräumen.

Drittens – und das scheint ihm am wichtigsten – will Zuckerberg Talente überzeugen, an seiner Vision mitzuarbeiten. „Es handelt sich um wirklich neue Technologie“, sagt der Konzernchef. Nicht etwas, was man seit Jahren kenne und nur weitentwickle. „Wir müssen ganz neue Wege beschreiten und dabei erforschen, wie das visuelle System des Menschen die Welt wahrnimmt.“ Bei Microsoft hat er mit seiner Entschlossenheit, seine Ideen mit einer Menge Geld voranzubringen, einige Koryphäen abwerben können. Die nun, angeblich mit großzügiger Antrittsprämie und doppelten Gehalt, für Meta arbeiten.

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