Caption Health KI im Kampf gegen Corona

Eine US-Software soll Herz-Ultraschalluntersuchungen deutlich einfacher machen. Quelle: imago images

KI, die Herz-Ultraschall-Untersuchungen vereinfacht, wird dank einer Eilzulassung in den USA nun für coronainfizierte Patienten genutzt. Was Caption Health vorhat und welche Rolle die Gates-Stiftung spielt.

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Ultraschall gehört heute zur Standardausrüstung von Krankenhäusern und auch vielen Arztpraxen, um innere Organe zu untersuchen. Vor allem beim Herz, um via Schallwellen Größe und Beschaffenheit des Organs zu untersuchen und so Entzündungen, Herzrhythmusstörungen oder Vorhofflimmern frühzeitig zu entdecken.

Doch die richtige Handhabung der Geräte, vor allem das Anlegen des Ultraschallkopfes, um gute Bilder schießen zu können, erfordert einige Expertise. „Wir haben das so vereinfacht, dass jeder nach kurzer Unterweisung damit zurechtkommt“, sagt Kilian Koepsell, einer der Gründer und Technikchef des Silicon-Valley-Start-ups Caption Health.

Es hat eine Software entwickelt, die auf Ultraschall-Geräte aufgespielt wird und je nach Körperbau des Patienten empfiehlt, wann die Aufnahmen ausgelöst werden sollten. Und dabei prüft, ob diese zur Diagnose taugen. Das Produkt hat im Frühjahr eine Eilzulassung der US-Aufsichtsbehörde FDA erhalten. Vor allem, um es so schnell wie möglich in Intensivstationen einzusetzen, um das Herz von schwer erkrankten Corona-Patienten trotz Isolation rasch zu untersuchen. In über 20 Kliniken in den USA wird es seitdem verwendet.

Software macht Herz-Untersuchungen einfacher

Im gemeinsamen Interview mit der ARD und der WirtschaftsWoche spricht der gebürtige Deutsche darüber, warum er als Spezialist für Superstrings und Supergravity in die Medizin ging und er sich auf Ultraschall fokussierte. Die Stiftung von Bill Gates wird die Software des Start-ups außerdem einsetzen, um damit via Ultraschall Lungenentzündungen zu diagnostizieren. Man hofft so, durch rechtzeitige Behandlung die Kindersterblichkeit in Entwicklungsländern zu senken.

In die USA zog es den heute 48-Jährigen vor 16 Jahren. Dort wollte er seinen Traum verwirklichen, in die Hirnforschung einzusteigen. In Deutschland war das für den Physiker und Mathematiker, der am Max Planck Institut in Potsdam arbeitete, nicht möglich. Zwar gab es Interesse an seinen Fähigkeiten, Gehirnwellen auszuwerten. „Es ist genau das, was wir brauchen, wurde mir mehrfach erzählt“, erinnert sich der Wissenschaftler.

Aber da er keine förmliche Ausbildung als Neurologe hatte, wurde ihm geraten, doch lieber in die USA zu gehen, weil man da „weniger Berührungsängste mit Quereinsteigern habe.“ Koepsell ging zunächst als Forscher ans King's College in London und heuerte dann bei einem neu gegründeten Institut von Jeff Hawkins in Kalifornien an. Der Erfinder von Palm Pilot und Handspring – Vorläufer der heutigen Smartphones – hatte es mit seinem Millionenvermögen eingerichtet, um Hirnaktivitäten zu erforschen. Koepsell und der Neurowissenschaftler Charles Cadieu untersuchten dabei, wie das Hirn Bilder erkennt. Als Hawkins sein Institut an die Universität von Berkeley verschenkte, gründete das Duo sein eigenes Start-up, welches Algorithmen für Bilderkennung entwickelte und vom Fotodienst Flickr von Yahoo gekauft wurde.


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Die Gründer entschlossen, ihr Know-how beim Analysieren von Bildern in der Medizin zu nutzen und stießen schließlich auf die Herausforderung mit Ultraschall. „In dem Bereich gab es nichts, was eine große Chance, aber auch hohes Risiko bedeutete“, sagt Koepsell. Im Sommer 2014 hoben sie Caption Health aus der Taufe.

Mehr zum Thema: Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) über Sinn und Ende der Coronahilfen.

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