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Deutschlands 30 bis 2030„3000 entlassene Ingenieure sind 100 neue Start-ups“

Überall Stillstand? Von wegen! Die WirtschaftsWoche hat 30 Menschen ausgezeichnet, die Deutschland bis zum Ende des Jahrzehnts nach vorne bringen.Kevin Gallant 13.12.2024 - 13:13 Uhr

Am Mittwochabend verlieh die WirtschaftsWoche Urkunden an Personen, von denen sie glaubt, dass sie unser Land auf unterschiedliche Art und Weise voranbringen werden.

Foto: WirtschaftsWoche

Eigentlich sprach Aurelia Hölzer am vergangenen Mittwoch in Düsseldorf über ihre Expedition in die Antarktis. Doch ein Satz, den die Gefäßchirurgin über ihr Forschungsteam sagte, lässt sich auch auf den Wirtschaftsstandort Deutschland übertragen: „Erst die Summe unserer Einzelteile macht uns zu einem funktionierenden Organismus“.

30 dieser Einzelteile zeichnete die WirtschaftsWoche erstmals gemeinsam mit ihrem Partner SAP aus. 30 Mutmacher, von denen die Redaktion der WirtschaftsWoche glaubt, dass sie in unterschiedlicher Art und Weise unser Land vorantreiben werden. Alle mit der Gemeinsamkeit, unkonventionelle Ansätze zu wählen, Neuland zu betreten oder auch Regeln zu brechen. 

Panel-Diskussion mit WiWo-Chef Horst von Buttlar, Susanne Wiegand, Heike Freund, Alexander Leutner (v.l.n.r).

Foto: WirtschaftsWoche

Unter den Preisträgern sind Forscherinnen und Gründer, Managerinnen und Ökonomen mit beeindruckenden Leistungen. Sie geben diesem Land auf wichtigen Zukunftsfeldern etwas, das es dringend braucht: Optimismus, Zukunftsglauben und Aufbruchsstimmung für diesen funktionierenden Organismus.

Diese Köpfe braucht das Land!

Deutschlands 30 bis 2030

Es gibt auch Aufbruch! Diese 30 Menschen werden unser Land bis Ende des Jahrzehnts prägen und nach vorn bringen.

von Henrike Adamsen, Melanie Bergermann, Varinia Bernau und weiteren

„Wir haben hier die klügsten Köpfe“

Sei es Claudia Ulbrich, die mit ihrem Unternehmen Cardior an einer neuen Therapie gegen Herzkrankheiten tüftelt. Oder Maximilian Oehl, der mit seiner Studienstiftung Brand New Bundestag neue Talente für politische Ämter scoutet, die die Parteien selbst eher nicht gefördert hätten. Oder eben junge Tech-Unternehmer wie der 27-jährige Elias Schneider, der sein Start-up Codesphere in Karlsruhe startete und nun das erste Büro in New York eröffnet hat.

„Wir wollten ein Format schaffen, das in die Zukunft blickt“, sagte WiWo-Chefredakteur Horst von Buttlar auf der Veranstaltung. „Viele Geschichten erzählen heute von Krisen, aber unsere 30 bis 2030 sind eine Komposition der Hoffnung – denn auch in der Krise gibt es Geschichten des Gelingens und des Aufbruchs.“

Vor Ort ausgezeichnet wurde etwa auch Heike Freund, COO von Marcel Fusion. Das Start-up will nichts weniger als mit der Kernfusion alle Energieprobleme der Gegenwart lösen. Bei der Frage, ob die Kernfusion überhaupt rechtzeitig kommen kann, um Teil der Lösung zu werden, blieb sie im Gespräch mit WiWo-Chef von Buttlar optimistisch. „Wenn man eine Sache unbedingt hinbekommen möchte, kann es auch schnell gehen – das haben wir in Deutschland auch schon in der Vergangenheit bewiesen“, sagte Freund.

Moderatorin und stellvertretende Ressortleiterin Management und Karriere Kristin Rau diskutierte mit Cardior-Gründerin Claudia Ulbrich (v.l.n.r).

Foto: WirtschaftsWoche

Es brauche aber das Zusammenspiel von Industrie, Wissenschaft, Politik und Start-ups. „Wir haben hier die klügsten Köpfe, ein tolles industrielles Ökosystem – wir müssen es aber schaffen, in Deutschland nicht nur zu gründen, sondern Unternehmen auch bis zur Kommerzialisierung hier zu führen“, sagte die ehemalige McKinsey-Beraterin.

Was der Blick in die USA bringen kann

Zu unseren 30 bis 2030 zählt auch Alexander Leutner. Früher hat er mal einen Hersteller von Kamerasystemen aufgebaut. Doch als sein Bruder eine Spenderniere brauchte, überdachte der studierte Maschinenbauer seine Prioritäten. Er recherchierte, dass es weltweit nur wenige Unternehmen gibt, die Organe durch 3D-Biodruck herstellen wollen – darunter Cellbricks aus Berlin. Der Entrepreneur stieg 2021 ein und treibt seither als CEO die Entwicklung voran.

Der Plan: Durch Bioprinting soll etwa Fettgewebe entstehen, das zum Brustaufbau nach einer Krebserkrankung nötig ist. Tierversuche verlaufen erfolgreich, klinische Studien starten bald. Was es aber für den Erfolg von Cellbricks und anderen Unternehmen aus Deutschland braucht: „Wir sollen das Mindset, das uns aus den USA entgegenkommt, aufnehmen“, sagte Leutner auf der Bühne. „Mehr Möglichkeiten sehen, mehr Risiko eingehen und dieses Mindset etablieren – das kann langfristig den Unterschied ausmachen.“

Michael Förtsch, Gründer von Q.ant, gehört ebenfalls zu den Preisträgern von Deutschlands 30 bis 2030. Er arbeitet an einem neuartigem Chipmodul. Dabei läuft der Chip nicht digital, sondern analog, ähnlich einem menschlichen Gehirn – und zwar mit Lichtwellen. „2030“, erklärte Förtsch selbstbewusst, „werden wir der weltweit dominierende Prozessorhersteller für künstliche Intelligenz sein.“ In den USA hat er die Weltneuheit gerade vorgestellt.

„Aber in Deutschland haben wir die Wiege der Spitzentechnologie mit ausgeprägtem Mittelstand, darauf können wir stolz sein und sollten aus auch zu einem gewissen Grad weiter kultivieren“, sagte der Gründer in Düsseldorf. Für die Zukunft mahnt er aber auch in der Öffentlichkeit mit einem positiverem Umgang mit vermeintlich schlechten Nachrichten: „Vielleicht sollte man es künftig zum Beispiel eher so sehen: 3000 entlassene Ingenieure sind 100 neue Start-ups.“

„Europa muss erwachsen werden – und zwar schnell“

Ebenfalls zu den Ausgezeichneten zählt Susanne Wiegand, Chefin des Augsburger Getriebeherstellers Renk. Die einzige Frau im Chefsessel eines deutschen Rüstungsunternehmens attestierte Deutschland im Gespräch mit WiWo-Chefredakteur Horst von Buttlar eine Entwicklung, seitdem Bundeskanzler Olaf Scholz die Zeitenwende ausgerufen hat. „Vorher hat sich die Mehrheit nicht mit Sicherheit beschäftigt, Bundeswehr, Krieg und Instabilität waren höchstens in Afghanistan ein Thema“, sagte sie. Dem habe man sich annähern müssen – und das sei passiert. „Unsere Fähigkeit, uns zu verteidigen hat sich leider nicht verbessert, die Bundeswehr ist schwächer als vor zwei Jahren.“ Wichtige Bestände seien an die Ukraine abgegeben worden. Budgets seien zwar gestiegen, würden aber keine wirkliche Zeitenwende darstellen. „Die Wake-up-Calls Ukraine-Krieg und US-Wahl sollten aber eigentlich reichen, damit Europa zusammenrückt und diese Aufgabe angeht – in den wenigen Jahren, die wir wahrscheinlich noch Zeit haben“, sagte Wiegand.

Konkurrenten wie Tesla überflügeln

Im globalen Wettlauf um technologische Innovation droht Deutschland ins Hintertreffen zu geraten. Doch auch hier gibt es Unternehmer, die dem entgegenstehen wollen – und deswegen zu unseren Mutmachern für den Wirtschaftsstandort Deutschland zählen.

Auf dem Tech-Panel diskutierte WiWo-Redakteur Andreas Menn mit Elias Schneider, Jan Goetz und David Reger (v.l.n.r).

Foto: WirtschaftsWoche

Einer davon ist David Reger. Er will die größte Robotikfirma der Welt schaffen – von einer schwäbischen Kleinstadt aus. Der Tesla-Chef und SpaceX-Gründer Elon Musk ist für Reger ein Leitbild. Musks aktuelles politisches Engagement sei „schwierig“, findet Reger, seine unternehmerische Bilanz aber suche seinesgleichen: „Er ist für mich der größte Stratege der Welt“, schwärmte Reger. Deshalb wolle er sich ebenso wie Musk „große, ambitionierte Ziele“ setzen – aber eben „in meinem Land, für mein Land“.

Eins davon: Reger will mit seinem Konkurrenten Tesla nicht nur mithalten, sondern es im besten Falle auch überflügeln. „Ich wünsche mir, dass Deutschland der größte globale Markt für Robotik wird“, sagte Reger auf der Bühne und erntete dafür den Applaus der Zuschauer.

Eine Übersicht der Berichterstattung zu „30 bis 2030“ finden Sie hier

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