Fortschritt Diese Technik-Trends kommen 2014

Warum Taxis bald fliegen, Faxgeräte Objekte verschicken und Brillen unser Wissen erweitern: Weltweit arbeiten Forscher an bahnbrechenden Techniken. Viele nähern sich der Marktreife - oder sind sogar schon verfügbar.

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Paketdrohnen und Google Glass sind nicht die einzigen technischen Neuerungen, die uns im kommenden Jahr beschäftigen werden. Quelle: Marcel Stahn

Wenn der Restaurantgast am Nachbartisch künftig die Brille aufsetzt, um die Speisekarte zu lesen, muss das nicht mehr heißen, dass er weitsichtig ist. Der Fremde könnte aus dem Ausland kommen – und sich das Menü von seiner Brille übersetzen lassen. Genau das macht Word Lens, eine App, die es für Smartphones schon gibt und die nun auch auf Googles Datenbrille Glass funktioniert.

Die Brille, die bisher nur ein exklusiver Kreis von Nutzern testet, greift via Handy aufs Internet zu. Ihr Herzstück ist ein Bildschirm vor dem rechten Auge, klein wie ein Cent-Stück. Schaut der Nutzer hindurch, scheint es ihm, als schwebe ein Bildschirm in seinem Blickfeld. Zugleich filmt eine Kamera in der Brille die Umgebung. Das nutzt auch Word Lens: Ein Sprachbefehl reicht, schon zeigt der virtuelle Bildschirm etwa die englische Version eines deutschen Textes an. Die App imitiert sogar die Schrift, sodass es aussehen kann, als wären die Zeilen auf Englisch gedruckt.

So viel Skepsis Datenbrillen wecken, so sehr ihre Kameras die Angst vor Überwachung schüren – sie markieren zugleich einen immensen Sprung im Zusammenspiel von Mensch und Maschine. Denn die Technik, die wirkt, als stamme sie aus dem Fundus der Star-Trek-Designer, macht den gewaltigen Wissensschatz des Internets so leicht zugänglich wie keine andere zuvor. Der Fortschritt ist so groß, dass dagegen selbst der Wechsel vom monochromen Computerbildschirm zur Maussteuerung am PC in seiner Bedeutung verblasst.

So wird das Technikjahr 2014

Die smarten Datenbrillen sind nur eine von zahlreichen, radikal neuen Technologien, innovativen Produkten und kreativen Forschungskonzepten, die wir im Folgenden vorstellen. Vieles klingt nicht weniger gewagt als Googles digitales Auge.

Und doch sind Drohnen als moderne Lastesel, 3-D-Drucker für Lebensmittel, Roboter-Ärzte oder Low-Cost-Energiespeicher viel näher an der Realität, als wir glauben. Schon 2014 stehen bei den vielen Technologien entscheidende Entwicklungssprünge zur Marktreife bevor. Andere werden sich schon in unserem Alltag breitmachen – und in der nächsten Dekade werden sie ihn nachhaltig verändern.

Wie auch die Computerbrillen, die 2014 erstmals in nennenswerten Mengen auf den Markt kommen – neben Google zählen auch Unternehmen wie Brother, Recon oder Vuzix zu den Treibern der Entwicklung. 2016, rechnen die Marktforscher von IHS hoch, sollen weltweit immerhin schon rund 6,6 Millionen Exemplare verkauft werden. Und das IT-Marktforschungsunternehmen Gartner geht davon aus, dass 2018 schon zehn Prozent der US-Unternehmen Datenbrillen industriell einsetzen. Etwa, wenn die intelligenten Gläser Handwerkern Reparaturanleitungen in den Blick einspiegeln.

Welche Möglichkeiten die Technik bereits bietet, zeigen erste Apps auf Google Glass: Der Reiseführer Field Trip etwa blendet Informationen zu Bauwerken oder Denkmälern ins reale Straßenbild ein. Wer sich in New York ein Fahrrad des Anbieters Citi Bike ausleiht, dem zeigt die Brille per Countdown, wann die Leihfrist abläuft – und weist visuell den Weg zur Abgabestation.

Die Raumfahrtträume eines Milliardärs
Microsoft-Mitgründer Paul Allen will die Raumfahrt revolutionieren. Er plant den Bau des bisher größten Flugzeuges auf der Welt, von dem aus Satelliten oder auch Raumfahrzeuge gestartet werden sollen. Quelle: dapd
Die Raumfahrzeuge sollen von dem Flugzeug-Giganten in 10.000 Meter Höhe gebracht werden. Dort erfolgt dann der Start ins All. Quelle: dapd
In den Flugzeugriesen sollen sechs Boeing-747-Triebwerke eingebaut werden. Das Gewicht wird bei 544 Tonnen liegen, die Flügelspannbreite bei 116 Metern. Quelle: dapd
Zum Start und zur Landung benötigt das Flugzeug eine 3,65 Kilometer lange Bahn.
Allens Unternehmen Stratolaunch arbeitet bei der Konstruktion der Maschine mit dem legendären Flugzeugdesigner Burt Rutan (l.) zusammen. Quelle: dapd
Beide hatten bereits bei der Entwicklung des SpaceShipOne kooperiert, das es 2004 als erstes privat gebautes bemanntes Fahrzeug in den Erdorbit schaffte. Quelle: ap
Der erste Flug der Maschine sei innerhalb der nächsten fünf Jahre geplant, so Allen.

Weltraum für Jedermann

Das US-Startup Meta verfolgt noch kühnere Pläne: Seine Datenbrille Space Glasses soll Augmented-Reality-Anwendungen ermöglichen, die echte und virtuelle Welten verschmelzen. Bei ihr sind die gesamten Brillengläser durchsichtige Bildschirme. Zugleich misst sie die Tiefeninformationen ihrer Umgebung. Beides zusammen soll es möglich machen, dreidimensionale Architekturmodelle, Spielfiguren oder Möbelstücke täuschend echt ins reale Bild einzublenden – und sie sogar mit Handgesten zu verschieben und zu bearbeiten.

Sollte das so gut klappen wie versprochen, wären wir endgültig in der Welt von Star Trek angekommen.

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