Hirn-Computer-Schnittstelle Der Gedankenhelm als Goldgrube

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„Das ist wie eine Goldmine“

Es sind allerdings die naheliegendsten Dinge, die nicht gerade bahnbrechend anmuten. Johnson gibt das offen zu. Er möchte das weitere Unternehmer und Wissenschaftler sich Gedanken machen, was man mit den Daten aus dem Helm Sinnvolles und Nützliches machen kann. Sein Geschäftsmodell ist, die Hardware zu liefern und damit eine Plattform zu bauen, auf der andere Gründer und Wissenschaftler mit ihren Anwendungen und Ideen aufsetzen können.

„Wir wollen eine Community starten, ähnlich wie einst der Appstore von Apple und das iPhone das Entwickeln von interessanten Anwendungen inspirierte“, sagt er.

Dafür hat er die Entwicklung eines Prototyps finanziert und fünfzig der Helme produzieren lassen. Zehn Helme will er kostenlos an die Leute mit den kreativsten Ideen verschenken. Die anderen 40 Helme kosten 5000 Dollar pro Stück. Der Wettbewerb startet am ersten November und steht weltweit offen. Ab Januar sollen die Helme nebst Software und Spezialcomputer ausgeliefert werden.

„Zu erkennen, wenn man gute und schlechte Tage hat und warum das gerade so ist, das wäre bestimmt ein Hit“, schlägt David Boas vor, Professor für Biomedizintechnik am Boston University Center for Systems Neuroscience, vor. Boas, der in seinem Lab Messtechniken für Gehirnsignale studiert und entwickelt, ist begeistert. Ein Gerät in dieser Größe, Fähigkeiten und Preis sei derzeit am Markt einzigartig, meint er.

Joy Hirsch, Professorin für Psychiatrie und Neurowissenschaften an der medizinischen Schule der Universität Yale ist ebenfalls hingerissen. Viele Leute würden abwinken und denken, dass solch eine Schnittstelle zum Gehirn noch Jahrzehnte entfernt sei, dabei sei inzwischen so viel möglich. „Wir erfassen damit nur einen Teil des Gehirns, aber schon das ist wie eine Goldmine“, sagt Hirsch.

Das Gold muss allerdings noch gehoben werden. Nachdem Johnson bereits 54 Millionen Dollar aus seinem Vermögen investiert hat, ist kürzlich Kapital aus dem Silicon Valley in Höhe von 53 Millionen Dollar dazugekommen, unter anderem von Sun-Microsystems-Mitgründer Vinod Khosla. „Bryan und sein Team bauen die nächste globale Plattform der Vernetzung auf, in dem Fall über Gehirnschnittstellen“, erwartet der prominente Wagnisfinanzierer.

Große Worte.


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Auch wenn Johnson sein Unternehmen nach eigenem Bekunden ganz bewusst in Los Angeles angesiedelt und gerade nicht im Silicon Valley, kann auch er sich nicht dem Größenwahn des Hightech-Tals entziehen. Auch wenn das vielleicht einige Wissenschaftler vor den Kopf stößt, genau wie Musks vollmundige Versprechungen mit Neuralink. Aber die Begeisterung und das Selbstvermarkten gehören halt dazu, wenn man kühne Pläne umsetzen will.

Mehr zum Thema: Machen die Techriesen den Traum vom Computer im Kopf wahr?

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