SpaceX Starship Rakete explodiert, Start abgebrochen – und Musk jubelt trotzdem

Das Starship legte eine regelrechte Bruchlandung hin – und explodierte. Quelle: REUTERS

Erst wurde der Test des „Starships“ von SpaceX nur 1,3 Sekunden vor dem Start abgebrochen. Dann explodierte die Rakete während des nächsten Versuchs bei der Landung. Elon Musks Begeisterung ist trotzdem groß. Wieso?

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„Starship“ – so lautet der klangvolle Name der größten Rakete der Welt. Gebaut wird sie von SpaceX, dem Raumfahrt-Start-up von Milliardär und Tesla-Chef Elon Musk. 120 Meter hoch soll sie werden. Besonders deutlich wird die Größe der Rakete im Vergleich mit einem Passagierflugzeug.

Doch die Größe bringt offenbar auch einige Probleme mit sich. Am Dienstag sollte der Starship-Prototyp SN8 zu seinem ersten Höhentestflug auf 12,5 Kilometer steigen. Eigentlich. Denn wegen eines Problems mit dem Triebwerk musste der Test abgebrochen werden. Nur 1,3 Sekunden vor dem Start. Bei den vorherigen Tests wurden die Prototypen nur auf rund 150 Meter hochgeschossen.

In der Nacht zu Mittwoch dann gelang der Testflug. Zumindest bis zur Rückkehr auf die Erde. Das Starship legte eine regelrechte Bruchlandung hin – und explodierte. Aufgrund eines Problems mit dem Treibstoffsystem sei die Geschwindigkeit des unbemannten Flugkörpers beim Landeanflug zu hoch gewesen, teilte SpaceX-Gründer Musk nach dem Test am Mittwochabend (Ortszeit) im US-Bundesstaat Texas per Twitter mit.



Die nur wenig vertrauensweckenden Bilder, die Zuschauer per Livestream zu sehen bekamen, hindern Musk nicht daran, den Test als vollen Erfolg zu verbuchen. Oder besser gesagt: abzufeiern. „Wir haben alle Daten bekommen, die wir brauchen“, klingt zwar noch nach einem verhaltenen Tweet. „Mars, here we come“ und „Congrats SpaceX team hell yeah“ allerdings ganz und gar nicht.

Tatsächlich ist die Euphorie des Firmenchefs trotz der Komplikationen angebracht. Bis auf die letzten Minuten der Landung kann der Start nämlich als Erfolg angesehen werden. Und dem Starship kommt in der Geschichte von SpaceX – und der Geschichte der Raumfahrt insgesamt – eine große Bedeutung zu: „Das Starship wird ein Paradigmenwechsel in der Raumfahrt“, sagte etwa Eric Berger jüngst im WiWo-Interview. Berger ist Buchautor und einer der weltweit profiliertesten Raumfahrtjournalisten beim US-Online-Magazin Ars Technica. Im März erscheint sein Buch „Liftoff“ über die Gründungsjahre von SpaceX.



Das Starship werde plötzlich eine Menge Dinge im All möglich machen, sagt Berger. „Sei es der Bau einer Solarfarm auf dem Mond oder weltraumgestützter Teleskope. Es ist heute schwierig, sich vorzustellen, was tatsächlich alles passieren könnte“.

Musk will das „Starship“ selbst komplett wiederverwendbar machen. Bei den aktuellen „Falcon“-Raketen von SpaceX landet nur ein Teil der Stufen wieder auf der Erde, um erneut eingesetzt zu werden. „Elon ist unaufhaltsam, er treibt seine Mitarbeiter ständig voran. Er ist ein äußerst anspruchsvoller Chef, er will, dass die Dinge schneller erledigt werden als bisher. Und er fordert seine Mitarbeiter auf, Dinge zu tun, die fast unmöglich sind“, beschreibt Biograph Eric Berger den Firmenchef im WiWo-Interview. Womöglich begründen diese Eigenschaften auch Musks grenzenlose Freude über Testflüge samt dem kurzfristigen Abbruch und der Explosion.


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Unter anderem für die Entwicklung des Starships ist Elon Musk übrigens von Los Angeles nach Texas gezogen, wie er bei einem Event des „Wall Street Journals“ kürzlich sagte. Hier baut sein anderes Unternehmen, Tesla, auch eine neue Fabrik. Um näher an seinen Lieblingsprojekten zu sein, dürfte den Starmanager künftig auch häufiger nach Deutschland führen. Wie er vor einigen Tagen nämlich ebenfalls bekanntgab, möchte er künftig mehr Zeit in der Bundesrepublik verbringen, wo bei Berlin das europäische Tesla-Werk gebaut wird.

Mehr zum Thema: Musk-Biograph Eric Berger erzählt im Interview, was das Starship so bahnbrechend macht und warum SpaceX allen davonfliegt.

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