Die Frage, wie sehr der Staat mit einer Prämie den Kauf eines E-Autos unterstützen sollte, spaltet die Koalition. Dabei scheint die Sache eindeutig zu sein, wenn es nach den potenziellen Käufern geht: Der Preis ist denen nicht besonders wichtig – das Geld für die Prämie könnte also besser anderswo investiert werden.
So zumindest lässt sich eine Umfrage interpretieren, die das Meinungsforschungsunternehmen Civey im Auftrag der WirtschaftsWoche durchgeführt hat: Demnach sagt nur etwa ein Drittel derer, die an einem E-Auto interessiert sind, dass sie sich keines anschaffen würden, wenn die Kaufprämie wegfiele.
Derzeit beträgt der 2016 eingeführte Zuschuss für Elektroautos bis zu 9000 Euro, für Plug-in-Hybride bis zu 6750 Euro. Zwei Drittel davon überweist der Staat, den restlichen Rabatt gewähren die Autohersteller. Plug-in-Hybride sollen nur noch dieses Jahr subventioniert werden, die Prämie für reine E-Autos soll von nächstem Jahr an stetig sinken und 2026 vollständig wegfallen.
Versöhnung per Steuererklärung
Allerdings pocht Bundesfinanzminister Christian Lindner von der FDP darauf, dass der Bund die in der Coronapandemie ausgesetzte Schuldenbremse im nächsten Jahr wieder einhält – und deshalb auch den Kauf von Elektroautos nicht mehr länger finanziell unterstützt. Man könne sich solche „fehlgeleitete Subventionen“ schlicht nicht mehr leisten, so Lindner. Zuletzt hieß es, dass sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dieser Position anschließe.
Das Bundeswirtschaftsministerium unter der Führung des Grünen-Politikers Robert Habeck hat derweil ein Bonus-Malus-System für die Kfz-Steuer ins Spiel gebracht: Dieses könnte die Kaufprämie überflüssig machen – und Lindner sowie die eigene Partei versöhnen. Autos mit hohen Emissionen würden demnach höhere Steuern zahlen, Elektroautos hingegen sogar einen Zuschuss erhalten.
In der Bevölkerung ist die Skepsis gegenüber einer Kaufprämie für E-Autos groß: Etwa 59 Prozent der Befragten, auch das zeigt die Civey-Umfrage, sind dagegen, dass der Staat die Anschaffung von Autos mit reinem Elektroantrieb über dieses Jahr hinaus fördert. Allein die Anhänger der Grünen sind mehrheitlich für eine solche Förderung – mit 53 Prozent der Befragten. Unter den FDP-Wählern sprechen sich gerade einmal 17 Prozent für solch eine Subvention aus. Nur unter den Anhängern der AfD ist die Zustimmung noch geringer. Sie liegt dort bei neun Prozent.
Viele nehmen den Zuschuss gern noch mit
Doch offenbar sind die Deutschen in dieser Haltung auch nicht so konsequent, dass sie nicht doch noch einen finanziellen Zuschuss mitnehmen würden – solange es diesen eben gibt: Immerhin 49 Prozent der Befragten, die in den nächsten 24 Monaten ein Auto mit reinem Elektroantrieb kaufen wollen, würden diese Anschaffung vorziehen, wenn die staatliche Kaufprämie zum Ende des Jahres auslaufen würde.
Ohnehin scheint es nicht der hohe Preis eines E-Autos zu sein, der die Menschen von einer Anschaffung abhält. Oder zumindest nicht der hohe Preis allein. Denn unter denjenigen, die sich gegen einen Kauf aussprechen, geben 65 Prozent an, dass die geringe Reichweite solch eines Fahrzeugs sie abschrecke. Den hohen Preis benennen 66 Prozent als entscheidende Hürde – und damit nur wenige mehr.
54 Prozent der Befragten gaben als Grund für ihre Zurückhaltung an, dass das öffentliche Ladenetz nicht ausreichend gut ausgebaut sei. 46 Prozent, dass sie keine Möglichkeit haben, ein E-Auto privat zu laden.
Doch in der Frage, ob die Bundesregierung den Ausbau von öffentlichen Ladestationen für Autos mit reinem Elektroantrieb finanziell stärker fördern sollte, sind die Deutschen ebenfalls gespalten. Auch für diese staatliche Unterstützung sprechen sich nur die Grünen-Anhänger aus – zu 70 Prozent. Die Ablehnung unter den FDP-Anhänger allerdings ist nicht ganz so stark wie bei der Förderung der E-Autos: 34 Prozent lehnen Subventionen fürs Ladenetz ab.
Lesen Sie auch: Wer sich ein E-Auto anschafft, sollte auch bei der Versicherung auf ein paar Besonderheiten achten. Ein kleiner Ratgeber.