Mobilität: Jobrad, Mobilitätsbudget, Firmenticket: Die Dienstwagen-Alternativen

Dienstwagen: Begehrte Statussymbole oder doch aus der Zeit gefallen?
Klara Geywitz (SPD) fällt unter den Bundesministern auf. Ihr BMW 750 Li xDrive ist ein reiner Benziner. Ihre Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Ressorts fahren, soweit es nicht aus Sicherheitsgründen geheim ist, allesamt Hybrid- oder selten reine E-Fahrzeuge: Die Deutsche Umwelthilfe hat die Bundesminister in ein Ranking nach ihrem CO2-Dienstwagenausstoß geordnet und ordentlich rote Karten verteilt. Schlusslicht ist Geywitz mit ihrem BMW.
Dienstwagen machen den Großteil der Neuzulassungen bei Pkws aus, sie gelten seit langem als Statussymbol. Je größer, desto mächtiger, so die banale Annahme. Ihre Klimabilanz ist verheerend; protzige Autos sind zumeist schwerer und durstiger. Das drückt auf die Konzern-Klimabilanz.
Unternehmen suchen daher nach Alternativen oder ändern zumindest ihre Dienstwagenrichtlinien. Beispiel Siemens: Seit Anfang des Jahres gelten neue Regelungen für die 1.500 leitenden Angestellten des Technologiekonzerns. Sie können nun immerhin per App ihren Dienstwagen wechseln und ein sparsameres Modell nutzen oder ihn für eine Zeit pausieren. Zuvor galt das klassische Drei-Jahre-Dienstwagenmodell.
Andere Unternehmen setzen stärker auf Verkehrsmittel jenseits des Personenkraftwagens.
Wie funktioniert das Jobrad?
Keine Option für eine längere Geschäftsreise, aber bei manchen für den Pendelweg und auch alle privaten Fahrten: Das Dienstrad, das gemeinhin unter dem Schlagwort „Jobrad“ bekannt ist – nach dem hierzulande wohl bekanntesten Anbieter für das Dienstradleasing. 2020 wurde die sogenannte 0,25-Prozent-Regel auf Fahrräder und Pedelecs ausgeweitet. Seitdem können Diensträder günstiger versteuert werden, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter es über eine Gehaltsumwandlung beziehen.
Angestellte können sich ihr Wunschrad dabei selbst beim Fachhändler aussuchen. Unternehmen leasen dann das Bike und überlassen es dem jeweiligen Beschäftigten.

Winora E-Flitzer
Winora gehört zu den etablierten Fahrradherstellern, die Geschichte reicht über hundert Jahre zurück. Der E-Flitzer von Winora ist gänzlich in der Zukunft angekommen – das Fahrrad ist fast so schlank wie ein konventionelles Fahrrad und wiegt nur 16 Kilogramm. 2400 Euro kostet das Pedelec der Traditionsmarke.

Vanmoof S5
Mit smarten und günstigen Pedelecs hat Vanmoof die Herzen vieler Großstädter erobert. Nun bringen die Niederländer neue E-Bikes auf den Markt. Der Hersteller hat unter anderem sein Erfolgsmodell S3 revidiert und in S5 umbenannt. Zugleich haben die Holländer mit dem A5 eine neue Variante mit Tiefeinsteigerrahmen im Angebot, die das bisherige X3 ersetzt. Im Sommer sollen die auf mittlerweile 2500 Euro im Preis gestiegenen Stadt-Pedelecs verfügbar sein.

Ampler Axel
Die 2018 gestartete E-Bike-Marke Ampler hat mit Axel (Bild) und Juna eine neue Modellgeneration vorgestellt. Wie bisher handelt es sich um schicke Alltagspedelecs, die ihre E-Antriebstechnik geschickt kaschieren. Das Modell Axel gibt es auch mit Diamantrahmen, Nutzer sollten zwischen 1,72 bis 2,00 Meter groß sein.

Ampler Juna
Das Modell Juna mit Tiefeinsteigerrahmen empfiehlt sich wiederum für 1,50 bis 1,74 Meter große Personen. Beide Bikes sind online zu Preisen ab 2590 Euro bestellbar.

Opium Speed-Pedelec
Kurze Randnotiz am Anfang: Laut des Vergleichsportals Check24 ist jedes vierte E-Bike nicht gegen Diebstahl versichert. Im Schnitt kosten die Bikes mit E-Motor fast 2900 Euro. Lohnen könnte es sich für dieses Schweizer Fabrikat: Das neue Speed-Pedelec von Opium soll satte 340 Kilometer Reichweite bieten und dürfte über 5000 Euro kosten. Der Marktstart ist fürs nächste Frühjahr geplant.

Stromer ST3 Pinion
Auch aus der Schweiz stammt das ST3 genannte Heckmotor-Pedelec. In Kombination mit Pinion-Mittelgetriebe und Gates-Riemenantrieb soll es alltagstauglicher, pflegeleichter und verschleißärmer sein als andere Bikes. Dafür müssen Interessierte ebenfalls tief ins Portemonnaie greifen: In der Standard-Ausführung mit kleinem Akku ist das Pinion-ST3 ab 7800 Euro zu haben.

UBN Seven
Höherpreisig ist auch dieses Bike von Riese & Müller. Ab 5200 Euro kann das UBN Seven genannte Fahrrad den Besitzer wechseln. Das Fahrrad zeichnet sich durch einen Tiefeinsteigerrahmen aus. Optional lässt es sich gegen Aufpreis mit einer gefederte Vordergabel kombinieren. Riese & Müller verbaut in dem Stadtrad statt den üblichen Bosch-Antrieben einen Motor des Herstellers Fazua.

Kuro
Wer es außergewöhnlicher mag, kann sich beim Hersteller My Boo umschauen: Das Unternehmen baut Fahrräder aus Bambus. Das Kuro genannte Stadtrad kostet um die 3400 Euro und basiert auf einem aus Bambusrohren gefertigten Rahmen, der im Diamant-, Trapez sowie Tiefeinsteiger-Format angeboten wird.

T-Tronik C-Type und T-Type
Der italienische Fahrradhersteller Bianchi erweitert seine Pedelec-Reihe T-Tronik um die beiden schlanken Mittelmotor-Modelle C-Type und T-Type. Während das ausschließlich mit Tiefeinsteigerrahmen erhältliche C-Type für den urbanen Alltag gedacht ist, soll das mit Trapez- oder Diamantrahmen verfügbare T-Type im beliebten Segment der Trekkingräder antreten. Die noch nicht genannten Preise für die neuen Mitglieder der T-Tronik-Familie dürften sich um 3000 Euro bewegen.
Jobrad selbst hat eigenen Angaben zufolge bereits mit über 50.000 Arbeitgebern Verträge für das Dienstradleasing geschlossen, darunter sind Konzerne wie SAP, Deutsche Bahn, Hypovereinsbank oder Bosch. Über fünf Millionen Beschäftigte nutzten damit bereits ein bezuschusstes Fahrrad.
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Wie funktioniert ein Mobilitätsbudget?
Bei Bosch oder SAP können Beschäftigte nicht nur günstiger radeln, sondern auch ihre Dienstfahren zumindest theoretisch gänzlich ohne Dienstwagen absolvieren. Ihnen stehen alle Verkehrsmittel offen: Das kann ein Mietwagen sein; genauso aber E-Scooter, Leihräder, Bus und Bahn oder ein Taxi. Dafür bekommen sie ein festgelegtes Budget von ihrem Arbeitgeber – das Mobilitätsbudget.
Beim weltgrößten Automobilzulieferer Bosch funktioniert das so: Berechtigte Beschäftigte erhalten ein Mobilitätsbudget, mit dem sie eine Bahncard 100 oder einen Geschäftswagen mit dreijähriger Laufzeit nehmen können. Mitarbeiter können sich das Budget auch auszahlen lassen. Für E-Autos und Hybridfahrzeuge gibt es eine Ladekarte obendrauf. Und damit das Ladekabel nicht eingeschweißt im Kofferraum liegt, deckelt Bosch den Zuschuss für den Sprit: Wer mit einem Hybridfahrzeug unterwegs ist, bekommt von Bosch nur die Kosten für drei Liter Treibstoff pro gefahrenen 100 Kilometern. „Derzeit sehen wir bei unseren Mitarbeitenden ein verändertes Bestellverhalten hin zu emissionsärmeren Fahrzeugen“, erklärt der Konzern auf Anfrage. Dennoch habe der Großteil der Bosch-Firmenflotte einen Verbrenner an Bord.
Beim Tiefkühlprodukte-Hersteller Frosta können Berechtigte ebenfalls ein Mobilitätsbudget wählen. Das wird mit dem Gehalt ausgezahlt. Frosta-Mitarbeiter können es für Mobilität ausgeben, müssen aber nicht. Gerade diejenigen, die kein eigenes Auto benötigen, nutzten das Budget, um beispielsweise eine Bahncard oder ein Carsharing-Abo zu kaufen, berichtet Personalchefin Natali Ratsch-Heitmann. Kaufen oder leasen Mitarbeiter dennoch ein Auto, müssen sie die Spritkosten selbst bezahlen. Auch Mietwagen müssen über das Budget bezahlt werden. Reisen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anderweitig, greift die Reisekostenerstattung.
Während Beschäftigte noch selbst wählen konnten, ob sie ihren Dienstwagen gegen das Mobilitätsbudget eintauschen, gibt es für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur das Budget.
In den vergangenen fünf Jahren konnte Frosta so eigenen Angaben zufolge jeden vierten Dienstwagen abschaffen. Bis 2025 soll die Flotte Verbrenner-frei sein. Dennoch gibt sich eine Sprecherin frustriert. Denn im Gegensatz zum Dienstwagen gibt es keine Privilegien für das Mobilitätsbudget. Ratsch-Heitmann: „Für Frosta als Arbeitgeber ist das Mobilitätsbudget viel teurer als der klassische Dienstwagen.“ Sie wünscht sich zumindest ähnliche steuerliche Vorteile, wie sie für den Dienstwagen gelten.
Jobticket: Mit dem ÖPNV statt dem Auto zur Arbeit
Zu den Klassikern der Dienstwagen-Alternativen gehört das Jobticket. Vor allem in größeren Städten und Unternehmen mit vielen Pendlerinnen und Pendlern sind vergünstigte Zeitkarten für den Nahverkehr beliebt. Sie kommen für Beschäftigte deutlich günstiger als Abo-Karten. Unternehmen können sie als Goodie nutzen, um für Bewerberinnen und Bewerber attraktiver zu sein. Seit 2019 sind Jobtickets steuerfrei.
Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die viel unterwegs sind, können Unternehmen zusätzlich oder alternativ auch eine Bahncard Business anschaffen. Beschäftigte können diese auch privat nutzen.
Spannend bleibt dabei freilich, wie sich der aktuelle Feldversuch des 9-Euro-Tickets auf die Zahl der Nahverkehrs-Pendler auswirken wird. Möglicherweise ist das Jobticket künftig kein netter Anreiz mehr, sondern ein harter Wettbewerbsfaktor im Kampf um Fachkräfte.
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