Automesse Detroit Wie Ford beim E-Auto aufholen muss

Ford-Logo mit Aufkleber Quelle: Marcel Stahn

Elf Milliarden Dollar will Ford in Elektroautos investieren. Die Ankündigung zeigt: Der Autobauer hat den Anschluss verpasst. Doch die Pläne klingen halbherzig.

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Die Amerikaner lieben ihren Pick-up. Das wird auf der North American International Auto Show derzeit mehr als deutlich. Nachdem Anfang Januar auf der Messe CES in Las Vegas noch die Zukunft mit Roboautos und smarten Mobilitätsdiensten im Mittelpunkt stand, sind die Stars der Detroiter Messe deutlich handfester. Viel Stahl, höchstens ein bisschen Aluminium, gestreckt auf über fünf Meter Länge.

Ob nun Ford seinen F-150 präsentiert (mit fast 900.000 Neuzulassungen das meistverkaufte Auto der USA), Chevrolet die 2019er Ausführung des Silverado (im Markt die Nummer zwei mit 586.000 Exemplaren) oder GMC beim Sierra die neue „All Terrain“-Variante gar auf Ketten stellt statt auf Reifen: Pick-ups dominieren die Messe und die Verkaufszahlen. Jeder sechste Neuwagen in den USA ist ein Pritschenwagen.

Die Autos aus diesem „sehr patriotischen Segment“, wie es VW-Nordamerika-Chef Hinrich Woebcken umschreibt, werden auch meist von einem sehr amerikanischen Motor angetrieben: dem V8. In den USA ist Sprit nach wie vor so billig, dass sich viele US-Kunden nicht für den Umweltaspekt interessieren. Wenn sie einen Pick-up mit einem der ebenfalls angebotenen V6-Motoren gekaufen, dann meist nur, weil er in der Anschaffung einige tausend Dollar günstiger ist als die großen Achtzylinder. „Bigger is better“ zieht mehr denn je.

Angesichts solcher Exponate überrascht dann doch, was Ford auf der Messe groß ankündigte: Der Autoriese will elf Milliarden Dollar bis 2020 in die Elektromobilität investieren.

Ford hat nur ein halbherziges Elektroauto

Ein Elektroauto von Ford? Das hatte zuletzt 2013 für Schlagzeilen gesorgt, als der traditionsreiche Autobauer dem aufstrebenden Elektrovorreiter Tesla die Namensrechte für das „Model E“ vor der Nase wegschnappte. Tesla hat das Auto deshalb in Model 3 umbenannt und liefert den Wagen mittlerweile – zumindest in kleinen Stückzahlen – schon aus. Bei Ford hingegen gibt es nicht einmal eine seriennahe Studie für ein reines Elektromodell.

Auf der Straße ist der Wandel bei Ford noch nicht wirklich angekommen. VW hat bereits einige (nachgerüstete) E-Modelle auf dem Markt und mit der Modellreihe I.D. schon eine klare Strategie angekündigt. Toyota sammelt seit Jahren weltweit Expertise mit seinen erfolgreichen Hybriden. Und Dauerrivale General Motors hat mit dem Chevrolet Bolt bereits ein vielversprechendes Elektroauto auf dem Markt. Bei Ford hingegen ist in den USA wie Europa nur der Focus Electric erhältlich – auf beiden Seiten des Atlantiks selbst für ein Elektroauto ein Ladenhüter.

Tesla und seine Verfolger

Fords Milliarden-Initiative ist in erster Linie der Versuch des neuen Konzernchefs Jim Hackett, den Rückstand aufzuholen. Unter Hacketts Vorgänger Mark Fields fehlten Ford Strategie und Willen. Dem Vernehmen nach wurde Fields der Börsenerfolg von Tesla zum Verhängnis: Im Frühjahr 2017 war das noch junge kalifornische Unternehmen mit rund 100.000 verkauften Autos pro Jahr an der Wall Street mehr Wert war als Ford mit seinen abermillionen Fahrzeugen. Das reichte dem Verwaltungsrat – er schickte Fields mit seinen damals 56 Jahren offiziell in Rente.

Außer der erwähnten Elektroversion des Focus hatte Fields dem Trend wenig entgegenzusetzen. Das muss der frühere Möbel-Manager Hackett, der bislang nur drei Jahre in der Autobranche verbracht hat, nun aufholen. Sein Konzept klingt aber deutlich weniger revolutionär als bei der Vorgeschichte zu erwarten wäre: „Wenn wir mit der Elektrifizierung erfolgreich sein wollen, müssen wir es mit Fahrzeugen tun, die bereits populär sind“, sagte er auf der Messe.

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