General Motors Mehr Missmanagement geht gar nicht

General Motors: Die fatale Allianz mit Donald Trump Quelle: imago images

Die unheilvolle Allianz zwischen dem US-Autohersteller GM und dem Weißen Haus zerbricht an den geplanten Massenentlassungen. Zu Recht, denn wer die Vernunft derart mit Füßen tritt, verdient die Quittung.

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Nun haben sich Mary Barra und Donald Trump also nicht mehr lieb. Der US-Präsident berichtet von einem bitterbösen Telefonanruf bei der General-Motors-Chefin, weil diese in den USA fast 15.000 Jobs streichen will.

Es ist das Ende einer fatalen Allianz: Trump macht eine sträflich populistische und kurzsichtige Wirtschaftspolitik. Barra trägt diesen Kurs nicht nur mit, sie flüstert dem Präsidenten selbst einige unsinnige Maßnahmen ein. Die beiden verband ein gnadenloser Opportunismus. Trump wollte sich mit Barra an seiner Seite als Freund des amerikanischen Arbeiters inszenieren, Barra wollte für die GM-Aktionäre ein paar „quick wins“ herausholen. Jetzt stehen sie vor einem Scherbenhaufen. Wenn die Leidtragen nicht die 15.000 GM-Leute wären, müsste man sagen: gut so. Denn wer derart Vernunft und Anstand mit Füßen tritt, muss dafür die Quittung bekommen. 

Trumps Wirtschaftspolitik funktioniert nicht. Seine Versprechen an die Arbeiter in der Autoindustrie – „Eure Jobs werden alle zurückkommen“ hatte er ihnen im Wahlkampf zugerufen – waren leeres Geschwätz. Das Steuergeschenk von über 150 Millionen Euro, das er GM in diesem Jahr machte, verpuffte angesichts der Preissteigerungen bei Stahl und Aluminium, die Trump durch seine Schutzzölle ausgelöst hat. Der Schaden addiert sich bei GM allein in diesem Jahr auf ein Vielfaches der Steuererleichterungen.

Es werden keine Jobs zurückkommen. Es wäre schon ein Erfolg für Barra, wenn sie nach diesem Kahlschlag die restlichen Stellen halten könnte. Denn dem Autobauer fehlt eine echte Perspektive. Die Marken des Konzerns sind schwach, stehen für das, was Opel in Deutschland verkörpert: Autos, die ganz okay sind, mehr aber auch nicht. Das Kompaktwagensegment wird GM aufgeben, weil im Moment vor allem große, spritfressende Geländewagen und Pick-up-Trucks in USA gefragt sind. Deshalb drängte Barra auch bei Trump darauf, dass er die strengen Verbrauchsvorgaben für Autos lockert. Eine Zukunftsstrategie ist das nicht, vielmehr eine Flucht in die automobile Vergangenheit. Mit großen Benzinfressern ist in den USA vielleicht noch ein paar Jahre Geld zu verdienen, im Rest der Welt aber sind durch immer strengere Klimaschutzvorschriften und kostenbewusste Verbraucher moderne, emissionsarme Autos gefragt.

Bei allem, was Zukunft ist – elektrisches und autonomes Fahren – kann GM kaum noch mithalten. Um solche Autos bauen zu können, müsste GM nicht tausende Mitarbeiter entlassen, sondern tausende aus dem Silicon Valley abwerben. Der Kapitalmarkt hat längst erkannt, wem die Zukunft gehört: GM hat den zwölffachen Umsatz von Tesla, ist aber an der Börse fünf Milliarden Dollar weniger Wert.

Barra hatte die Wahl: Sie hätte sich für freien Welthandel und globalen Wettbewerb einsetzen können, weil das auf Dauer auch ihrem Unternehmen nutzt. Doch sie hat sich für Trumps Politik der nationalistischen Schutzzölle entschieden. Sie hätte sich für strenge Klimaschutzvorschriften aussprechen können, die alle Autohersteller in den USA dazu zwingen würden, auf zukunftsfähige Technik zu setzen. Stattdessen hat sie für die Aufweichung der Emissionsauflagen lobbyiert. Sie hätte sich, wie viele andere Manager auch, von Trump wegen seiner frauen- und fremdenfeindlichen Haltungen abwenden können, weil dieses Verhalten nicht zu einem gut geführten Unternehmen passt. Aber sie stand treu an seiner Seite und ließ sich als Wahlkampfhilfe einspannen. Mehr Missmanagement geht eigentlich gar nicht.

Wie gut, dass Trump schon den Ausweg aus der Misere kennt: Statt in den USA Fabriken zu schließen, solle Barra aufhören, in China Autos zu bauen, fordert nun der Präsident. GM soll die Autos also in USA fertigen und dann nach China exportieren. Einziger Haken an der Sache: Die vergleichsweise hohen Löhne in den USA, die enormen Transportkosten und vor allem die chinesischen Schutzzölle, die Trump selbst durch seinen Handelskrieg auslöste, würden die Importwagen für die Chinesen unerschwinglich machen. Würde Barra den Vorschlag ernst nehmen, könnte sie den größten Automarkt der Welt abhaken.

Es scheint, als greife der Wahnsinn um sich im Weißen Haus. Da wird es Mary Barra leicht fallen, sich endlich abzuwenden.

Diese US-Konzerne fürchten Trumps Zollpolitik
Der Autobauer steht vor dem größten Umbau seit der Pleite in der Finanzkrise vor zehn Jahren. GM hat angekündigt, fünf Montagewerke zu schließen. Quelle: dpa
Apples Computer und iPhones des Technologie-Konzerns gehören zu den wichtigsten chinesischen Export-Gütern Quelle: dpa
Der weltgrößte Einzelhändler Walmart macht gegen Trumps Zollpolitik mobil. Quelle: REUTERS
Auch der Elektroauto-Pionier Tesla sorgt sich um sein Geschäft auf dem chinesischen Markt. Quelle: imago images
Der Barbie-Hersteller Mattel fürchtet höhere Kosten für zahlreiche seiner Produkte – von Hochstühlen bis zu Badewannensitzen. Quelle: dpa
Der Chiphersteller Intel warnt, dass sowohl kleine als auch große Unternehmen unter Strafzöllen leiden würden. Quelle: dpa
Der Hausgeräte-Hersteller Whirlpool rechnet damit, dass die angedrohten Zölle gegen China die Kosten in die Höhe treiben, die Lieferkette beschädigen und zu einem Wettbewerbsnachteil führen. Quelle: imago images
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