Nach der Nothochzeit Verunsicherte Millionäre tragen ihr Geld zur UBS

Die UBS verwaltete Ende März 4,16 Billionen Dollar an Vermögen. Zusammen mit dem Geschäft der CS wären es über fünf Billionen Dollar - und die UBS damit mit Abstand der größte Vermögensverwalter der Welt. Quelle: dpa

Die Schweizer Bank UBS hat nach den Untergang der Konkurrentin Credit Suisse neue Kundengelder bekommen. Ob aber die Übernahme der CS das Schnäppchen war, nachdem es aussieht, ist noch nicht gesagt.

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Die UBS-Bank hat nach der Nothochzeit mit der gestrauchelten Konkurrentin Credit Suisse Mitte März Milliarden an zusätzlichen Kundengeldern bekommen. Ihr Gewinn halbierte sich allerdings wegen Rückstellungen für einen Rechtsstreit in den USA, wie UBS in Zürich mitteilte. Eine umfassende Strategie zur Integration der CS legte die Bank noch nicht vor.

Im ersten Quartal flossen der UBS 28 Milliarden Dollar (25,32 Mrd Euro) an Neugeldern zu, davon sieben Milliarden in den zehn letzten Märztagen, also nach der Ankündigung der Übernahme der CS. Der Gewinn schrumpfte auf 1,03 Milliarden Dollar. Bei den Rückstellungen geht es um Altlasten aus dem Geschäft mit Ramsch-Hypotheken aus der Zeit vor der Finanzkrise. Laut Bankchef Sergio Ermotti sind die Gespräche mit dem US-Finanzministerium „weit vorangeschritten“.

Wie geht es weiter mit der UBS? 

Die wichtigste Aufgabe sei, zügig eine gute Strategie vorzulegen, sagt Stefan Legge, Dozent für Volkswirtschaft an der Universität St. Gallen. „Wo soll die UBS in fünf Jahren stehen? Unsicherheit ist Gift für alle. Das Bankgeschäft lebt von Vertrauen.“ Im Idealfall werde sie das Filetstück der CS, die Vermögensverwaltung, integrieren, das riskante Investmentbanking schließen und das Schweiz-Geschäft eigenständig weiterführen.

Die UBS verwaltete Ende März 4,16 Billionen Dollar an Vermögen. Zusammen mit dem Geschäft der CS wären es über fünf Billionen Dollar – und die UBS damit mit Abstand der größte Vermögensverwalter der Welt. Allerdings sieht Legge das Risiko von Abflüssen. „Vermögende hatten in der Vergangenheit womöglich Geld bei der UBS und bei der Credit Suisse, denn sie wollen ja nicht alles auf eine Karte setzen. Deshalb dürften sie nun einen Teil ihres Geldes abziehen und sich eine neue zweite Bank suchen, um das Risiko wieder zu streuen.“

Was hinzu kommt

Die Konkurrenz soll versuchen, der UBS Kunden und Mitarbeiter abzujagen, berichtete das gewöhnlich gut vernetzte Portal „Inside Paradeplatz“. „Unsere Konkurrenten haben es auf die besten CS-Berater und -Spezialisten sowie deren interessanten Kunden abgesehen“, zitierte es einen UBS-Mitarbeiter.

Für die UBS sind die kommenden Monate eine Gratwanderung. Vielen Parlamentarier ist eine Bank nicht geheuer, deren Bilanzsumme doppelt so groß ist wie die gesamte Schweizer Wirtschaftsleistung, das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Zum Vergleich: in Deutschland entspricht die Bilanzsumme des größten Geldhauses, der Deutschen Bank, etwa einem Drittel des deutschen BIP. Diskutiert wird eine umfangreiche Regulierung, um die Bankenbranche zu zügeln.

Mit der Abspaltung des CS-Schweiz-Geschäfts könnte sich UBS aus der Schusslinie der Politik nehmen, schafft sich damit aber selbst Konkurrenz. Zudem käme es bei Politikern und der Öffentlichkeit schlecht an, wenn sie damit einen Reibach machen würde. Spekuliert wird, dass das Schweiz-Geschäft an der Börse bis zu 15 Milliarden Franken bringen könnte. Die UBS hatte nur drei Milliarden Franken für die CS gezahlt. Unklar ist allerdings noch, was für Risiken die UBS mit der CS übernommen hat. Die Regierung hat allerdings einen 109 Milliarden Franken großen Rettungsschirm aufgespannt.

„Nicht alles den Amerikanern nachmachen“

Die Bankenbranche will eine drohende Regulierungswut abwenden. Weil ein starker Bankenplatz zum Image der Schweiz gehört, warnen Banken davor, den Finanzplatz etwa durch scharfe Boni-Vorschriften für internationale Manager unattraktiv zu machen. Deshalb spielt der Chef der Bankiersvereinigung, Marcel Rohner, das CS-Debakel herunter: Es habe ja nur eine von 231 Banken ein Problem gehabt. Man dürfe jetzt nicht allen Banken überhastet Zügel anlegen.

Legge fände das aber gar nicht schlecht: „Die Schweiz sollte ihren eigenen Weg gehen“, sagt er.

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„Man muss nicht alles nachmachen, was die Amerikaner machen. Man kann sagen; hier gelten andere Spielregeln. Hier gibt es zwar nicht so hohe Renditen, aber dafür auch nicht alle zehn Jahre eine Krise.“ Er spricht sich dafür aus, dass Banker angesichts der Millionen-Gehälter und -Boni mit ihrem Privatvermögen für die Folgen allzu riskanter Geschäfte haften.

Lesen Sie auch: Interview mit August Benz von der Schweizerischen Bankiervereinigung : „Die Schweiz bleibt ein Hort für Sicherheit und Stabilität“

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