Wölfe der Wall Street kommen Die Milliardenmaschine Goldman Sachs

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"Wir wollen bei der Betreuung sehr wohlhabender Kunden kräftig zulegen"

Auf Mittelständler stürzen sich fast alle Banken. Was können Sie da bieten?

Fink: Wir treten nicht in Konkurrenz zu klassischen Geschäftsbanken. Wir beobachten aber, dass die Finanzierung über den Kapitalmarkt für Mittelständler attraktiver wird. Bei ihnen können wir zum Beispiel mit Hochzinsanleihen punkten. Unsere Produkte sind aber nur ab einer gewissen Unternehmensgröße sinnvoll. Es geht dabei im Allgemeinen um Finanzierungen in dreistelliger Millionenhöhe.

Kukies: Wir wollen auch bei der Betreuung sehr wohlhabender Kunden und im Fondsgeschäft kräftig zulegen. In den USA haben wir schon einen sehr hohen Marktanteil, auch in Europa und besonders in Deutschland sind wir in den vergangenen Jahren stark gewachsen und wollen das weiter tun. Da wir kein eigenes Vertriebsnetz haben, setzen wir in der Vermögensverwaltung auf das institutionelle Geschäft sowie Kooperationen mit anderen Banken, die unsere Produkte anbieten.

Ihre Pläne sind ehrgeizig. Haben deutsche Banker recht, wenn sie vor übermächtigen US-Instituten wie Ihrem warnen?

Fink: Es gibt sehr starke europäische Banken, mit denen wir nicht in allen Disziplinen konkurrieren wollen. Wir konzentrieren uns auf Angebote, bei denen wir unseren Klienten einen Mehrwert bieten. Der ergibt sich vor allem aus unserer globalen Präsenz und Stärke. Wenn ein europäisches Unternehmen einen Wettbewerber in Südamerika kaufen oder mit einem Unternehmensteil an die Börse in Seoul gehen will, gibt es nicht viele Berater mit relevanter Expertise. Da wird die Luft dünner.

Ihnen hilft aber auch die bankenfreundlichere Regulierung in den USA.

Kukies: Die Regeln in den USA mögen anders sein, sie sind aber insgesamt nicht laxer als in Europa. Allerdings haben die Regulierer dort schneller Klarheit geschaffen, und die Banken haben die Altlasten aus der Krise schneller abgearbeitet.

Amtierende und frühere Goldman-Banker
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Sie haben schon deshalb einen Vorteil, weil Sie in den USA höhere Boni als in Europa zahlen dürfen.

Kukies: Viele Regeln, die heute in Europa gelten, sind bei uns weltweit schon lange Standard. Bei Goldman Sachs richtet sich die Vergütung seit jeher nach langfristigen Faktoren.

Kaum hatten europäische Regulierer die Boni begrenzt, haben Investmentbanken versucht, das mit neuen Zulagen zu umgehen. Das ist typisch für Ihre Branche und besonders für Goldman Sachs.

Kukies: Wir stimmen uns ins allen Fragen der Regulierung mit den zuständigen Aufsichtsbehörden ab, selbstverständlich auch in Bezug auf die Vergütung.

Investmentbanker verdienen so gut wie vor der Krise, die sie ausgelöst haben. Das lässt sich nur schwer erklären.

Fink: Wir müssen bei den Gehältern unserer Mitarbeiter insgesamt konkurrenzfähig sein. Der Anteil an Fixgehältern mag in einigen Fällen gestiegen sein. Die absolute Höhe ist aber branchenweit gesunken.

Wenn dem so ist, hat sich damit Ihr klassisches Karriereversprechen erledigt. Ihre Leute arbeiten zehn Jahre bis zum Umfallen, aber dann haben sie wenigstens ausgesorgt.

Fink: Bei Goldman Sachs sprechen wir beim klassischen Karriereweg schon immer von einem Marathon statt von einem Sprint. Das heißt, dass Mitarbeiter uns nicht als Zwischenstation sehen. Entsprechend haben wir ein sehr stabiles Team. Wir müssen aber darauf reagieren, dass es heute mehr Optionen in der Finanzindustrie oder anderen Branchen gibt.

Was heißt das konkret?

Fink: Wenn wir wollen, dass Mitarbeiter langfristig bei uns bleiben, müssen wir zum Beispiel bei den Arbeitszeiten etwas tun. Das ist nicht immer leicht, weil wir als Dienstleister jederzeit für unsere Klienten bereitstehen. Den Service wollen und müssen wir auch bieten. Projekte mit außergewöhnlicher Arbeitsbelastung wird es immer geben, aber wir belohnen nicht die reine Anwesenheit. Wenn ein Team am Wochenende arbeiten soll, müssen die Führungskräfte das zuvor genehmigen. Und wir prüfen genau, ob die Mehrarbeit wirklich erforderlich ist. Gerade unsere sehr ehrgeizigen Einsteiger müssen wir eher ein wenig bremsen.

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